Auschwitz/Oświęcim

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Auschwitz

Amtliche Bezeichnung

poln. Oświęcim

Anderssprachige Bezeichnungen

jidd. Oszpicin; lat. Oszwanczin, Oswiancin, Osswyanczim, Osvencim, Auswieczin; tsch. Osvětim

Etymologie

Der Stadtname leitet sich wahrscheinlich von dem Namen des Besitzers der Siedlung ab.

2. Geographie

Lage

50° 2' nördlicher Breite, 19° 13' östlicher Länge, 230 m über NHN. Auschwitz liegt an der Einmündung der Sola (Soła) in die Weichsel (Wisła), ca. 60 km westlich von Krakau/Kraków.

Region

Kleinpolen

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Republik Polen. Auschwitz ist eine Stadtgemeinde im gleichnamigen Kreis (Powiat oświęcimski) in der Woiwodschaft Kleinpolen (Województwo małopolskie).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Das Stadtwappen zeigt einen von zwei Hälften eines goldenen Adlers flankierten silbernen Turm mit rotem Dach auf blauem Schild.

Mittelalter

Auschwitz gehörte als Teil der Kastellanei Auschwitz zum Bistum Krakau und somit zu Kleinpolen. Urkundlich wurde der Ort erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt, als er an das schlesische Herzogtum Ratibor fiel. 1272 wurde ihm das Stadtrecht (Magdeburger Recht) von Mesko (Mieszko) I. von Teschen (zw. 1252/1256‒1315) verliehen, der dem Oppelner Zweig der schlesischen Piasten entstammte und die Siedlungspolitik in diesem Gebiet förderte. Das Schloss wurde zum Sitz der Piastenherzöge. Nach dem Tod Mieszkos I. im Jahre 1315 wurde das eng mit dem Herzogtum Teschen verbundene Gebiet von Auschwitz zwischen dessen beiden Söhnen geteilt und ein eigenes Herzogtum Auschwitz gegründet. Im 14. und 15. Jahrhundert stand das Herzogtum, in dem sich deutsche Siedler niedergelassen hatten, zeitweise unter der Herrschaft der böhmischen Krone sowie des Heiligen Römischen Reichs. Der polnische König Kasimir IV. Jagiełło (1427‒1492) erwarb 1457 die Rechte an dem Herzogtum und kaufte es für 50.000 Silbermark Herzog Johann IV. von Auschwitz (1426/30‒1495/97) ab. Unter seiner Herrschaft erhielten die Juden das Privileg, sich in der nun königlichen Stadt Auschwitz ansiedeln zu dürfen.

Neuzeit

Im Verlauf des polnisch-schwedischen Krieges (1600‒1629) wurde Auschwitz zum größten Teil zerstört. Infolge der Ersten Teilung Polens gelangten Stadt und Umland an Österreich und wurden Teil des neu gegründeten Königreichs Galizien und Lodomerien (1772‒1918). Maria Theresia und ihre Nachfolger auf dem Thron führten bis 1918 in ihrem Titel auch die Bezeichnung "Herzogin bzw. Herzog von Auschwitz und Zator".

19. Jahrhundert

Die Stadt und die Landgemeinde Auschwitz gehörten in österreichischer Zeit verschiedenen Kreisen an. Von 1817 bis 1866 zählte das einstige Herzogtum zum Deutschen Bund und wurde ein Schauplatz des preußisch-österreichischen Krieges. 1863 verwüstete ein Brand große Teile der Stadt. Seit 1868 gehörten die Stadt und die Landgemeinde der Bezirkshauptmannschaft Biala (Biała) an. 1896 erhielt die Stadt Auschwitz eine eigene Gemeindeordnung. 1900 wurden 414 Häuser gezählt; zum Gerichtsbezirk Auschwitz gehörten 23 Ortsgemeinden und 15 Gutsgemeinden. Durch die Saisonarbeit in Deutschland und die Emigration nach Amerika und anderen Überseegebieten wurde Auschwitz Ende des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Sammelplatz für Saisonarbeiter und Emigranten aus Galizien, die in Baracken am Stadtrand auf ihre Ausreise warteten.

20. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt Teil des unabhängig gewordenen Polen. Infolge der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, die alle sozialen Schichten traf, kam es zu Spannungen zwischen der christlichen und der jüdischen Bevölkerung.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 war die Stadt eine der ersten besetzten polnischen Städte. In den ersten Septembertagen wurden von den deutschen Besatzern mehrere Juden ermordet, Ende September die Große Synagoge abgebrannt und der jüdische Friedhof zerstört. Im Oktober 1939 wurde der Name der Stadt, Oświęcim, in "Auschwitz" geändert und die Stadt dem Kreis Bielitz angegliedert, der als Teil des Regierungsbezirks Kattowitz dem Reichsgebiet angeschlossen wurde.

1940 wurden das Gelände mit Gebäuden und Baracken am Stadtrand von Auschwitz, das nach 1918 der polnischen Armee für Heereszwecke gedient hatte, und die von den deutschen Besatzern beschlagnahmten Gebäude des aufgelösten Polnischen Tabakmonopols, die dem Gelände eingegliedert wurden, in ein Konzentrationslager umgewandelt. Der erste Transport mit 728 polnischen Häftlingen aus Tarnów traf im Juni 1940 ein. Nach der Verlegung der Häftlinge in das Stammlager befanden sich in den Gebäuden des ehemaligen Tabakmonopols das Stabsgebäude, die Büros der KZ-Verwaltung, die Unterkünfte für die SS-Aufseher und das Waffenlager.

Im März und April 1941 wurden auf Befehl Heinrich Himmlers (1900–1945) Tausende von Juden aus der Stadt Auschwitz nach Chrzanów, Sosnowitz/Sosnowiec und Bendzin/Będzin ausgesiedelt, um Wohnungen für die Bauarbeiter der Buna-Werke zu schaffen.

Bis Mitte 1942 machten polnische politische Häftlinge die Hälfte der Häftlinge des KZ Auschwitz aus. Nach der sog. Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 ("Endlösung der Judenfrage") wurden Hunderttausende von Juden aus Deutschland und den deutsch besetzten Ländern nach Auschwitz deportiert, die seitdem die größte Zahl der Häftlinge stellten. Berechnungen, die in den 1980er und 1990er Jahren auf Basis der Transportlisten angestellt wurden, ergaben, dass mindestens 1,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder nach Auschwitz transportiert wurden, von denen mindestens 1,1 Millionen den Tod fanden. Die Juden hatten mit rund 960.000 Personen die größte Anzahl an Opfern zu beklagen. Die meisten von ihnen wurden in den Gaskammern in Auschwitz sowie in den seit 1942 in dem nahegelegenen Lager Birkenau (Brzezinka) errichteten Gaskammern getötet. Bei der am 17. Januar 1945 beginnenden sog. Evakuierung des KZ durch die SS bzw. auf den Todesmärschen von etwa 58.000 Häftlingen aus Auschwitz und Birkenau, die auf die Konzentrationslager im Reichsgebiet verteilt werden sollten, kamen wiederum Tausende von Häftlingen ums Leben. Bei der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 traf die Rote Armee nur noch etwa 7.000 Häftlinge an, von denen viele aufgrund der Unterernährung und an Krankheiten im Laufe der folgenden Wochen starben.

Bevölkerungsentwicklung

Um 1350 zählte die Stadt Auschwitz etwa 1.400 Einwohner, darunter eine größere Anzahl Deutscher.[1] 1765 zählte die Stadt 862 Einwohner, darunter 133 Juden. 1880 zählte die Stadt 4.754 und 1890 5.054 Einwohner, darunter 2.535 Juden. Die Einwohnerzahl entwickelte sich sehr dynamisch und im Jahre 1900 wurden 6.841 Einwohner verzeichnet, darunter 3.029 Katholiken und 3.779 Juden. 19 Einwohner waren griechisch-katholischer, 14 "anderer" (vermutlich evangelischer) Konfession.[2] Um 1919 zählte Auschwitz etwa 10.000 Einwohner, darunter 5.300 Juden. Zahlen für 1939 liegen nur schätzungsweise vor, so geht man von rund 14.000 Einwohnern aus, darunter 7.000-8.000 Juden, die 1941 in die Ghettos von Chrzanów, Sosnowiec und Będzin deportiert wurden. 2012 zählte die Stadt rund 40.000 Einwohner.

Wirtschaft

In Auschwitz hatten sich im Mittelalter zahlreiche Handwerker angesiedelt. Einen wirtschaftlichen Niedergang erfuhr die Stadt im 17. Jahrhundert während der schwedisch-polnischen Kriege. Erst im 19. Jahrhundert begann schrittweise ein wirtschaftlicher Aufschwung, als sich Unternehmer in der Stadt niederließen und ein Eisenbahnanschluss entstand. 1804 errichtete die Familie Haberfeld hier eine Wodka- und Likörfabrik.

Seit 1847 verfügt Krakau über eine Verbindung mit Oberschlesien durch die Anbindung an die Oberschlesische Eisenbahn in Myslowitz/Mysłowice, über die auch die Züge der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von Wien nach Krakau gelangten. Erst als 1856 die Oberschlesische Eisenbahn nach einem Übereinkommen in die k. k. Östliche Staatsbahn umgewandelt wurde, wurde zusätzlich eine Verbindung von Trzebinia über Auschwitz nach Dzieditz/Dziedzice (heute Czechowice-Dziedzice) eingerichtet. Seit 1858 bediente dann die Kaiser-Ferdinands-Bahn die über Auschwitz führende Verbindung Wien‒Krakau. Durch die Eisenbahnanbindung erfuhr Auschwitz einen wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte sich aufgrund seiner Grenzlage bald zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt. Per Bahn gelangte man nun von hier aus über Myslowitz und Breslau/Wrocław auch nach Berlin.

In Auschwitz wurden Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Fabriken von jüdischen Unternehmern gegründet, u. a. zur Herstellung von Dachpappe, Asphalt, Dünger. Von der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre und in den 1930er Jahren waren sowohl christliche als auch jüdische Händler, Kaufleute, Unternehmer und Fabrikanten betroffen.

Religions- und Kirchengeschichte

Außer der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in der Stadt, die im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, bestand seit dem 14. Jahrhundert ein Dominikanerkloster am Stadtrand. Beide Gebäude wurden, neben vielen anderen, Opfer des Stadtbrandes von 1503 und im Laufe des 16. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Unter österreichischer Herrschaft wurde das Dominikanerkloster im Rahmen der Josephinischen Reformen aufgehoben; die Mönche mussten das Kloster verlassen und das Gebäude verfiel. Seit Ende des 19. Jahrhunderts befinden sich in Auschwitz die Kongregation der Salesianer sowie die Kongregation der "Töchter der schmerzhaften Jungfrau Maria".

Juden in Auschwitz

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gestattete König Kasimir IV. Jagiełło (1427–1492) den Juden, sich am Fuße des Schlossberges niederzulassen. Sie standen unter der fürstlichen Gerichtsbarkeit, durften ihre Religion ausüben und verfügten über eine Selbstverwaltung. Einschränkungen erfuhr die jüdische Gemeinde durch das 1563 von König Sigismund II. August (1520–1572) erlassene Edikt, in dem ein numerus clausus für die Juden eingeführt wurde. Es durften sich demnach keine weiteren Juden mehr in der Stadt niederlassen und es war Juden verboten, Häuser am Ringplatz zu kaufen. Trotz dieser Restriktionen erlahmte das jüdische Gemeindeleben nicht. 1588 wurde eine hölzerne Synagoge errichtet und ein Friedhof angelegt. Mit der Einführung neuer administrativer Strukturen im österreichischen Teilungsgebiet seit 1772 kam es auch zu Veränderungen in der Organisation der jüdischen Gemeinde. Erst mit der österreichischen Verfassung, dem Staatsgrundgesetz von 1867, erhielten die Juden die vollständigen staatsbürgerlichen Rechte, was ihnen auch ermöglichte, sich in den Stadtrat wählen zu lassen. Zeitweise stellten Juden auch die Vizebürgermeister. Nach dem Stadtbrand im Jahre 1863 wurde die aus dem 16. Jahrhundert stammende hölzerne sog. Große Synagoge nun aus Ziegeln wiederaufgebaut und erhielt eine neuromanisch-neugotische Fassade nach Vorbild der Tempel-Synagoge in Krakau. Auch die sich in der Nachbarschaft befindliche Kleine Synagoge aus dem 18. Jahrhundert wurde wiederaufgebaut. Daneben gab es noch Synagogen verschiedener jüdischer Vereine. 1900 wurden vier religiöse Schulen (Cheder) und eine Jeschiwa (Talmudhochschule) gezählt. 1921 gab es schon acht religiöse Schulen. In der Zwischenkriegszeit entstanden noch zwei weitere Jeschiwot. Die Synagogen wurden während der deutschen Besatzung zerstört. Nur die 1913 errichtete Chevra Lomdei Mishnayot-Synagoge blieb bestehen, da sie als Munitionslager der deutschen Besatzer benutzt wurde. Nur wenige Juden aus Auschwitz überlebten den Holocaust und nur einige von ihnen kehrten nach Kriegsende in ihre Heimatstadt zurück, um dort wieder eine jüdische Gemeinde zu gründen. Wenige Jahre später verließen jedoch fast alle zurückgekehrten Juden die Stadt.

Kunstgeschichte

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt wurde im Laufe der Jahrhunderte durch Brände oder feindliche Überfälle mehrmals zerstört. Nach ihrem Wiederaufbau im 17. Jahrhundert brannte die Kirche 1863 erneut ab. Ihr heutiges Antlitz erhielt sie Ende des 19. Jahrhunderts. Einige ältere Elemente sind erhalten geblieben: das Portal über dem Eingang des Presbyteriums in die Sakristei aus dem 16. Jahrhundert, ein spätgotisches Portal auf der südlichen Kirchenseite, der spätbarocke Hauptaltar.

Die Salesianerkirche ist Teil des ehemaligen Dominikanerklosters, das im 14. Jahrhundert gegründet wurde und von dem nur noch ein Teil des gotischen Klosterkapitel erhalten blieb, darunter die Hl.-Jacek-Kapelle, in der sich Gräber einiger Herzöge von Auschwitz befinden. Nach der Aufhebung des Dominikanerklosters 1782 durch den österreichischen Kaiser Joseph II. verfielen die Gebäude. 1894 erwarb ein Bürgerkomitee die Kapelle und ließ sie renovieren. 1898 kauften die Salesianer die Klosterruinen und begannen mit dem Umbau der ehemaligen Hl.-Kreuz-Kirche, der 1906 unterbrochen und erst in den 1970er bis 1980er Jahren beendet wurde.

Die Geschichte des Schlossberges reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück; 1241 wurde das Schloss von den Tataren zerstört und unter Mesko (Mieszko) II., Herzog von Oppeln-Ratibor (1220–1246) wieder aufgebaut. Der Schutzturm gilt als eines der ältesten aus Ziegeln errichteten Bauwerke in Kleinpolen. Als Anfang des 14. Jahrhunderts Auschwitz zur Hauptstadt des neu geschaffenen Herzogtums Auschwitz wurde, wurde das Schloss zum Sitz der Piastenherzöge. Nach dem Stadtbrand im Jahre 1503 wurde das Schloss wieder aufgebaut; 1655 wurde es von den Schweden zerstört. Anfang des 19. Jahrhunderts führten zwei Überschwemmungen zur Zerstörung eines Teils des Schlossberges. Die von den österreichischen Behörden an einen privaten Käufer verkauften Überreste des Schlosses wurden als Güterverwaltung und Postamt benutzt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarben drei jüdische Kaufleute das Gebäude, verkauften es aber 1904 wieder. Der neue Besitzer renovierte das Gebäude und richtete ein Hotel mit einem Wein- und Bierkeller ein. Später diente es als Lager der Wodka- und Likörfabrik von Jakub Haberfeld. In der Zwischenkriegszeit wurde es von Selbstverwaltungsämtern genutzt, stand aber seit 1932 wieder zum Verkauf. 1939–1945 diente das Gebäude den deutschen Besatzungsbehörden. Nach dem Krieg wurden im Schloss wieder Behörden und Ämter untergebracht. 2004–2006 wurde eine Generalrenovierung durchgeführt und 2010 ein Museum (Muzeum Zamek) eröffnet, das der christlichen und jüdischen Geschichte der Stadt gewidmet ist.

Bildung und Kultur

Die Öffentliche Łukasz-Górnicki-Stadtbibliothek (Miejska Biblioteka Publiczna im. Łukasza Górnickiego) mit ca. 130.000 Bänden befindet sich seit 2011 in einem modernen Bibliotheksgebäude. 1994 entstand aufgrund einer Initiative der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Berlin und der Stadtgemeinde Auschwitz die Internationale Jugendbegegnungsstätte Auschwitz (Międzynarodowy Dom Spotkań Młodzieży w Oświęcimiu) als Bildungseinrichtung. 1996 wurde durch die Zusammenlegung des Städtischen Kulturzentrums und des Kulturzentrums der Chemiewerke in Auschwitz ein neues Kulturzentrum (Oświęcimskie Centrum Kultury) gegründet, das die kulturellen Veranstaltungen in der Stadt bündelt. Der über 500-jährigen Geschichte der Juden in der Stadt Auschwitz widmet sich das im Jahre 2000 gegründete Jüdische Zentrum (Centrum Żydowskie w Oświęcimiu, Auschwitz Jewish Center), zu dem die Chevra Lomdei Mishnayot-Synagoge, das Jüdische Museum und das Bildungszentrum gehören, und bietet zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen zur jüdischen Kultur an. Im Jahre 2005 nahm die Staatliche Fachhochschule (Państwowa Wyższa Szkoła Zawodowa im. Rotmistrza Witold Pileckiego) ihre Tätigkeit auf.

Literatur

Der in Auschwitz geborene Humanist, Schriftsteller und Dichter Łukasz Górnicki (1527‒1603) war Sekretär in der Geheimkanzlei von König Sigismund II. August sowie königlicher Bibliothekar. Zu seinen Werken zählen Dworzanin polski (Der polnische Hofmann, 1566), Rozmowa Polaka z Włochem o wolnościach i prawach polskich (Gespräch eines Polen mit einem Italiener über die Freiheiten und über die polnischen Rechte, 1587) und Dzieje w Koronie polskiej od roku 1538 aż do roku 1572 (Geschichte der polnischen Krone von 1538 bis 1572), 1637 von seinen Söhnen herausgegeben.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Mit der Dokumentation der Verbrechen der deutschen Besatzer an den Häftlingen in Auschwitz und Birkenau befasste sich ab 1946 eine vom polnischen Ministerium für Kultur und Kunst beauftragte Gruppe ehemaliger Häftlinge, die zunächst das Gelände des ehemaligen KZ Auschwitz sichern und ein Museum errichten sollten. Das Gelände des Vernichtungslagers Birkenau sollte zu einer Gedenkstätte ohne Ausstellung werden. Das von dem Ministerium vorgeschlagene Museumskonzept wurde von den Vertretern des Zentralkomitees der Juden in Polen (CKŻP) akzeptiert. Am 14. Juni 1947 wurde das Museum (Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu), das damals erst einen kleinen Teil der allgemeinen Ausstellung präsentieren konnte, eröffnet. Die kommunistischen Machthaber Polens behinderten in den ersten Jahren die Fertigstellung der Ausstellung, sodass diese erst 1955 beendet werden konnte. Erst in den 1960er Jahren wurden schließlich die den einzelnen Nationen gewidmeten Ausstellungen in den Lagergebäuden fertiggestellt, die zum Teil Kontroversen hervorriefen. So kündigten die Vertreter des Zentralkomitees der Juden nach der im Jahre 1968 stattgefundenen Eröffnung der den Juden gewidmeten Ausstellung die Zusammenarbeit mit dem Museum. Erst zehn Jahre später wurde die Ausstellung über die Juden durch eine gemäß den Forderungen jüdischer Kreise überarbeitete Ausstellung ersetzt. Nach der politischen Wende von 1989 wurden viele Konzepte der den Nationen gewidmeten Ausstellungen überarbeitet. In enger Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie mit dem Verband der Roma in Polen und weiteren internationalen Roma-Verbänden entstand eine 2001 eröffnete Ausstellung in Erinnerung an die 23.000 Sinti und Roma aus Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten, die nach Auschwitz deportiert worden waren und von denen nur wenige das Martyrium überlebt hatten.

Das Konzentrations- und Vernichtungslager wurde 1979 unter der Bezeichnung "Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau" in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen; 2007 wurde diese Bezeichnung auf Antrag der polnischen Regierung in "Auschwitz-Birkenau. Deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940‒1945)" geändert.

Die Stadt selbst lebte lange im Schatten des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Mit der Eröffnung des Museums kamen zwar die ersten Touristen, ihr Ziel war jedoch meist nur das ehemalige deutsche Konzentrationslager und nicht die Stadt selbst.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Bd. 1: Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Piotr Setkiewicz, Irena Strzelecka: Aufbau und Struktur des Lagers. Oświęcim 1999.
  • Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Bd. 3: Franciszek Piper: Vernichtung. Oświęcim 1999.
  • Peter Chmiel: Zur Bevölkerungsstruktur im ehemaligen Herzogtum Auschwitz-Zator Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. In: Oberschlesisches Jahrbuch 9 (1993), S. 139–161.
  • Deborah Dwork, Robert Jan van Pelt: Auschwitz. Historia miasta i obozu [Auschwitz. Geschichte der Stadt und des Lagers]. Z angielskiego przełożyli [Aus dem Englischen übersetzt von] Katarzyna Bażyńska-Chojnacka i Piotr Chojnacki. Warszawa 2011.
  • Lucyna Filip: Żydzi w Oświęcimiu 1918–1941 [Juden in Auschwitz 1918–1941]. Oświęcim 2003.
  • Elżbieta Skalińska-Dindorf: Kronika Oświęcimia. Dzieje Oświęcimia na tle dziejów ziemi oświęcimsko-zatorskiej do 1772 roku [Chronik von Auschwitz. Die Geschichte Auschwitz' vor dem Hintergrund der Geschichte der Länder Auschwitz und Zator bis 1772]. Oświęcim 2007.
  • Elżbieta Skalińska-Dindorf: Kronika Oświęcimia. Dzieje Oświęcimia 1772–2003 [Chronik von Auschwitz. Die Geschichte Auschwitz' 1772–2003]. Oświęcim 2006.
  • Sybille Steinbacher: "Musterstadt Auschwitz". Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien. München 2000 (Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz 2).

Weblinks

Anmerkungen

[1] Walter Kuhn: Siedlungsgeschichte des Auschwitzer Beskidenvorlandes. In: Ders.: Neue Beiträge zur schlesischen Siedlungsgeschichte. Eine Aufsatzsammlung. Sigmaringen 1984 (Quellen und Darstellungen zur schlesischen Siedlungsgeschichte 23), S. 228f.

[2] Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Bd. 12: Galizien. Wien 1907, S. 6.

Zitation

Isabel Röskau-Rydel: Auschwitz/Oświęcim. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2013. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32338 (Stand 30.07.2021).

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