Oppeln/Opole

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Oppeln

Amtliche Bezeichnung

poln. Opole

Lateinische Bezeichnung

Oppelia, Oppolia

Etymologie

Der Name wird wissenschaftlich auf den slawischen Stamm der Opolini (Opolanen) des 9. Jahrhunderts, volkstümlich auf poln. pole, d. h. "Feld" oder "Gefilde", zurückgeführt.

2. Geographie

Lage

Oppeln liegt auf 50° 40' nördlicher Breite, 17° 55' östlicher Länge, auf 154 m Höhe, etwa 8 km südlich der Einmündung des Flusses Malapane in die Oder.

Topographie

Die Stadt liegt beidseits der Oder in einer Ebene und schließt eine Insel (Pascheke, Pascheka) mit ein.

Region

Schlesien; Oberschlesien.

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Republik Polen (Rzeczpospolita Polska), darin Woiwodschaft Oppeln (Województwo opolskie), deren Hauptstadt Oppeln seit ihrer Gründung 1950 ist. Innerhalb der Woiwodschaft Oppeln bildet die Stadt einen eigenen Stadtkreis (powiat miejski).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Die Blasonierung ist von etwa 1300 bis 1945 gespalten, rechts in blau ein halber, rotbewehrter goldener Piasten-Adler, links in blau ein halbes goldenes Kleeblattkreuz (Anspielung auf die im Dom verwahrte Heilig-Kreuz-Reliquie). Das aktuelle Wappen kennt keine Rotbewehrung des Adlers. Über dem Schild befindet sich als Oberwappen eine fünfzackige Mauerkrone. Die Flagge ist seit etwa 1890 gelb-blau mit Stadtwappen im gelben Feld, heute ohne Stadtwappen.

Mittelalter

Slawische Siedlung im Norden der späteren Insel Pascheke seit dem 9. oder 10. Jahrhundert, die um 1000 Kastellanei wurde. Unter dem aus dem Hause der Piasten stammenden Herzog Kasimir I. von Oppeln-Ratibor in der Zeit zwischen 1211 und 1217 Begründung einer Siedlung deutscher hospites (Zuwanderer) auf dem Gebiet der späteren Altstadt, die wohl 1241 durch die Mongolen zerstört wurde. Lokation einer größeren Stadt nach deutschem Recht nach 1241, vermutlich unter Herzog Ladislaus von Oppeln-Ratibor, die in einer umstrittenen Urkunde 1254 erstmals civitas (Stadt) genannt wurde und 1327 das Neumarkter und 1410 das Magdeburger Stadtrecht erhielt.

1281–1532 war Oppeln nach der Teilung des Herzogtums Oppeln-Ratibor unter den Söhnen Ladislaus' Sitz des gleichnamigen Herzogtums, das ab dem Jahr 1327 der Krone Böhmens unterstand und damit Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Die Stadt selbst wurde vom 13. bis zum 15. Jahrhundert von den Erbvögten von Oppeln regiert. Ein stärkerer Einfluss der Bürgerschaft auf die Stadtgeschäfte entwickelte sich im 15. Jahrhundert.

Neuzeit

Mit Aussterben der Piasten der Oppelner Linie fiel das Herzogtum 1532 an die Krone Böhmens und damit an die Habsburger. Zwischen 1551 und 1666 wurde Oppeln von Letzteren mehrmals verpfändet, zuletzt 1645–1666 an Polen. 1742 fiel es nach dem Ersten Schlesischen Krieg an Preußen und wurde Kreissitz. 1809 begann die kommunale Selbstverwaltung mit der Einführung der Steinschen Städteordnung für die besitzenden Schichten. 1816 wurde Oppeln Verwaltungssitz des gleichnamigen schlesischen Regierungsbezirks. Dies und der Ausbau zu einem Eisenbahnknotenpunkt ab 1843 führten zu einem starken Bevölkerungswachstum, dazu kamen ab 1891 Eingemeindungen. Am 15. Mai 1899 wurde Oppeln aufgrund dieses Wachstums zu einem eigenen Stadtkreis erhoben.

Im Reichstag wurde der Wahlkreis Oppeln 1867–1871 durch (Frei-)Konservative, 1872–1907 durch Angehörige des katholischen Zentrums und 1907–1918 durch den Polen Paweł Brandys (1869–1950) vertreten. Der Erfolg Brandys' war allerdings dem Umland geschuldet, so erzielte er beispielsweise in der Stadt bei der Reichstagswahl am 12. Januar 1912 nur 8,2 Prozent der Stimmen. Nach der ersten allgemeinen Kommunalwahl vom 9. November 1919 vertraten 21 Ratsmitglieder deutsche und drei polnische Parteien.

Zeitgeschichte

Am 28. Februar 1919 durch den polnischen Vertreter auf der Pariser Friedenskonferenz, Roman Dmowski (1864–1939), für Polen beansprucht und diesem im Vorentwurf des Versailler Friedensvertrags zunächst auch zugesagt, wurde Oppeln in dessen endgültiger Fassung wie der größte Teil Oberschlesiens einer Volksabstimmung unterworfen. Von Februar 1920 bis Juli 1922 war die Stadt Sitz der interalliierten Plebiszitkommission zur Durchführung dieser Volksabstimmung, bei der am 20. März 1921 im Stadtkreis Oppeln 20.816 Wähler (95 Prozent) für das Deutsche Reich und 1.098 (fünf Prozent) für Polen, im Landkreis Oppeln 69,4 Prozent für das Deutsche Reich und 30,6 Prozent für Polen stimmten. Auf eine weitere Beanspruchung des Stadtkreises Oppeln und des größten Teils des Landkreises Oppeln wurde durch den polnischen Abstimmungskommissar Wojciech Korfanty (1873–1939) am 22./23. März 1921 verzichtet. Der Teilungsspruch des Obersten Rates der Siegermächte vom 20. Oktober 1921 beließ Stadt- und Landkreis Oppeln vollständig beim Deutschen Reich.

Um im Vorfeld der Abstimmung dem polnischen Werben entgegenzutreten, wurde am 14. Oktober 1919 die Provinz Schlesien in zwei Provinzen, Nieder- und Oberschlesien, geteilt, wobei der bisherige Regierungsbezirk Oppeln die neue Provinz Oberschlesien mit Oppeln als Hauptstadt und Sitz des Provinziallandtags bildete. Weiter erhielt die Provinz Oberschlesien 1920 das Recht, im Falle eines Verbleibs bei Deutschland im Rahmen einer zusätzlichen Volksabstimmung den Austritt aus Preußen zu bestimmen. Bei diesem Plebiszit stimmten am 3. September 1922 in Oppeln 15.854 (94,4 Prozent) für einen Verbleib bei Preußen und 945 (5,6 Prozent) für ein eigenständiges Land Oberschlesien innerhalb des Deutschen Reiches. Dies entsprach dem mehrheitlichen Wählerwillen der gesamten Provinz.

Bild

Der mittelalterliche Turm des Piastenschlosses und das
1930–1934 errichtete Regierungsgebäude der Provinz
Oberschlesien, heute Woiwodschaftsamt.
[Foto: B. Störtkuhl]

Politisch dominierte während der Weimarer Republik in Oppeln das Zentrum, das 1919–1932 bei allen Reichstagswahlen stärkste Partei wurde. Erst bei der nicht mehr völlig freien Reichstagswahl vom 5. März 1933 wurde die NSDAP, die 42,1 Prozent der Stimmen erzielte, stärkste Kraft. Am 1. April 1938 wurden die Provinzen Nieder- und Oberschlesien wieder vereinigt, wodurch Oppeln erneut Sitz des Regierungsbezirks Oppeln wurde. Zum 1. April 1941 erfolgte nach der Besetzung Polens eine nochmalige Teilung der Provinz Schlesien, wobei Oppeln wiederum zu Oberschlesien gehörte, dieses Mal allerdings ohne Hauptstadt zu sein. Am 24. Januar 1945 marschierten Truppen der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee in das zuvor von den NS-Behörden nahezu völlig evakuierte Stadtzentrum ein, die auf der linken Oderseite gelegenen Stadtteile wurden im März 1945 besetzt. Der Zerstörungsgrad der Stadt lag bei 25 Prozent.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt unter polnische Verwaltung, da sie östlich der Oder-Neiße-Linie lag. Obwohl in Oppeln selbst kaum noch Deutsche wohnen, gilt die Stadt als Zentrum der deutschen Minderheit in Polen. Die Stadt, die durch Zuwanderung aus dem ehemaligen Ostpolen, aber auch aus Zentralpolen, Bevölkerungswachstum und Eingemeindungen stark anwuchs, konnte bei allen polnischen Verwaltungsreformen ihre 1950 errungene Stellung als Hauptstadt einer Woiwodschaft wahren und damit die aus der preußischen Zeit stammende Tradition als Verwaltungszentrum fortsetzen.

Verwaltung

Wohl ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis spätestens 1482 unterstand das Stadtregiment den Erbvögten von Oppeln. Schöffen gab es wohl ebenfalls ab dem 13. Jahrhundert, diese gelten ab der Verleihung des Neumarkter Rechtes 1327 als sicher. Ein Stadtrat dürfte bereits Mitte des 13. Jahrhunderts existiert haben, mit vier Mitgliedern gilt er für 1297 als gesichert, die erste namentliche Erwähnung eines Ratsherrn erfolgte 1387, die Amtsperiode dauerte ein Jahr. Ein Bürgermeister wird erstmals 1409 genannt. Spätestens 1579 wurde die Ratsherrenzahl auf fünf angehoben. Ab der Einführung der Städteordnung des Freiherrn vom Stein 1809 gab es 24 Stadtverordnete.

Bevölkerung 

Entwicklung der Stadt in Bevölkerungszahlen:[1]

 Jahr  Einwohner  deutschsprachig  polnischsprachig  "zweisprachig"*    
 12. Jahrhundert  ~ 500          
 um 1350  2.000–2.500          
 1550  ~ 1.400          
 1600  ~ 1.800          
 1650  ~ 1.500          
 1700  ~ 1.900          
 1756  2.456          
 1799  2.839          
 1821  5.203          
 1840  6.969  6.594 (94,6%)  375 (5,4%)      
 1861  9.608  9.189 (95,6%)  419 (4,4%)      
 1890  19.206  14.851 (77,3%)  3.479 (18,1%)  834 (4,3%)    
 1900  30.112  22.810 (75,7%)  5.805 (19,3%)  1.451 (4,8%)    
 1910  33.907  27.128 (80,0%)  5.371 (15,8%)  1.385 (4,1%)    
 1925  41.330  37.587 (90,9%)  327 (0,8%)  3.392 (8,2%)    
 1933  44.354  42.965 (96,9%)  165 (0,4%)  1.203 (2,7%)    
 1939  50.540          
 1945 (Mai)  4.042          
 1950  38.500          
 1960  67.200          
 1970  86.510          
 1985  116.000          
 Jahr  Einwohner  Deutsche  Polen  Keine Nationalität  Schlesier  Andere
 2002  129.946  3.279 (2,5%)  116.759 (89,9%)  8.578 (6,6%)  921 (0,7%)  409 (0,3%)
 2010  125.710          

 * Vgl. dazu die Erläuterung in Abschnitt 4.

Wirtschaft

Im 14. und 15. Jahrhundert hatten das textilverarbeitende Gewerbe und der Tuchhandel starke Bedeutung. Entsprechende Zünfte werden für das 13. und 14. Jahrhundert angenommen, sind jedoch urkundlich erstmalig 1421 greifbar. Des Weiteren benötigte der Hof des Herzogtums entsprechende Arbeitskräfte, offenbar v. a. niederrangiger Herkunft. Acht Stadtbrände während des 16.–18. Jahrhunderts sowie veränderte Wege des Tuchhandels machten v. a. das 17. Jahrhundert in Oppeln zu einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs. Erst mit der Erhebung zum Verwaltungssitz 1816, der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnlinie 1843 und dem Beginn des industriellen Abbaus von Muschelkalk zur Zementproduktion 1857 kam es zu einem neuerlichen Wirtschaftsaufschwung. Das Oppelner Umland wird aufgrund der Zementherstellung auch als "weißes Oberschlesien" (im Unterschied zum "schwarzen" - dem Industrierevier - und dem "grünen" - der agrarischen Gebiete im Süden) bezeichnet.

Gesellschaft

Im Mittelalter waren überwiegend Bürger mit deutschen Nachnamen in den städtischen Gremien tätig, ab dem 16. Jahrhundert auch solche mit polnischen Nachnamen. Nationalitätenkonflikte sind für das Mittelalter nicht überliefert. Nach der Zuwanderung von Polen im 16. Jahrhundert gab es eine polnischsprachige Bevölkerungsmehrheit in der Stadt, mit der Erhebung Oppelns zum Verwaltungssitz spätestens ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder eine deutliche deutschsprachige Mehrheit. Während des Kaiserreichs nahm der Anteil der polnischsprachigen Bevölkerung durch Zuzug und Eingemeindungen wieder zu, in der Weimarer Republik erfolgte ein Zuzug von Deutschen aus dem polnischen Ostoberschlesien und eine Abwanderung polnischer Bewohner nach Polen. Nach Kriegsende wurden 1945–1947 große Teile der deutschen Bevölkerung vertrieben, allerdings gelang es einigen Deutschen, sich als Polen verifizieren zu lassen ("Autochthone") und auf dieser Grundlage in der Stadt zu verbleiben.

Religions- und Kirchengeschichte

Die 1223 geweihte Kreuzkirche wurde Pfarrkirche Oppelns und Kollegiatstift. Zudem entstand im 13. Jahrhundert ein Franziskaner-, wohl im 14. Jahrhundert auch ein Dominikanerkloster. 1525 Einzug des Protestantismus, 1557–1604 evangelischer Gottesdienst im verlassenen Dominikanerkloster. 1625 im Zuge der Gegenreformation Schließung der evangelischen Kirche. Unter preußischer Herrschaft ab 1742 stieg der Anteil an Protestanten wieder an, im 19. und frühen 20. Jahrhundert blieb die Struktur der Religionsgemeinschaften recht stabil:[2]

 Jahr  Einwohner  Katholiken  Evangelische  Juden
 1821  5.203  3.875 (74,5%)  1.160 (22,3%)  168 (3,2%)
 1837  6.821  4.928 (72,2%)  1.564 (22,9%)  329 (4,8%)
 1861  9.608  6.800 (70,7%)  2.218 (23,1%)  590 (6,1%)
 1890  19.206  14.520 (75,6%)  3.964 (20,7%)  712 (3,7%)
 1900  30.114  22.508 (74,7%)  6.903 (23,0%)  696 (2,3%)
 1910  33.907  25.935 (76,5%)  7.406 (21,9%)  532 (1,6%)
 1925  41.507  32.437 (78,2%)  8.426 (20,3%)  528 (1,3%)
 1933  44.680  34.744 (77,8%)  9.122 (20,4%)  525 (1,2%)

Jüdische Bewohner werden erstmals 1349 genannt; 1427 herzogliches Privileg, 1563 Vertreibung der Juden. In der preußischen Zeit begann erneut der Zuzug von Juden, der sich nach der Einführung der Niederlassungsfreiheit im Zuge der preußischen Reformen verstärkte. In den 1850er und 1860er Jahren erreichte der jüdische Bevölkerungsanteil seinen Höhepunkt, während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik war er rückläufig. Nach 1933 wurde der Großteil der jüdischen Bevölkerung in die Emigration gezwungen bzw. deportiert und ermordet.

1972 wurde durch Papst Paul VI. das Bistum Oppeln gegründet.

Bildung und Wissenschaft

Mit Gründung der Universität Oppeln (Uniwersytet Opolski) 1994 und der Aufstufung des Politechnikums zur Technischen Universität (Politechnika Opolska) 1996 erhielt Oppeln binnen kürzester Zeit zwei Universitäten.

Bild


Die Pfennigbrücke (Most groszowy) mit Stadtwappen,
die von der Altstadt über den Mühlgraben auf die Insel
Pascheke führt. [Foto: B. Conrad]

Kunstgeschichte

Neben den im Kern aus dem Mittelalter stammenden Sakralbauten wie der Bergelkirche, der Kathedrale zum hl. Kreuz und der Franziskanerkirche zählt das 1820–1822 (Turm 1860–1864) im florentinischen Renaissancestil erbaute Rathaus zu den Baudenkmälern. 1934 Einsturz des Turms und anschließender Wiederaufbau bis 1936. Abriss des Piastenschlosses 1928–1930 mit Ausnahme eines Turmes.

Deutschsprachige Publizistik

Deutschsprachige Amtsblätter: Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Oppeln (1816–1945); Stadtblatt für Oppeln (1828–1841) bzw. Stadt-Blatt (1841–1899) bzw. Stadt-Blatt zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Stadtkreises Oppeln (1899–1938). Deutschsprachige Zeitungen: Wochenblatt für Stadt und Land (1864–1890) bzw. Oppelner Zeitung (1890–1935); Oppelner Nachrichten (1895–1935); Oberschlesische Tageszeitung (1925–1936) bzw. OS-Tageszeitung/Oppelner Nachrichten (1936–1944); Oberschlesische Nachrichten (1990–1991) bzw. Oberschlesische Zeitung (1991–1995) bzw. Schlesisches Wochenblatt (1995–2011) bzw. Wochenblatt (seit 2011).

Militärgeschichte

Neben der Kastellanei im Mittelalter war Oppeln ab 1670 mit Unterbrechungen bis 1945 Garnisonsstadt.

4. Diskurse/Kontroversen

Die Mehrheit der Forscher (Dziewulski, Veldtrup) geht davon aus, dass eine früher für echt gehaltene Urkunde bezüglich des Stadtrechts von 1254 eine Fälschung ist.

Oppeln geriet zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Sog des "Volkstumskampfes", der auch vor den Historikern beider Seiten (Steinert, Dziewulski u. Hawranek) nicht haltmachte. So bemühte sich die polnische Geschichtswissenschaft um den Nachweis, dass Oppeln den Charakter einer binationalen Stadt polnischen Ursprungs gehabt hätte. Zu Recht wurde darauf verwiesen, dass in die preußischen Volkszählungen ab 1890 die Kategorie der "Zweisprachigen" mit dem Ziel, den polnischsprachigen Bevölkerungsanteil zu reduzieren, eingeführt worden war. Umgekehrt ignorierte die polnische Historiographie v. a. während der Volksrepublik die Tatsache, dass der polnische Stimmenanteil bei Wahlen und Abstimmungen stets viel geringer als der Anteil der Polnischsprachigen ausfiel, polnische Muttersprache und Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland in Oberschlesien sich demnach keineswegs ausschlossen. Die in diesem Zusammenhang (auch in der Stadtgeschichte Oppelns von Dziewulski u. Hawranek) als vermeintlicher Gegenbeleg oft zitierten Zahlen zur Volksabstimmung 1921, die für die Wohnhaften im Vergleich zu den ebenfalls wahlberechtigten Weggezogenen einen deutlich höheren Stimmenanteil zugunsten Polens behaupten, sind gefälscht und gehen auf das polnische Plebiszitkomitee zurück.

5. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Władysław Dziewulski, Franciszek Hawranek (Hg.): Opole. Monografia miasta [Oppeln. Eine Stadtmonographie]. Opole 1975.
  • Krystian Heffner, Wolfgang Kreft (Bearb.): Opole, Oppeln. Marburg 2011 (Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte 2).
  • Franz Idzikowski: Geschichte der Stadt Oppeln. Oppeln 1863.
  • Walter Kuhn: Oppeln. In: Hugo Weczerka (Hg.): Handbuch der historischen Stätten. Schlesien. 2. Aufl. Stuttgart 2003 (Kröners Taschenausgabe 316), S. 378–385.
  • Walter Kuhn: Die zweimalige Lokation von Oppeln. In: Zeitschrift für Ostforschung 26 (1977), S. 244–270.
  • Bernard Linek, Krzysztof Tarka: Opole na przestrzeni wieków. Historiografia wobec nowych metod badania dziejów miasta [Oppeln im Laufe der Jahrhunderte. Die Historiographie angesichts neuer Methoden der Stadtgeschichtsforschung]. Opole 2008.
  • Günther Schiedlausky, Rolf Hartmann, Hilde Eberle (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Stadtkreises Oppeln. Breslau 1939 (Die Bau- und Kunstdenkmäler Schlesiens 4).
  • Otto Spisla: Oppeln in den Stürmen der Zeit. Opole w zawierusze czasu. Übersetzung ins Polnische Peter Baron. Ratingen-Hösel [1996].
  • Alfred Steinert: Oppeln. In: Heinz Stoob (Hg.), Peter Johanek (Bearb.): Schlesisches Städtebuch. Neubearbeitung. Stuttgart u. a. 1995 (Deutsches Städtebuch, Neubearbeitung, 1), S. 317–323.
  • Dieter Veldtrup: Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns als herzoglicher Residenzstadt im Mittelalter. Berlin 1995 (Schriften der Stiftung Haus Oberschlesien, Landeskundliche Reihe 7).

Weblinks

Anmerkungen

[1] Quellen: 12. Jahrhundert: Kuhn: Die zweimalige Lokation von Oppeln, S. 249; um 1350: Veldtrup: Prosopographische Studien, S. 375; 1756: Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Bd. 1. Breslau 1864, S. 45; 1550–1700, 1799–1871, 1939–1985: Steinert: Oppeln, S. 319; 1890–1933: Wiesław Lesiuk: Ludność Opola i jej struktura [Die Bevölkerung Oppelns und ihre Struktur]. In: Dziewulski, Hawranek (Hg.): Opole, S. 264; 2002–2010: Internetseite des Polnischen Statistischen Hauptamtes GUS/Główny Urząd Statystyczny, 2002: demografia.stat.gov.pl/BazaDemografia/NSP2002.aspx (Abruf 02.05.2012), hier Link 4, Zeile 408; 2010: www.stat.gov.pl/cps/rde/xbcr/gus/PUBL_l_ludnosc_stan_struktura_31_12_2010.pdf (Abruf 02.05.2012), hier S. 42.

[2] Quelle für die Zahlen für die Jahre 1821 bis 1910: Lesiuk: Ludność Opola, S. 268; 1861: Triest: Topographisches Handbuch (Anm. 1), S. 54; 1925: Statistik des Deutschen Reichs. Bd. 401. Berlin 1930, S. 362; 1933: Statistik des Deutschen Reichs. Bd. 451. Berlin 1936, S. 48.

Zitation

Benjamin Conrad: Oppeln/Opole. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/54359.html (Stand 19.02.2021).

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