Dobrudscha

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Dobrudscha

Anderssprachige Bezeichnungen

rum. Dobrogea; bulg. Dobrudža; türk. Dobruca; engl. Dobrudja (auch Dobruja); franz. Dobroudja

Etymologie

Der Name der Dobrudscha geht vermutlich auf das kumanische Herrschergeschlecht Dobrotič (rum. Dobrotici) zurück. Andere Theorien leiten den Namen der Region aus dem Slawischen ab; die Bedeutung wäre dann 'Eichenwald' bzw. 'Eichenhain' (dăb = Eiche, rošta = Hain).

2. Geographie

Lage

Die historische Region Dobrudscha umfasst das Gebiet zwischen dem Schwarzen Meer bei Balčic, dem Donaudelta und dem Unterlauf der Donau bis westlich der Stadt Tutrakan. Im Süden ist die historische Dobrudscha begrenzt durch die bergige Landschaft Ludogorje in Bulgarien.

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Die Dobrudscha war bis 1878 Teil des Osmanischen Reiches. Aufgrund des Berliner Vertrags (1878) kam der größere nördliche Teil der Region zu Rumänien. Die zu Bulgarien gehörende Süddobrudscha wurde 1913 nach dem Zweiten Balkankrieg (Friedensvertrag von Bukarest) von Rumänien annektiert, fiel aber 1940 (Vertrag von Craiova) wieder an Bulgarien zurück.

Die Norddobrudscha (rum. Dobrogea Veche oder Dobrogea de Nord, bulg. Severna Dobrudža) besteht aus zwei Verwaltungskreisen, die jeweils nach ihrer größten Stadt - Konstanza/Constanţa (bulg. Kjustendža, türk. Köstence) und Tulcea (bulg. Tulča, türk. Tulça) - benannt sind. Die im Südosten Rumäniens gelegene Region hat eine Gesamtfläche von 15.570 km2. Die Süddobrudscha (bulg. Južna Dobrudža, rum. Cadrilater, Dobrogea Nouă oder Dobrogea de Sud) erstreckt sich im Nordosten Bulgariens über 7.565 km2. Sie besteht im Wesentlichen aus den Verwaltungsbezirken Dobritsch (bulg. Dobrič, rum. Bazargic, türk. Pazarcık) und Silistra (rum. Durostor, lat. Durostorum). Die gesamte Fläche der historischen Region umfasst somit gut 23.000 km2.

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Das Wappen der Dobrudscha entstand nach 1878 und zeigt zwei sich gegenüberstehende goldene Delphine auf blauem Hintergrund. Es ist auch Teil des rumänischen Staatswappens.

Vor- und Frühgeschichte

Auf dem Gebiet der Dobrudscha lebten in der Antike die Geten, ein mit den Dakern verwandter Zweig der Thraker, sowie die Skythen, ein Volk iranischer Herkunft. Im 4. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet unter dem Namen Scythia minor bekannt. Ab 700 v. Chr. wurden als griechische Handelskolonien an der Schwarzmeerküste die Stadtstaaten Istros (heute die Ruinenstadt Histria), Tomis (Konstanza/Constanţa), Partenopolis (Costineşti) und Kallatis (Mangalia) sowie an der Donau Axiopolis (Cernavodă) als griechische Handelskolonien errichtet. Neben der Seefahrt war für die griechische Bevölkerung der Region der Getreideanbau von Bedeutung. Die erste dauerhafte griechische Kolonie wurde nach der Vertreibung der Skythen und Kimmerier errichtet.

Geschichte bis 1500

Von der Mitte des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. war der Raum Teil der römischen Provinz Moesia, später von Moesia Inferior. Das 109 n. Chr. errichtete Tropaeum Traiani in Adamklissi erinnert an die Eroberung Dakiens durch die Römer. Die Römer konnten die Region knapp 200 Jahre lang halten. Durch Einfälle von Wandervölkern wurden die einst blühenden Siedlungen vernichtet.

Seit Ende des 3. bis ins 13. Jahrhundert stand das Gebiet der heutigen Dobrudscha abwechselnd unter oströmischer (byzantinischer) und bulgarischer Herrschaft. Unter der Hegemonie des kumanischen Herrschergeschlechts der Dobrotič erlangte die Dobrudscha Mitte des 14. Jahrhunderts eine gewisse Eigenständigkeit.

Während der Herrschaft von Mircea dem Alten (Mircea cel Bătrân), Fürst der Walachei (1386–1418), wanderten Gruppen von Balkan-Walachen zu der bereits in der Dobrudscha siedelnden walachisch-moldauischen Bevölkerung zu.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Dobrudscha von den Osmanen erobert, in den Sandschak von Tulcea (Sancak Tulça) eingegliedert und durch Ansiedlung von Türken gesichert.

Geschichte bis 1800

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist auf der Handelsroute von Konstantinopel/İstanbul nach Lemberg/L'viv/Lwów eine nicht unerhebliche Anzahl von Armeniern in die Dobrudscha eingewandert. Seit dem 16. Jahrhundert sind in der Dobrudscha Roma dokumentiert, die zum Islam übergetreten sind. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts sind Griechen und Juden in der Region hauptsächlich in urbanen Siedlungen nachgewiesen. Sie waren dort vor allem als Kaufleute tätig.

Nach dem Schisma der russisch-orthodoxen Kirche von 1654 und der Legalisierung der Verfolgung der Reformgegner (russ. raskol'niki) durch die Regentin Sofija (1685) flohen etwa eine Million Altgläubige aus religiösen Gründen aus dem Zarenreich, zum Teil in die nördliche Dobrudscha, wo sie als russische Lipowaner (rum. lipoveni, russ. starovery, staroobrjadcy, selten lipovane) bekannt sind. Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden vermehrt bulgarische Siedlungen.

Da sich die ukrainischen Kosaken von Zaporož'e einer Besiedlung ihres Gebiets mit Russen nach Beendigung des Russisch-Türkischen Krieges 1774 widersetzten, deportierte Zarin Katharina II. ihre Führung nach Sibirien und zerschlug ihre Militärorganisation. Daraufhin flüchteten etwa 5.000 ukrainische Kosaken ins Donaudelta.

Geschichte im 19. Jahrhundert

Ab 1842 wanderten in vier Wellen deutsche Siedler über Bessarabien und das südliche Russland hauptsächlich aus ökonomischen Gründen in die osmanische Dobrudscha. Es handelte sich dabei nicht um eine staatlich organisierte Zuwanderung, sie verlief eher zufällig, als Sekundärsiedlung. Die deutschen Zuwanderer hatten sich dem "Kolonisation-Reglement für die Türkei" zu unterwerfen. Die Zahl der Deutschen in der Dobrudscha machte im Jahre 1930 noch rund 15.000 Personen aus.

Kabaïli-Tataren kamen im 18. Jahrhundert aus Bessarabien in die Region. Unter den Dobrudscha-Tataren bilden die Krimtataren, die nach dem Krimkrieg (1853–1856) in die Dobrudscha einwanderten, die größte Gruppe.

Auflösungserscheinungen des Osmanischen Reiches sind bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich bemerkbar. Durch die Wahl eines gemeinsamen Fürsten wurde 1859 die Voraussetzung für die Vereinigung der Moldau und der Walachei geschaffen. Die Festigung der Union der beiden Fürstentümer wurde 1866 mit der Wahl des deutschen Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürsten gesichert. Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1878 kam es erneut zu territorialen Veränderungen. Auf dem Berliner Kongress (Juni bis Juli 1878) beschlossen die Großmächte, Rumänien als souveränen Staat anzuerkennen. Sie entschieden sich für eine Zweiteilung der Region in die Nord- und die Süddobrudscha. Die Norddobrudscha kam zu Rumänien, die Süddobrudscha wurde Bulgarien zugesprochen. Bukarest musste dafür das südliche Bessarabien (die Kreise Bolgrad, Cahul und Ismail) an das Russische Reich abtreten.

Geschichte im 20. Jahrhundert

Die rumänischen Regierungen erhoben Anspruch auf ein geschlossenes Territorium und die Kontrolle über eine homogene Bevölkerung. Die Realisierung dieser Ziele hatte eine kulturelle und sprachliche Vereinheitlichung zur Folge. In der Dobrudscha wurde die Bevölkerungsmehrheit von Muslimen und Bulgaren durch eine groß angelegte Ansiedlungspolitik der Bukarester Regierung zugunsten der rumänischen Bevölkerungsgruppe massiv verändert. Durch gesetzliche Regelungen und die Einführung neuer staatlicher Verwaltungsstrukturen wurde das öffentliche Leben rumänisiert. Schließlich wurde den muslimischen und bulgarischen Bevölkerungsgruppen durch Enteignung von 75 % ihres Bodenbesitzes die Lebensgrundlage weitgehend entzogen, woraufhin viele das Land verließen. Aufgrund der Neuansiedlung von Rumänen stieg die Einwohnerzahl der Norddobrudscha trotzdem kontinuierlich an, von 147.246 Personen im Jahr 1880 auf 267.808 im Jahr 1900. Größere aromunische Gruppen aus dem Südbalkan wanderten ab 1923 in die Dobrudscha ein. In der Zwischenkriegszeit kam es erneut zu einer großen Auswanderungswelle der Dobrudscha-Muslime, die aus ökonomischen, politischen, religiösen und sozialen Gründen in die Türkei emigrierten. Von 1923 bis 1940 kämpfte die Innere Dobrudschanische Revolutionäre Organisation (bulg. Вътрешна добруджанска революционна организация, rum. Organizaţia Internă Revoluţionară Dobrogeană) für die Rückgliederung der Süddobrudscha an Bulgarien. Sie wurde von Bulgarien als Freiheitsbewegung eingestuft und von Rumänien als Terror-Organisation.

Bild


Die Dobrudscha 1919–1940.
[Rechte J. Sallanz/U. Dolezal]

Der Vertrag von Craiova (1940), durch den die Dobrudscha endgültig in einen rumänischen Nordteil und einen bulgarischen Südteil geteilt wurde, führte zu einer ethno-territorialen Entmischung von Bulgaren und Rumänen in der Region, die mit dem diplomatischen Euphemismus "Bevölkerungsaustausch" umschrieben wurde. Innerhalb von drei Monaten mussten daraufhin rund 100.000 Rumänen die Süd- und etwa 61.000 Bulgaren die Norddobrudscha verlassen. Die Rumänen wurden auf dem Besitz der ausgewiesenen Bulgaren und ab 1941 auch in Bessarabien angesiedelt. Gleichzeitig wurden aufgrund eines Abkommens zwischen dem Deutschen Reich und Rumänien rund 14.000 Dobrudschadeutsche in den Warthegau und in das Protektorat Böhmen und Mähren umgesiedelt. Auch während der Zugehörigkeit Rumäniens und Bulgariens zum Warschauer Pakt blieben die Beziehungen zwischen den beiden Ländern distanziert. Seit dem Beitritt zur Europäischen Union sind die rumänisch-bulgarischen Beziehungen wegen der Dobrudscha nicht mehr so stark belastet.

Bevölkerung

Die Dobrudscha bildet auch heute ein ethnisches und kulturelles Mosaik, wenngleich die Anzahl der Angehörigen ethnischer Minderheiten stark abgenommen hat.

Norddobrudscha[1]

Bevölkerung nach Ethnien

1880 1899 1913 1930 1956 1966 1977 1992 2002

Gesamt-bevölkerung

139.671

258.242

380.430

437.131

593.659

702.461

863.348

1.019.766

971.643

Rumänen

43.671

31 %

118.919

46 %

216.425

56,8 %

282.844

64,7 %

514.331

86,6 %

622.996

88,7 %

784.934

90,9 %

926.608

90,8 %

883.620

90,9 %

Tataren

29.476

21 %

28.670

11 %

21.350

5,6 %

15.546

3,6 %

20.239

3,4 %

21.939

3,1 %

22.875

2,65 %

24.185

2,4 %

23.409

2,4 %

Bulgaren

24.915

17 %

38.439

14 %

51.149

13,4 %

42.070

9,6 %

749

0,13 %

524

0,07 %

415

0,05 %

311

0,03 %

135

0,01 %

Türken

18.624

13 %

12.146

4 %

20.092

5,3 %

21.748

5 %

11.994

2 %

16.209

2,3 %

21.666

2,5 %

27.685

2,7 %

27.580

2,8 %

Russen (Lipowaner)

8.250

6 %

12.801

5 %

35.859

9,4 %[2]

26.210

6 %

29.944

5 %

30.509

4,35 %

24.098

2,8 %

26.154

2,6 %

21.623

2,2 %

Ukrainer

455

0,3 %

13.680

5 %

33

0,01 %

7.025

1,18 %

5.154

0,73 %

2.639

0,3 %

4.101

0,4 %

1.465

0,1 %

Griechen

4.015

2,8 %

8.445

3 %

9.999

2,6 %

7.743

1,8 %

1.399

0,24 %

908

0,13 %

635

0,07 %

1.230

0,12 %

2.270

0,23 %

Deutsche

2.461

1,7 %

8.566

3 %

7.697

2 %

12.023

2,75 %

735

0,12 %

599

0,09 %

648

0,08 %

677

0,07 %

398

0,04 %

Roma

702

0,5 %

2.252

0,87 %

3.263

0,9 %

3.831

0,88 %

1.176

0,2 %

378

0,05 %

2.565

0,3 %

5.983

0,59 %

8.295

0,85 %

Süddobrudscha[3]

Bevölkerung nach Ethnien

1910

1930

2001

Gesamtbevölkerung

282.007

378.344

357.217

Bulgaren

134.355

47,6 %

143.209

37,9 %

248.382

69,5 %

Türken

106.568

37,8 %

129.025

34,1 %

76.992

21,6 %

Roma

12.192

4,3 %

7.615

2 %

25.127

7 %

Tataren

11.718

4,2 %

6.546

1,7 %

4.515

1,3 %

Rumänen

6.348

2,3 %

77.728

20,5 %

591

0,2 %

Bild


Ethnographische Karte der Dobrudscha,
1918. [O. Tafrali: La Roumanie
Transdanubienne (La Dobroudja),
Paris 1918]

Wirtschaft

Für das Osmanische Reich war die Dobrudscha als Grenzregion strategisch wichtig. Durch sie führte auch ein bedeutender Handelsweg, der von Istanbul über Babadag (türk. Babadağ) und Isaccea (türk. İshakçı) nach Polen führte. In osmanischer Zeit lebte die Bevölkerung hauptsächlich von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang.

Rund 80 % der Dobrudschadeutschen waren in der Landwirtschaft tätig, etwa 14 % waren Handwerker. Erst nach dem Ersten Weltkrieg gründeten sie einige wenige Unternehmen. Trotz der günstigen Bodenverhältnisse führte der große Geburtenüberschuss unter den Dobrudschadeutschen dazu, dass die in der Region übliche Realteilung eine zunehmende Verarmung bedingte. 1940 waren über 40 % der Dobrudschadeutschen landlose Bauern. Etwa ein Viertel der deutschen Landwirte besaß zwei bis fünf Hektar Boden, ganz wenige waren Besitzer von mehr als 50 Hektar.

Wichtigste Industriezweige in der Region sind Schiffbau und -instandsetzung sowie die Verarbeitung regionaler Agrarerzeugnisse. Die bis 1989 bedeutende fischverarbeitende Industrie hat ihre Produktion stark verringert. Für die Energieproduktion ist das Atomkraftwerk Cernavodă von großer Bedeutung. Einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der gesamten Region bildete der Tourismus. Nach 1989 ging der Schwarzmeertourismus dramatisch zurück. Während sich der Tourismus am bulgarischen Goldstrand schnell erholte, gibt es an der rumänischen Küste so gut wie keinen organisierten internationalen Tourismus mehr.

Religions- und Kirchengeschichte

Ein christliches Bistum in der Provinz Scythia Minor lässt sich für das 4. Jahrhundert in Tomis (Konstanza) nachweisen. Christliche Inschriften (4.–6. Jahrhundert n. Chr.) wurden des Weiteren auch in Kallatis (Mangalia), Ulmetum (Pantelimon), Dinogetia (Garvăn) und Histria entdeckt; auf den gleichen Zeitraum lassen sich die Basiliken datieren, die in Tomis, Tropaeum Traiani (Adamclisi), Piatra Frecăţei oder in Niculiţel gefunden wurden. Nach der Zerstörung von Tomis im Jahre 587 durch die Awaren zerfiel das Bistum. Ein weiteres christliches Zentrum hat sich nach der Christianisierung der Bulgaren von 865 in Durostorum (Silistra) etabliert. Nach 971 unterstand die Region zwischen Donau und Schwarzem Meer dem byzantinischen Bischof von Durostorum. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts taucht Bitzina/Vicina (Isaccea) als orthodoxes Bistum und Sitz eines Franziskanerklosters auf. Der letzte Bischof Hyakinthos musste vor den Mongolen fliehen; er wurde 1359 erster ungrovalachischer Metropolit.

Aus osmanischer Zeit sind neben Moscheen und muslimischen Friedhöfen auch Mausoleen und Grabdenkmäler von muslimischen Heiligen und osmanischen Herrschern erhalten, etwa in Babadag (türk. Babadağ), Isaccea (türk. İshakçı) oder Cernavodă (türk. Boğazköy). Die Dobrudscha­-Muslime bekennen sich fast ausnahmslos zum sunnitischen Islam hanafitischer Rechtsschule. In der Süddobrudscha leben zudem noch Gagausen, ein orthodoxes Turkvolk.

Die Mehrheit der Bevölkerung in der Norddobrudscha ist rumänisch-orthodox und in der Süddobrudscha bulgarisch-orthodox. Die russischen Lipowaner bekennen sich mehrheitlich zum orthodoxen Glauben alten Ritus und verfügen über eine eigene Kirchenhierarchie mit Sitz in Brăila. Die Mehrheit der Dobrudschadeutschen war evangelisch-lutherisch. Sie wurden vom Evangelischen Oberkirchenrat zu Berlin betreut, der auch Pfarrer entsandte; zwischen 1923 und 1940 gehörten sie der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien an. Die römisch-katholischen Kirchengemeinden unterstanden ab 1883 der Erzdiözese Bukarest/Bucureşti, die dafür sorgte, dass zumindest zum Teil deutsche Priester in den Gemeinden tätig werden konnten. Des Weiteren gab es unter den Dobrudschadeutschen Baptisten und Adventisten.

Kulturelle Institutionen

In den historischen, archäologischen und ethnographischen Museen von Konstanza, Tulcea, Baltschik, Dobritsch und Silistra wird mit wertvollen Sammlungen auf die kulturelle Bedeutung der Region beginnend mit der Steinzeit aufmerksam gemacht. In der Region befinden sich zahlreiche griechische und römische Ruinen, wie die frühchristlichen Basiliken in Niculiţel oder in Kallatis/Mangalia, die Nekropolen in Histria und in Kawarna sowie das Handelshaus mit römischem Fußbodenmosaik aus dem 4. Jahrhundert in Konstanza.

Bildung

Nach 1878 wurde in der Dobrudscha nicht nur das rumänische Schulwesen ausgebaut. 1891 wurde in Babadag das Muslimisch-theologische Seminar eingerichtet, um die Ausbildung von religiösem Personal für die Moscheen und von Lehrern für die muslimische Konfessionsschule in der Region zu sichern. Es bestand (ab 1901 in Medgidia) bis 1967 und wurde 1992 als zweisprachiges Kemal-Atatürk-Kolleg wiederbegründet. Universitäre Zentren entstanden in der Dobrudscha im 20. Jahrhundert. Aus dem 1961 in Konstanza errichteten Pädagogischen Institut ging 1990 die Ovid-Universität hervor. Mit dem Zusammenschluss verschiedener Institutionen wurde ferner 1990 in Konstanza das Zivile Marine Institut gegründet, das 2000 seinen Namen in Universitatea Maritimă din Constanţa änderte. In der Süddobrudscha wurde 1992 das International University College of Dobrich gegründet. Seit 1997 verfügt die Universität Ruse in Silistra über eine Pädagogische Fakultät.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Detlef Brandes: Von den Zaren adoptiert. Die deutschen Kolonisten und die Balkansiedler in Neurußland und Bessarabien 1751–1914. München 1993 (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte 2).
  • Wilfried Heller, Josef Sallanz (Hg.): Die Dobrudscha. Ein neuer Grenzraum der Europäischen Union. Sozioökonomische, ethnische, politisch-geographische und ökologische Probleme. München, Berlin 2009 (Südosteuropa-Studien 76).
  • Dirk Jachomowski: Die Umsiedlung der Bessarabien-, Bukowina- und Dobrudschadeutschen. Von der Volksgruppe in Rumänien zur "Siedlungsbrücke" an der Reichsgrenze. München 1984 (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 32).
  • Ortfried Kotzian: Die Umsiedler. Die Deutschen aus West-Wolhynien, Galizien, der Bukowina, der Dobrudscha und in der Karpatenukraine. München 2005 (Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat 11).
  • Josef Sallanz: Bedeutungswandel von Ethnizität unter dem Einfluss von Globalisierung. Die rumänische Dobrudscha als Beispiel. Potsdam 2007 (Potsdamer Geographische Forschungen 26).
  •  Josef Sallanz: Dobrudscha: Deutsche Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer (Potsdamer Bibliothek östliches Europa - Geschichte). Potsdam 2020.
  • Andrea Schmidt-Rösler: Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg. Die Grenzziehung in der Dobrudscha und im Banat und die Folgeprobleme. Frankfurt/M. u.a. 1994 (Europäische Hochschulschriften Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 622).

Weblinks

Bibliotheken

  • www.biblioteca.ct.ro/(Biblioteca Judeţeană "Ioan N. Roman" Constanţa [Ioan N. Roman-Kreisbibliothek Konstanza])
  • www.tulcealibrary.ro/ (Biblioteca Judeţeană "Panait Cerna" Tulcea [Panait Cerna-Kreisbibliothek Tulcea])
  • www.libdobrich.bg/ (Регионална библиотека "Дора Габе" Добрич [Dora Gabe-Regionalbibliothek Dobritsch])

Museen

Anmerkungen

[1] Vgl. Grégoire Danesco: Dobrogea - La Dobroudja. Étude de Géographie physique et ethnographique. Bucarest 1903; Jean N. Roman: La population de la Dobrogea. D'apres le recensement du 1er janvier 1913. In: Anghel Demetrescu: La Dobrogea roumaine. Études et documents. Bucarest 1919; Sabin Mănuilă: La Population de la Dobroudja. Bucarest 1939 ; INS = Institutul Naţional de Statistică (Hg.): Recensământul populaţiei şi al locuinţelor 18 martie 2002. Vol. IV: Populaţie - Structură etnică şi confesională [Volks- und Wohnungszählung vom 18. März 2002. Bd. 4: Bevölkerung - Ethnische und konfessionelle Struktur]. Bucureşti 2003.

[2] 1913 wurden Russen und Ukrainer in einer gemeinsamen Rubrik geführt.

[3] Vgl. Sabin Mănuilă: La Population de la Dobroudja. Bucarest 1939; Население към 01.03.2001 г. по области и етническа група: www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm.

Zitation

Josef Sallanz: Dobrudscha. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/54120.html (Stand 23.07.2020).

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