Pommern

1. Toponymie

Anderssprachige Bezeichnungen

poln. Pomorze, lat. u. engl. Pomerania

Bezeichnungen für die Region und deren Differenzierung

Seit den Hauptlandesteilungen des 16. Jahrhunderts in Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin haben sich die Bezeichnungen ‚Vorpommern‘ für das westlich und ‚Hinterpommern‘ für das östlich der Oder gelegene Gebiet durchgesetzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen zuerst in wissenschaftlichen Publikationen, nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend auch im administrativen Schrifttum die neuen Bezeichnungen ‚Ost‘- und ‚Westpommern‘ auf, wobei die Grenze zwischen beiden Teilen nicht klar definiert war. In der Regel wurden mit Ostpommern der Regierungsbezirk Köslin, mit Westpommern der Regierungsbezirk Stettin und der 1932 in diesem aufgegangene Regierungsbezirk Stralsund angesprochen. Da in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Polnischen der Begriff Pomorze Wschodnie (= Ostpommern) für Pommerellen/Westpreußen eingeführt worden war, ergab sich die Notwendigkeit, in dieser Sprache für Pommern einen neuen Begriff zu definieren: Pomorze Zachodnie (= Westpommern). Seit 1945 steht diese Bezeichnung im Polnischen für Hinterpommern, während mit Bildung des Landes Mecklenburg-Vorpommern 1990 für Vorpommern die Bezeichnung Pomorze Przednie geschaffen wurde. Selten wird von polnischer Seite die direkte Übersetzung ‚Pomorze Tylne‘ für Hinterpommern verwendet. Für das östliche Hinterpommern wird im Polnischen auch die Bezeichnung Pomorze Środkowe (= Mittelpommern) benutzt. Durch fehlerhafte Rückübersetzungen wird heute häufig die Woiwodschaft Pomorze, deren Verwaltungssitz in Danzig/Gdańsk liegt, als „Pommern“ bezeichnet.

Etymologie

Der Name ‚Pommern‘ geht auf die westslawische Bezeichnung für ‚am Meer gelegen‘ zurück. Mit dieser Bezeichnung war offenkundig eine Abgrenzung des Siedlungsgebiets der Pomoranen von dem der Polanen, der im Landesinneren wohnenden slawischen Stämme, die namengebend für Polen wurden, verbunden.

2. Geographie

Lage

Pommern erstreckt sich an der südlichen Ostseeküste von der Mündung der Recknitz im Westen bis zur Mündung der Piasnitz (Piaśnica) im Osten, was einer Luftlinie von 365 Kilometern entspricht. Diese historische Landschaft nimmt damit einen Raum ein, der in geographischen Koordinaten von 12º 24' (Saaler Bodden) bis 18º 9' östlicher Länge (südlich des Zarnowitzer Sees [Jezioro Żarnowieckie]) reicht. Der nördlichste Punkt wird an der Ostseeküste östlich von Leba/Łeba bei 54º 50', der südlichste nahe Bernstein/Pełczyce bei 52º 56' nördlicher Breite erreicht. Nach der Erweiterung der Provinz Pommern 1938 lag der südlichste Punkt südöstlich von Friedeberg in der Neumark/Strzelce Krajeńskie bei 52º 42'.

Topographie

Die Oberflächengestalt wurde in der letzten Eiszeit geformt und zeigt in Hinterpommern von Süd nach Nord die klassische Abfolge einer glazialen Serie: ein langer Abschnitt des Baltischen Landrückens als Endmoränenzug mit der Pommerschen Seenplatte (Pojezierze Pomorski), eine ausgedehnte Grundmoräne in der Küstenebene, die durch zahlreiche Urstromtäler durchzogen wird. Die einzigen Durchragungen aus einem älteren Erdzeitalter sind die aus dem Mesozoikum stammenden Kreideablagerungen auf den rügischen Halbinseln Jasmund und Wittow sowie bei Finkenwalde/Zdroje östlich von Stettin/Szczecin und Lebbin/Lubin auf Wollin/Wolin. Die Küstenlinie ist in ihrer jetzigen Gestalt erst knapp 2.000 Jahre alt. In Vorpommern handelt es sich dabei um überflutete Grundmoränenbecken, die die Grundlage für die heute stark gegliederte Boddenküste bilden. Das Odermündungsdelta geht auf den sogenannten Haffstausee zurück. Beginnend mit den Inseln Usedom und Wollin schließt sich nach Osten bis zur Halbinsel Hela (Półwysep Helski) in Pommerellen die hinterpommersche Ausgleichsküste an, die von feinen Sandstränden geprägt ist.

Die Oder ist der wichtigste schiffbare Fluss, der über den Dammschen See (Jezioro Dąbie), das Stettiner Haff sowie den Peenestrom, die Swine (Świna) und die Dievenow (Dziwna) in die Ostsee (Morze Bałtyckie) mündet. In Vorpommern sind Recknitz, Peene und Uecker, in Hinterpommern Ihna (Ina), Rega, Persante (Parsęta), Wipper (Wieprza), Stolpe (Słupia), Lupow (Łupawa) und Leba (Łeba) als größere Flüsse zu nennen, die nach Norden fließen und direkt beziehungsweise indirekt in die Ostsee münden. Dagegen fließen Brahe (Brda), Küddow (Gwda) und Drage (Drawa) vom Landrücken aus nach Süden auf Netze (Noteć) und Weichsel (Wisła) zu. Die höchste Erhebung Pommerns ist mit 256 Metern der Schimmritzberg bei Bütow/Bytów. Während in Vorpommern lediglich der Kummerower See an der Grenze zu Mecklenburg als stehendes Gewässer nennenswert ist, gibt es in Hinterpommern mit dem Leba- (Jezioro Łebsko), dem Garder (Jezioro Gardno), dem Jamunder (Jamno) und dem Buckower See (Jezioro Bukowo) große Strandseen, wobei Erstgenannter mit mehr als 75 km2 der größte See Pommerns ist. Daneben sind der Madüsee (Jezioro Miedwie) mit 36 km2 sowie mehrere Gewässer in der Pommerschen Seenplatte zu nennen, von denen der Dratzigsee (Jezioro Drawsko) und der Vilmsee (Jezioro Wielimie) jeweils knapp 20 km2 erreichen. Der vorpommerschen Küste vorgelagert sind drei große und mehrere kleine Inseln: Rügen mit 926, Usedom mit 445, Wollin mit 248, Ummanz mit 20, Hiddensee mit 19 km2 und andere.

Staatliche und regionale Zugehörigkeit

Hinterpommern war der Kernraum des Siedlungsgebietes des westslawischen Volks der Pomoranen, über die seit dem 10. Jahrhundert das entstehende polnische Königreich mit wechselndem Erfolg die Oberherrschaft beanspruchte. Vorpommern, die Uckermark und das östliche Mecklenburg waren die Kerngebiete der Wilzen. Sie waren das Ziel von Kriegszügen sowohl der Karolinger als auch der Ottonen. Seit dem frühen 12. Jahrhundert intensivierten die Nachbarn der westslawischen Stämme ihre Anstrengungen zur Integration der Gebiete zwischen Weichsel und Elbe. Dies führte für die Pomoranen in kurzer Folge zur Anerkennung wechselnder Machtansprüche von polnischer, dänischer und deutscher Seite, während sie selbst ihren eigenen Machtbereich westlich der Oder auf Vorpommern, die Uckermark und den Barnim sowie das östliche Mecklenburg ausdehnten. Nach 1227 war die Zugehörigkeit Pommerns zum Heiligen Römischen Reich unumstritten. Das Fürstentum Rügen, das 1325 im Erbgang an die pommerschen Herzöge fiel, verblieb dagegen bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts als dänisches Lehen außerhalb der Grenzen des Reiches. Die Länder Lauenburg/Lębork und Bütow/Bytów als erbliche Lehen der polnischen Krone lagen ebenfalls außerhalb der Reichsgrenzen. Das Hochstift Cammin besaß spätestens seit dem frühen 15. Jahrhundert als geistliches Fürstentum die Reichsstandschaft. Die Reichsunmittelbarkeit des Herzogtums Pommern wurde bis 1529 von den Markgrafen und späteren Kurfürsten von Brandenburg bestritten. Nach dem Aussterben des Greifenhauses 1637 wurde im Westfälischen Frieden die Teilung des Landes zwischen Brandenburg und Schweden beschlossen, die nunmehr beide für das Herzogtum Pommern bis 1806 Sitz und Stimme auf dem Reichstag wahrnahmen. Das Hochstift Cammin wurde säkularisiert und nach 1650 als Fürstentum Cammin mit Sitz und Stimme im Reichstag in den brandenburgischen Konglomeratstaat integriert. Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 wurde der schwedische Anteil an Pommern in das Königreich Schweden eingegliedert, was aber aufgrund der französischen Besetzung des Landes keine wirkliche staatsrechtliche Tragweite erlangte. 1815 erfolgte die Wiedervereinigung Pommerns als preußische Provinz. Als Glied des Königreichs Preußen wurde Pommern 1866 Bestandteil des Norddeutschen Bundes und 1871 des Deutschen Kaiserreichs. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 erfolgte die Teilung des Landes auf der Basis des Potsdamer Abkommens, wobei der genaue Verlauf der Demarkationslinie westlich von Stettin und Swinemünde/Świnoujście erst mit dem Schweriner Vertrag vom 21. September 1945 zwischen der Sowjetischen Militäradministration und Polen festgelegt wurde. 82 Prozent der Provinz Pommern fielen damit unter polnische Verwaltung. Der verbleibende Teil, fast ganz Vorpommern, wurde mit Mecklenburg zu einem Land in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zusammengeschlossen, das nach dem Ende der DDR 1990 als deutsches Bundesland neu entstand.

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Pommern wird seit der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert durch den Greifen als Wappentier repräsentiert. Die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare, bis 1637 regierende Dynastie benannte sich seit dem Spätmittelalter nach diesem Wappenbild. Ein roter Greif in Silber steht für das Herzogtum Pommern, später die Provinz Pommern und heute für den östlichen Landesteil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Woiwodschaft Westpommern (województwo zachodniopomorskie) führt ebenfalls dieses Wappen und orientiert sich dabei an der Gestaltung auf dem Banner, das Herzog Kasimir V. von Pommern (nach 1380–1435) führte, als er 1410 auf Seiten des Deutschen Ordens an der Schlacht von Tannenberg/Grunwald teilnahm. Die östlichsten Teile Hinterpommerns gehören heute zur Woiwodschaft Pomorze (województwo pomorskie), deren Wappen ein schwarzer Greif auf goldenem Grund darstellt. Dieses Wappenbild stand ursprünglich für das 1295 gebildete Teilherzogtum Pommern-Wolgast und wurde seit dem 16. Jahrhundert dem reinen Titularherzogtum Kassuben zugeordnet. Die horizontal geteilte blau-weiße pommersche Flagge geht auf die 1802 eingeführten Kragenaufschläge der pommerschen Landstände innerhalb der preußischen Monarchie zurück. In einer Mischung mit den Farben Mecklenburgs sind sie seit 1991 auch in der Landesflagge von Mecklenburg-Vorpommern präsent.

Gebräuchliche oder historische Beinamen

Die Ostsee wird in den ältesten Karten des 16. Jahrhunderts öfter auch als „Pommerisches Meer“ bezeichnet. Der vermutlich in Wittenberg entstandene Beiname „Pomeranus“ für den Reformator Johannes Bugenhagen (1485–1558) deutet auf positive Konnotationen hin, die im 16. Jahrhundert außerhalb Pommerns mit dessen Bewohnern verbunden wurden. Ein vermutlich in Hessen während des Dreißigjährigen Krieges entstandenes Kinderlied weist auf eine seither gebräuchliche Namensvariation für das Land hin: „Pommerland ist abgebrannt ...“. Im deutschen Sprachraum weit verbreitet war bis Mitte des 20. Jahrhunderts die abschätzige Bezeichnung „Kaschubeneck“ für das östliche Hinterpommern. Die Sozialdemokratie brachte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts für Hinterpommern mit Bezug auf den Großgrundbesitz und die Lage der Landarbeiter den Schmähnamen „Puttkamerun“ auf.

Vor- und Frühgeschichte

Mit dem Ende der letzten Eiszeit kamen Jäger und Sammler in das Gebiet zu beiden Seiten der Oder, deren Ziel unter anderem die Feuersteinfelder an der Ostküste Rügens waren. Seit dem Neolithikum ist eine durchgehende Besiedlung festzustellen. Ackerbau und Viehzucht breiteten sich aus. Zur Begräbniskultur dieser Zeit gehören die Megalithgräber, die bis zu ihrer massenhaften Zerstörung im Zuge des Chausseebaus im 19. Jahrhundert das Bild der Landschaft prägten. Die Bronzezeit ist an der südlichen Ostseeküste im zweiten vorchristlichen Jahrtausend mit dem Vordringen der Schnurkeramiker verbunden, die mit den hier ansässigen jungsteinzeitlichen Siedlern verschmolzen. In der Folgezeit bildeten die Zonen von der südlichen Nordseeküste über Skandinavien bis zur südlichen Ostseeküste das Kernsiedelland der germanischen Stämme. Für die Völkerwanderungszeit wird von einer längeren Anwesenheit der Rugier im nördlichen Vorpommern sowie der Burgunder in Hinterpommern ausgegangen. Mit Letztgenannten werden die Fürstengräber von Lübsow/Lubieszewo bei Greifenberg/Gryfice in Verbindung gebracht, die mit prächtigen Gegenständen römischer Provenienz ausgestattet waren. Ungeklärt ist die ethnische Zuordnung der in antiken Quellen für die südliche Ostseeküste belegten Veneter, auf die wohl im Deutschen die spätere Bezeichnung der Slawen als Wenden zurückzuführen ist. Seit dem 6./7. Jahrhundert sind slawische Stämme an der gesamten Ostseeküste zwischen Weichselmündung und Ostholstein nachweisbar, wobei davon ausgegangen werden kann, dass in diesen die Reste der Vorgängerbesiedlung aufgegangen sind.

Mittelalter

An der südlichen Ostseeküste bildeten sich nach der slawischen Landnahme im Frühmittelalter Stammesverbände heraus, die für die Entstehung der hochmittelalterlichen Territorien konstitutiv werden sollten. Zwischen Weichsel- und Odermündung sowie Netze und Warthe (Warta) waren dies die Pomoranen. Westlich der Oder schlossen sich die Wilzen an, die im 11. und 12. Jahrhundert in den Quellen als Lutizen begegnen. Südwestlich davon siedelten die Ukranen, die namengebend für die Uckermark wurden. Nördlich der Peene, östlich der Recknitz und vor allem auf der Insel Rügen lebten die Ranen, an die sich westlich das Siedlungsgebiet der Obotriten anschloss.

Der älteste schriftliche Beleg, der sich auf das später Pommern genannte Gebiet bezieht, ist der Bericht über einen Heerzug Karls des Großen (747/748–814) 789 in den Peeneraum, bei dem die Burg des wilzischen Fürsten Dragovit erobert wurde, die in Vorwerk südöstlich von Demmin vermutet wird. Erst 936 gelang es Otto I. (912–973), erneut das Peenegebiet zu unterwerfen. Aufgrund des Slawenaufstandes von 983 blieb auch das jedoch nur eine Episode. Während die slawischen Stammesverbände zwischen Oder und Elbe bis ins frühe 12. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit behaupten konnten und sich mit den Tempeln von Rethra im Gebiet der Lutizen und Arkona bei den Ranen zwei der wichtigsten paganen Heiligtümer der Westslawen etablierten, gerieten die östlich der Oder siedelnden Pomoranen zunehmend unter polnischen Einfluss. Den seit dem 10. Jahrhundert christianisierten Polen gelang es in mehreren Feldzügen, die Pomoranen tributpflichtig zu machen. Äußerer Ausdruck dieser Unterwerfung war die Errichtung eines Bistums in Salz-Kolberg als Suffragandiözese zu dem im Jahre 1000 geschaffenen Erzbistum in Gnesen/Gniezno. Allerdings blieben die Pomoranen trotz den polnischen Bemühungen um eine Christianisierung und einer festeren Integration Pommerns in den entstehenden Piastenstaat für mehr als 120 weitere Jahre ihrer alten Religion treu, die unter anderem mit dem Triglaw-Kult in Stettin verbunden war. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts begannen schließlich neue Kampagnen sowohl seitens der Sachsen als auch der Polen gegen die westslawischen Stämme, die mit der Mission des gesamten Gebiets einherging. Mit der Christianisierung der Pomoranen wurde von polnischer Seite Bischof Otto von Bamberg (um 1060–1139) betraut, der 1124 auf einer ausgedehnten Reise durch das westliche Hinterpommern sowohl die Führungsschicht als auch tausende Bewohner des Landes taufte und die alten Tempel zerstören ließ. In diese Zeit fällt die Teilung des pomoranischen Siedlungsgebietes. Der östliche Teil entwickelte sich fortan unter dem Fürstengeschlecht der Samboriden mit einer Kernzone an der unteren Weichsel zu einem enger mit Polen verbundenen Herzogtum Pommerellen. Im westlichen Teil ist spätestens mit Wartislaw I. (um 1100 – vor 1148) das Fürstenhaus der später nach ihrem Wappentier benannten Greifen prägend für den Prozess der Bildung eines Herzogtums Pommern gewesen.

Während das pomoranische Siedlungsgebiet in diesen Jahren unter polnischer Oberhoheit stand, gelang es Wartislaw I., das Siedlungsgebiet der Lutizen, die durch den Sieg des Sachsenherzogs Lothar von Supplinburg (vor 1075–1137) geschwächt waren, seinem entstehenden Fürstentum einzuverleiben. Dieser neu gewonnene Einflussbereich westlich der Oder fiel nicht unter die polnischen Herrschaftsansprüche. Hier war es der pommersche Herzog, der 1128 Otto von Bamberg zu einer zweiten Missionsreise einlud, die ihn dieses Mal durch Vorpommern, das alte Lutizenland, führte. Als der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund (1085–1138) 1135 die Lehnshoheit des Kaisers anerkennen musste, wurde er auch mit Pommern belehnt. Damit trat zumindest in Vorpommern der Anspruch der sächsischen Herzöge in Konkurrenz. Den mächtigsten Widerpart zu den polnischen und sächsischen Bemühungen sollte aber in den folgenden knapp 100 Jahren das dänische Streben um Vorherrschaft im Ostseeraum bilden. Während die Unterwerfung der Ranen mit der Erstürmung der Tempelburg Arkona auf Rügen 1168 noch eine gemeinsame Aktion der Sachsen unter Heinrich dem Löwen (um 1129/30 oder 1133/35–1195) sowie der Dänen unter Waldemar I. (1131–1182) und Bischof Absalon von Roskilde (1128–1201) war, erstarkten die Dänen nach dem Sturz Heinrichs des Löwen und konnten bis zur Schlacht von Bornhöved 1227 über alle westslawischen Fürstentümer an der südlichen Ostseeküste einen Oberherrschaftsanspruch behaupten. Während  das Herzogtum Pommern, das den westlichen Teil des pomoranischen Siedlungsgebietes sowie den lutizischen Bereich umfasste, nach dem Ende der dänischen Vormachtstellung fest in den Verband des Heiligen Römischen Reiches integriert wurde, blieb das Fürstentum Rügen bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Lehen der dänischen Krone.

Auch die kirchliche Gliederung dieses Raumes, die wenige Jahre nach der Mission festere Formen annahm, spiegelt die weltlichen Machtverhältnisse des 12. Jahrhunderts über das gesamte Mittelalter wider. 1140 wurde Wollin zum Sitz eines pommerschen Bistums unter dem ersten Bischof Adalbert bestimmt. Diese Diözese war aufgrund ständiger dänischer Kriegszüge gezwungen, ihren Sitz in den folgenden Jahrzehnten zweimal zu verlegen, zuerst nach Grobe auf Usedom und schließlich 1175 nach Cammin/Kamień Pomorski.

Es gab zwar sowohl seitens des Erzbistums Gnesen als auch des Erzbistums Magdeburg Bestrebungen, das Bistum Cammin seinem jeweiligen Metropolitanverband einzugliedern; jedoch war mit der päpstlichen Bestätigung der exemten Stellung des Bistums von 1188, das heißt der direkten Unterstellung unter den Heiligen Stuhl, die Selbständigkeit der pommerschen Kirche über das gesamte Mittelalter hinweg abgesichert. Dagegen war es den Schweriner Bischöfen gelungen, das festländische Rügen ihrer Diözese einzuverleiben. Die Insel Rügen gehörte ab 1168 zum Bistum Roskilde.

Nach einem ersten Versuch der Camminer Bischöfe, um Stargard in Hinterpommern/ Stargard Szczeciński ein zusammenhängendes Gebiet für die Schaffung eines Hochstifts zu erwerben, gelang ihnen ab 1248 die schrittweise Übernahme eines geschlossenen Herrschaftsgebiets im mittleren Hinterpommern um die späteren Städte Kolberg/Kołobrzeg, Köslin/Koszalin, Körlin/Karlino und schließlich auch Bublitz/Bobolice. Für dieses Hochstift erlangten sie spätestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Reichsstandschaft, auch wenn diese immer wieder durch die pommerschen Herzöge angefochten wurde, die letztlich fast durchgängig eine Schirmvogtei über die Camminer Bischöfe und ihr Hochstift behaupten konnten.

Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert lässt sich die Zuwanderung deutscher Siedler in den sich formierenden Territorien an der südlichen Ostseeküste nachweisen. Gemeinsam mit der slawischen Bevölkerung vor Ort waren sie Träger des hochmittelalterlichen Landesausbaus, der sowohl von der slawischen Führungsschicht des Landes, bestehend aus Fürsten und Adel, als auch von den zahlreich gegründeten Feldklöstern gefördert wurde. Zum einheimischen Adel kamen aus dem westelbischen Raum zwischen Thüringen und der Nordseeküste zahlreiche weitere Adelsgeschlechter ins Land und nahmen aktiv als Lokatoren die Neuanlage von Siedlungen vor. Neben Dörfern waren dies Städte, von denen zwischen 1234 und 1276 in Pommern 28 mit Stadtrecht bewidmet wurden. Während die Agrarverfassung im Zuge der Verhufung des Landes auf völlig neue Grundlagen gestellt wurde, bildete sich bei den Städten eine klare Hierarchie von zentralen Orten mit unterschiedlichen regionalen Funktionen heraus. Die pommerschen Städte wurden unmittelbar nach ihrer Gründung feste Bestandteile des hansischen Städtebundes, zu dessen wendischem Quartier sie fortan zählten, und sorgten dafür, dass die gesamte Ökonomie des Landes fest in das hansische Wirtschaftssystem im Nord- und Ostseeraum integriert wurde. War die Besiedlung bis ins 12. Jahrhundert gauartig auf einzelne Siedlungskammern innerhalb weitläufiger Wald- und Sumpfgebiete konzentriert, so bot das gesamte Territorium um 1300 einen völlig andersartigen Landschaftseindruck – eine hohe Siedlungsdichte (deutlich höher als im Spätmittelalter und in der Neuzeit) sowie in weiten Bereichen kaum noch Wald. Selbst Standorte mit relativer Siedlungsungunst waren erschlossen worden. Einzelne Städte konnten sich gegenüber der Landesherrschaft weitgehend emanzipieren und spielten eine aktive Rolle in der hansischen Politik. Dazu zählten das zu diesem Zeitpunkt noch rügische Stralsund sowie in Pommern Greifswald, Anklam, Stargard, Kolberg und in gewisser Weise auch Stettin. Das Fürstenhaus der Greifen wandelte seinen ursprünglich slawischen Charakter durch zahlreiche Eheverbindungen mit benachbarten norddeutschen Fürstenhäusern relativ schnell zu einer deutschsprachigen Familie. Lediglich die traditionell vergebenen Vornamen wie Wartislaw, Barnim, Bogislaw, Swantibor und Kasimir sollten auch künftig auf die slawische Herkunft hindeuten.

Das rasch zu Wohlstand gelangte Herzogtum weckte im Laufe des 13. Jahrhunderts neue Begehrlichkeiten, dieses Mal beim südlich angrenzenden Nachbarn, den erstarkenden Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause der Askanier. Diese hatten 1231 den Barnim, 1236 das Stargarder Land (um Neubrandenburg) und 1250 die Uckermark erobert und damit die Herrschaft der Greifenherzöge im Westen deutlich beschnitten. Auch die mecklenburgischen Fürsten konnten in dieser Zeit westlich von Demmin Landgewinne verzeichnen. Ihr Versuch, nach dem Aussterben des einheimischen rügischen Fürstenhauses 1325 Anspruch auf das strategisch wichtige Territorium zu erheben, scheiterte allerdings im Rügischen Erbfolgekrieg. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts war das Fürstentum Rügen, dessen Zentrum Stralsund fortan die größte und wirtschaftlich stärkste pommersche Stadt war, unangefochten Teil des pommerschen Herzogtums.

Während die Lage an der Westgrenze Pommerns sich damit beruhigt hatte, blieb die Situation an der Süd- und an der Ostgrenze labil. Bis Ende des 15. Jahrhunderts befanden sich Pommern und Brandenburg, nunmehr unter der Herrschaft der Hohenzollern, im Dauerkonflikt, zum einen hinsichtlich der brandenburgischen Ansprüche auf eine Lehnshoheit über Pommern, zum anderen auch wegen der realen Herrschaftsausübung in einem breiten Grenzsaum zwischen Pasewalk im Westen und Stolp/Słupsk im Osten. Bis heute zeugen die aufwendigen mittelalterlichen Verteidigungsanlagen der Städte in der Uckermark, in der Neumark und im südlichen Pommern von diesem nahezu permanenten Kriegszustand zwischen beiden Territorien.

Bis zum Jahr 1295 hatten sich Demmin und Stettin als Zentren der Fürstenherrschaft im Land etabliert. In jenem Jahr kam es zu einer Hauptlandesteilung, die für die folgenden zwei Jahrhunderte prägend werden sollte. Entlang der Küste erstreckte sich fortan das Teilherzogtum Pommern-Wolgast. Wolgast übernahm damit Residenzfunktionen von Demmin. Im Landesinneren, südlich von Peene und Ihna, entstand das Teilherzogtum Pommern-Stettin.

Diese Teilung entsprach sowohl den beiden Hauptsiedlerströmen, aus Westfalen, Niedersachsen und Holstein einerseits und der Altmark und Südniedersachsen andererseits, als auch den beiden Stadtrechtsfamilien. Während im Stettiner Landesteil das Magdeburger Recht vorherrschte, dominierte im Wolgaster Landesteil das Lübische Recht. Das Wolgaster Territorium erfuhr in der Folgezeit weitere Teilungen. Es verfügte in Hinterpommern ohnehin über kein geschlossenes Gebiet, da das Hochstift Cammin wie ein Keil das westliche Hinterpommern von dem Bereich um Belgard/Białogard und Neustettin/Szczecinek einerseits und dem Schlawer und Stolper Gebiet andererseits trennte. Das ursprünglich zum Herzogtum Pommerellen gehörende Land Stolp geriet 1317 unter die Herrschaft der Greifen. Östlich davon konnten sie 1455 nach dem Niedergang des Deutschen Ordens auch die Länder Lauenburg und Bütow gewinnen, zunächst als Pfandbesitz, seit 1526 als erbliches polnisches Lehen. Das eigentliche Herzogtum Pommern und seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch das Fürstentum Rügen waren dagegen Lehen des Heiligen Römischen Reiches.

Durch enge Beziehungen zu Kaiser Karl IV. (1316–1378), die 1363 durch seine Eheschließung mit Elisabeth (um 1345–1393) aus der Linie Pommern-Stolp (um 1345–1393) noch bekräftigt wurden, gelang es den Greifen Mitte des 14. Jahrhunderts kurzzeitig, für ihre reichsunmittelbare Stellung eine Bestätigung zu erlangen. Für eine Generation sah es seit Ende des 14. Jahrhunderts so aus, als ob die Greifen als Dynastie auch auf europäischer Ebene Bedeutung erlangen könnten. Die dänische Königin Margarethe (1353–1412) hatte den ebenfalls aus der Stolper Linie stammenden Herzogssohn Bogislaw als Erich von Pommern (um 1382-1459) zum ersten König der Kalmarer Union wählen lassen, der damit in Norwegen, Dänemark und Schweden die Herrschaft antrat. Nach seinem Scheitern in Skandinavien zog er sich erst auf die Insel Gotland und schließlich nach Rügenwalde/Darłowo in Pommern zurück.

Nach dem Aussterben der Stettiner Linie des Greifenhauses 1464 unternahm Brandenburg mit dem Stettiner Erbfolgekrieg einen letzten Versuch, die Lehnshoheit über Pommern durchzusetzen. Dem bedeutendsten Vertreter des Greifenhauses, Bogislaw X. (1454–1523), gelang es 1474/78 seitens der Wolgaster Linie das Erbe der Stettiner Linie anzutreten und damit das gesamte Territorium in einer Hand zu einen. Er erlangte 1521 auch die direkte Belehnung durch den Kaiser. Gegen die Zusicherung einer brandenburgischen Erbfolge im Falle des Aussterbens des Greifenhauses im Vertrag von Grimnitz 1529 verzichtete Brandenburg endgültig auf die Lehnshoheit über Pommern.

Neuzeit

Unter der Regierung Bogislaws X. wurden um 1500 die entscheidenden Schritte zur Modernisierung der Verwaltung des Landes eingeleitet. Auf dem Landtag zu Treptow an der Rega/Trzebiatów wurde 1534  im Herzogtum Pommern die Reformation eingeführt, wenige Jahre später auch im Hochstift Cammin. Dieses wurde ab 1556 als Sekundogenitur des Greifenhauses genutzt, behielt aber seinen Charakter als eigenes Reichsterritorium. Während damit für das bisherige Bistum Cammin die Einführung eines landesherrlichen Kirchenregiments abgesichert war, wurden teils noch über Jahrzehnte Verhandlungen mit den Herzögen von Mecklenburg für das festländische Rügen und mit den Königen von Dänemark für die Insel Rügen geführt, die sich als Rechtsnachfolger der Schweriner beziehungsweise Roskilder Bischöfe nach der Einführung der Reformation in ihren Territorien sahen. Seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts war aber das gesamte Herrschaftsgebiet der pommerschen Herzöge in einer Landeskirche zusammengefasst, die fortan ein wichtiges Bindeglied für die Bewohner des Landes darstellte.

1532 erfolgte eine erneute Hauptlandesteilung, die 1569 fortgeschrieben wurde. Zwar blieben Stettin und Wolgast weiterhin die Hauptresidenzen, allerdings erfolgte die Teilung nicht wie 1295 in einen südlichen und einen nördlichen Landesteil, sondern in einen westlichen und einen östlichen, wobei die Oder und die Swine einen Anhalt für die Trennung boten. Neben Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin war der dritte selbständig regierte Landesteil das Hochstift Cammin. 1622 fiel zuerst die Regierung im Stift, 1625 dann auch die in Pommern-Wolgast an den in Stettin regierenden Herzog Bogislaw XIV. (1580–1637), mit dem die Greifendynastie 1637 erlosch. Zu diesem Zeitpunkt standen schon sieben Jahre schwedische Truppen im Land, das seit 1630 über einen Allianzvertrag mit der Großmacht im Norden verbunden war.

Die innere Verfassung des Landes wurde von schwedischer Seite nicht angetastet, was zu einer Konservierung ständischer Rechte vor allem in Vorpommern führte. Schweden verlor nach dem Schwedisch-Brandenburgischen Krieg 1679 den größten Teil des Landstreifens östlich der Oder an Brandenburg, nach dem Nordischen Krieg 1721 das südliche Vorpommern (= Altvorpommern) und die Inseln Usedom und Wollin sowie schließlich nach den Napoleonischen Kriegen 1815 auch das nördliche Vorpommern mit der Insel Rügen (= Neuvorpommern) an Preußen. Zuvor war bei Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 Schwedisch-Vorpommern zu einem Teil des Königreiches Schweden erklärt worden. Während Stettin, die traditionelle Hauptresidenz für Hinterpommern, sowohl in schwedischer Zeit – mit kurzen Unterbrechungen – als auch anschließend in preußischer Zeit als Hauptstadt für den jeweiligen Anteil an Pommern fungierte, verlor Wolgast als Hauptresidenz in Vorpommern seine Funktion an Stralsund, das der schwedischen Regierung zwischen dem Nordischen Krieg und 1815 als Sitz diente. Nach 1815 war Stettin nicht zuletzt aufgrund seiner Lage unangefochtene Provinzhauptstadt für ganz Pommern.

Für Schweden war Pommern ein wichtiger Brückenkopf auf dem europäischen Festland im Kampf gegen das kaiserliche Heer. Brandenburg gelang es auf dem Frieden von Osnabrück 1648 nicht, seine Erbansprüche auf ganz Pommern durchzusetzen. Es musste Schweden Vorpommern und darüber hinaus einen Landstreifen in Hinterpommern sowie die Lizenten, das heißt die Zölle in allen pommerschen Häfen, einräumen. Die Krone Schweden trat ebenso wie die Kurfürsten von Brandenburg die Regierung in Pommern in Personalunion an, das heißt, beide Seiten führten fortan den Titel und die Wappen der pommerschen Herzöge und hatten für das Territorium Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1650 löste Brandenburg die Rechte des Neffen des letzten pommerschen Herzogs, Ernst Bogislaw von Croy (1620–1684), als designierter Bischof von Cammin am Hochstift ab und beendete die Säkularisation dieses geistlichen Territoriums.

Die Länder Lauenburg und Bütow (Ziemia lęborsko-bytowska), die 1637 als erledigte Lehen an die polnische Krone heimgefallen waren, sowie die Starostei Draheim (Starostwo Drahimskie) konnte Brandenburg-Preußen seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts schrittweise von Polen erwerben und in die für Hinterpommern geschaffenen Verwaltungsstrukturen integrieren.

Zeitgeschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg grenzte Pommern mit seinen östlichen Kreisen an Polen. Der sogenannte Korridor und der Verlust des Hinterlandes mit den Provinzen Westpreußen und Posen verstärkte nach dem Versailler Vertrag die wirtschaftliche Krise sowohl der Landwirtschaft als auch besonders in Stettin, dem industriellen Herzen der Provinz. Viele Güter waren überschuldet, was zu einer verstärkten Aufsiedlung in den 1920er und 1930er Jahren führte.

Die politische Verfolgung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten machte sich vor allem in Stettin bemerkbar, wo es auf dem Gelände der 1929 in Konkurs geratenen Vulcanwerft in Bredow/Drzetowo zur Einrichtung eines Lagers durch die SS kam, das 1934 aufgelöst wurde, nachdem Berichte über die dort herrschende Willkür an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Zu Beginn des Jahres 1940 wurden die Stettiner Juden als erste im Deutschen Reich gen Osten deportiert. Kurz zuvor waren bereits die Behinderten aus den Provinzialheilanstalten Opfer gezielter Tötungsmaßnahmen geworden.

Innerhalb der evangelischen Kirche kam es ab 1933 zu einer Abgrenzung zwischen Deutschen Christen und den Pfarrern und Gemeinden, die sich der Bekennenden Kirche zurechneten. Mit dem Predigerseminar in Stettin-Finkenwalde unter Leitung von Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) bestand von 1935 bis 1937 ein zentraler Ort des kirchlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Pommern. Der Kirchenkampf mobilisierte vor allem in Hinterpommern viele Adlige, die aufgrund ihrer konservativen Haltung dem neuen Regime ablehnend gegenüberstanden. Stellvertretend seien Reinhold von Thadden-Trieglaff (1891–1976) und Ewald von Kleist-Schmenzin (1890–1945) genannt.

Während des Zweiten Weltkrieges gehörte Pommern zu den weniger vom Luftkrieg betroffenen Gebieten. Größere Angriffe gab es auf Stettin, Anklam, Stralsund und Peenemünde. Nach den schweren britischen Luftangriffen vom 20. auf den 21. April 1943 und vom 16. auf den 17. August 1944 war das Stadtzentrum von Stettin größtenteils zerstört. Zu den höchsten Opferzahlen führte der amerikanische Luftangriff vom 12. März 1945 auf Swinemünde, wo vermutlich mehr als 20.000 Menschen, unter ihnen zahlreiche Flüchtlinge, starben. Mit dem Durchbruch der Roten Armee im Januar 1945 von der Weichsel bis zur Oder bei Küstrin/Kostrzyn kündigte sich die Zerstörung Pommerns an, der bis Anfang Mai 1945 das bis dahin von Kampfhandlungen verschonte Land zum Opfer fiel. Ab Ende Februar 1945 eroberte die Rote Armee innerhalb weniger Tage fast alle hinterpommerschen Städte. Schwere Kämpfe tobten zwischen dem 8. und dem 18. März um Kolberg, in dieser Zeit auch um den Bereich südöstlich von Stettin zwischen Pyritz/Pyrzyce und Greifenhagen/Gryfino sowie um den Übergang über die Dievenow zwischen Wollin und Cammin. Während Stettin am 26. April von deutschen Truppen geräumt wurde, setzte sich die Zerstörung der Städte im südlichen Vorpommern fort. Für Demmin ist nach dem Niederbrennen der Stadt durch die Rote Armee ein Massenselbstmord der Zivilbevölkerung ab dem 30. April 1945, dem mehr als 900 Menschen zum Opfer fielen, dokumentiert, wie er an vielen Orten in ganz Pommern stattfand. Die Städte im nördlichen Vorpommern, darunter die Universitätsstadt Greifswald, wurden kampflos übergeben und blieben im Gegensatz zu den meisten in Hinterpommern und Altvorpommern unzerstört.

Verwaltung und Verfassung

In Pommern hatte sich schon im Mittelalter der Dualismus zwischen Landesherrschaft und Landständen, die im zeitgenössischen Bewusstsein gemeinsam das ‚Land‘ bildeten, entwickelt. Die Landstände, zu denen bis zur Reformation neben dem Adel beziehungsweise der Ritterschaft und den Städten auch die Geistlichkeit gehörte, versammelten sich auf Landtagen, die für das Territorium als Ganzes sowie für die Teilherrschaften Wolgast und Stettin und das Hochstift Cammin zahlreich dokumentiert sind. Während nach 1648 in Schwedisch-Pommern die Landstände ihre starke Stellung unter Berufung auf die Regimentsverfassung von 1634 erhalten konnten und sich 1663 in einer neuen Verfassung bestätigen ließen, büßten die Stände in Hinterpommern und nach 1720 auch in Altvorpommern ihre Bedeutung innerhalb des brandenburg-preußischen Konglomeratstaats ein.

Die ständischen Traditionen führten ab 1823 der Provinzialverband und die in dem Zusammenhang gebildeten beiden Kommunalverbände von Hinterpommern und Altvorpommern sowie Neuvorpommern und Rügen weiter. Die Kommunalverbände, die in getrennten Kommunallandtagen zusammenkamen, wurden 1881 aufgelöst und ihre Aufgaben dem Provinzialverband übertragen. Der Provinzialverband, der für Verkehr, Landeskultur, Wirtschaftsförderung, Fürsorge, die öffentlichen Versicherungen und Kredite sowie die Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft zuständig war, war bis in die 1930er Jahre einflussreicher als die Provinzialverwaltung. Ab 1824 kamen Provinziallandtage in Pommern zusammen, die bis 1875 ständischen Charakter trugen. Seit diesem Jahr wurden die Mitglieder des Provinziallandtags von den Kreistagen beziehungsweise Magistraten und Stadtverordnetenversammlungen gewählt, seit 1920 schließlich in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl. Die höheren Kommunalverbände und Provinziallandtage wurden in Preußen von den Nationalsozialisten 1933/34 aufgelöst. Mit Franz Schwede-Coburg (1888–1960) wurde der Gauleiter der NSDAP zum Oberpräsidenten in Stettin ernannt.

In den Jahren 1817/18 wurde im Zuge einer großangelegten Verwaltungsreform in Preußen die innere Struktur der neu gebildeten Provinz Pommern festgelegt. Fortan gab es neben dem Regierungsbezirk Stettin, der das südliche Vorpommern und das westliche Hinterpommern umfasste, sowie dem Regierungsbezirk Köslin, zu dem das östliche Hinterpommern gehörte, auch einen aus den zuletzt schwedischen Gebieten gebildeten Regierungsbezirk Stralsund. Die Ablösung der in diesem nordwestlichen Bereich Pommerns geltenden Sonderrechte aus der Schwedenzeit sollte sich über Jahrzehnte hinziehen. Außerdem wurden damals die Kreise Schivelbein/Świdwin und Dramburg/Drawsko Pomorskie in der Neumark aus ihrem brandenburgischen Kontext gelöst und der Provinz Pommern zugeordnet, an deren Spitze der Oberpräsident stand.

1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst und dem Regierungsbezirk Stettin einverleibt. 1938 erfolgte die Eingliederung des nördlichen Teils der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen als Regierungsbezirk mit Sitz in Schneidemühl/Piła in die Provinz Pommern. Neben einigen hinterpommerschen Kreisen wurden auch die neumärkischen Kreise Arnswalde/Choszczno und Friedeberg diesem neuen Regierungsbezirk zugeordnet und die Grenze zwischen den Regierungsbezirken Köslin und Stettin nach Westen verschoben.

Pommern gehörte seit den Reformen im Heiligen Römischen Reich um 1500 zum Obersächsischen Reichskreis. Die pommerschen Herzöge waren über Gesandte, häufig aber auch persönlich auf den Reichs- und Kreistagen präsent.

Die höchsten Gerichte innerhalb Pommerns waren in der Frühen Neuzeit die Hofgerichte für den Stettiner und den Wolgaster Landesteil. Oberste Appellationsinstanz war das Reichskammergericht. Nach 1648 konnte Schweden für seine Territorien im Reich das Wismarer Tribunal als oberste Instanz durchsetzen, das im frühen 19. Jahrhundert nach Greifswald verlegt wurde. Preußen schuf seinerseits 1879 als höchstes Gericht in der Provinz das Oberlandesgericht in Stettin.

1945 wurden alle Strukturen, die mit der Provinz Pommern verbunden waren, aufgelöst. Einzelne Dienststellen waren von Stettin an vorpommersche Orte verlagert worden. Mit dem Potsdamer Abkommen wurde 1945 eine Demarkationslinie westlich von Stettin und Swinemünde vorgegeben. Östlich dieser Linie wurde das Gebiet polnischer Verwaltung unterstellt und die Einwohner des Landes vertrieben.

Das wenige Monate nach Kriegsende von der Sowjetischen Militäradministration gebildete Land Mecklenburg-Vorpommern nahm keinerlei Rücksicht auf gewachsene Strukturen. 1947 wurde aus Vorpommern offiziell Ostmecklenburg. Bei der Auflösung der Länder und der Einführung einer neuen Verwaltungsstruktur in der DDR erfolgte 1952 die Aufgliederung Vorpommerns auf die Bezirke Rostock, Neubrandenburg und Frankfurt an der Oder. Hoffnungen auf ein Anknüpfen an die pommerschen Traditionen eines höheren Kommunalverbandes beziehungsweise eines Landschaftsverbandes nach 1990 erfüllten sich nicht.

Die unter polnische Verwaltung gekommenen pommerschen Gebiete wurden 1950 auf die Woiwodschaften Stettin und Köslin aufgegliedert. 1975 kam noch die Woiwodschaft Stolp dazu. 1990 wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern aus den Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg gebildet. Die im Bezirk Frankfurt an der Oder liegenden pommerschen Gemeinden wurden dem Land Brandenburg zugeordnet. Auf polnischer Seite wurde in einer Verwaltungsreform 1999 aus den Woiwodschaften Köslin und Stettin die Woiwodschaft Westpommern geschaffen. Die östlichsten hinterpommerschen Gebiete, das heißt die Woiwodschaft Stolp, wurden der Woiwodschaft  Pomorze mit Verwaltungssitz in Danzig zugeordnet.

Bevölkerung

Ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert wandelte sich das slawische Fürstentum mit seinen lutizischen und pomoranischen Einwohnern rasch in ein in sprachlicher und verfassungsrechtlicher Hinsicht deutsches Herzogtum. Der Prozess der sogenannten Neustammbildung der Pommern war bereits nach wenigen Generationen weitestgehend abgeschlossen und führte dazu, dass die slawischen Einwohner des Landes die niederdeutsche Sprache übernahmen. Unklar ist, wie groß die Zahl der vor allem im 13. Jahrhundert ins Land gerufenen deutschen Siedler war. In den an Pommerellen grenzenden Gebieten um Stolp, Lauenburg und Bütow überdauerte eine kaschubischsprachige Minderheit bis ins 20. Jahrhundert. Eine polnische Minderheit gab es in Pommern in den alten Grenzen nicht, lediglich in geringem Umfang in den 1938 zu Pommern gekommenen Gebieten der Grenzmark Posen-Westpreußen. 1939 lebten in der Provinz Pommern in 2.807 Gemeinden 2.393.844 Menschen auf einer Fläche von 38.401 km2. Das entsprach einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 62 Einwohnern je km2. Nach der Bildung von Groß-Stettin mit Wirkung vom 15. Oktober 1939 war die Odermetropole nach Berlin und Hamburg von der Fläche her die drittgrößte und von der Einwohnerzahl die siebtgrößte Stadt im Deutschen Reich.

Eine erste größere Auswanderungswelle ist schon im dritten und vierten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Dabei handelte es sich vor allem um Altlutheraner, die das Land aus Glaubensgründen in Richtung Nordamerika und Südbrasilien verließen. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts fand dann eine sozialökonomisch motivierte Massenauswanderung statt. Die höchsten Konzentrationen pommerscher Siedler gab es im US-Bundesstaat Wisconsin, wo etwa jeder vierte Einwohner Vorfahren aus Pommern hat, und im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, wo in der Stadt Pomerode bei Blumenau bis heute der niederdeutsche Dialekt aus Hinterpommern gesprochen wird.

Von Flucht und Vertreibung waren ab 1945 etwa 1,8 Millionen Einwohner der Provinz Pommern betroffen; die Zahl der Opfer von Krieg und Gewalt liegt bei mehr als 500.000 (darunter mehr als 100.000 gefallene Wehrmachtsangehörige).

Wirtschaft

Pommern entwickelte sich zusammen mit weiten Teilen des ostelbischen Raumes ab dem Mittelalter zur Kornkammer Europas. Fest integriert in das hansische Wirtschafts- und Handelssystem, fiel den pommerschen Städten eine wichtige Funktion im Zwischenhandel zwischen West- und Osteuropa zu. Neben dem Getreidehandel aus dem eigenen Umland und der damit im Zusammenhang stehenden Bierproduktion basierte die Ökonomie aller größeren pommerschen Hansestädte auf dem Heringsfang und -handel auf den sogenannten schonischen Messen in Falsterbo und Skanør. Der wachsende Bedarf an Lebensmitteln insbesondere in England, Flandern, aber auch in Skandinavien begünstigte ab dem 16. Jahrhundert den Gutsbildungsprozess und führte zur Ausbreitung der Leibeigenschaft in Pommern.

Für die Infrastruktur des Landes waren neben den hansischen Handelsstraßen vor allem die schiffbaren Flüsse von Bedeutung, allen voran die Oder. Mit der Anlage der Kaiserfahrt im Stettiner Haff und dem Großschifffahrtsweg Berlin-Stettin war noch vor dem Ersten Weltkrieg die Basis sowohl für den Ausbau der Häfen in Swinemünde und Stettin als auch die Anbindung an die Reichshauptstadt sowie die Bergbau- und Industriezentren in Schlesien gelegt, was neben der Entstehung von Werften zur Ansiedlung von Hütten und Schwerindustrie, Maschinen- und Automobilbau sowie der Papierherstellung im Stettiner Umland führte. Stettin war seit 1898 Freihafen. Seit 1843 bestand eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Stettin, die 1846 durch Strecken von Stettin nach Stargard und 1859 von Stargard nach Köslin sowie 1863 von Stettin und Berlin nach Stralsund ergänzt wurde. Das staatliche Eisenbahnnetz in der Provinz Pommern umfasste 1914 mehr als 1.400 Kilometer. Hinzu kam ein privates Kleinbahnnetz von zu diesem Zeitpunkt 1.700 Kilometern, das in erster Linie auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Landwirtschaft ausgerichtet war.

Daneben trieb der in den 1820er Jahren einsetzende Chausseebau die verkehrstechnische Erschließung der gesamten Provinz entscheidend voran. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges betrug die Gesamtlänge des Straßennetzes mehr als 11.000 km. Dazu zählte auch die 1936 fertiggestellte Teilstrecke bis Stettin der Reichsautobahn Berlin–Königsberg.

Regelmäßige Schiffsverbindungen bestanden mit zahlreichen Häfen im Ostsee- und Nordseeraum. Der Dampfschifffahrtsverkehr insbesondere von Stettin nach Swinemünde und zu nahezu allen Seebädern, die ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vor- und Hinterpommern entstanden, war eine wesentliche Grundlage dafür, dass sich der Badebetrieb an der Ostseeküste um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einem Massenphänomen entwickelte. Das Ostseebad Kolberg hatte Ende der 1930er Jahre unter allen Kurorten im Deutschen Reich die höchsten Übernachtungszahlen; Pommern war zu dieser Zeit die bedeutendste Fremdenverkehrsregion in Mitteleuropa.

Gesellschaft

Pommern war ein agrarisch und politisch konservativ geprägtes Land. Eine Ausnahme stellte Stettin dar, das sich früh zum wichtigsten preußischen und später auch deutschen Ostseehafen entwickelte und ein Zentrum von Industrie und Gewerbe wurde. Aufgrund der hohen Konzentration von Arbeitern und Angestellten in der Odermetropole wurde sie auch früh zu einer Hochburg der Sozialdemokratie und später der Kommunistischen Partei. Die Nationalsozialisten konnten in Pommern erst spät Fuß fassen. Der ländliche Raum war bis 1945 durch große Güter geprägt, für die eine starke soziale Hierarchie kennzeichnend war. Die Leibeigenschaft, die sich seit dem frühen 17. Jahrhundert in Pommern durchgesetzt hatte (in Schwedisch-Pommern lebte Ende des 18. Jahrhunderts etwa die Hälfte der Einwohner in Erbuntertänigkeit), bestand bis zu den Reformen Anfang des 19. Jahrhunderts, wirkte aber in der Mentalität der Landarbeiter noch lange nach.

Religions- und Kirchengeschichte

Nachdem die Gründung einer Diözese in Salz-Kolberg im Jahr 1000 als Suffraganbistum zur Kirchenprovinz Gnesen keine bleibenden Spuren hinterlassen hatte, wurden erst die Missionsbemühungen des 12. Jahrhunderts für die kirchliche Gestalt an der südlichen Ostseeküste prägend. Der größte Teil des Herrschaftsbereichs der pommerschen Herzöge gehörte seit 1140 zum pommerschen Bistum, das ab 1175 seinen endgültigen Sitz in Cammin fand. Das Bistum Cammin umfasste auch Gebiete, die später unter brandenburgischer und mecklenburgischer Hoheit standen. Das Land Lauenburg gehörte zum Bistum Leslau/Włocławek, das festländische Rügen zum Bistum Schwerin und die Insel Rügen zum Bistum Roskilde. Das Hochstift Cammin wurde auf der Basis des Westfälischen Friedens säkularisiert. Die Domkapitel in Cammin und Kolberg wurden 1810/11 aufgehoben.

Die Reformation fasste ab Beginn der 1520er Jahre in verschiedenen Städten Fuß. Stralsund war 1525 die erste Stadt, die eine lutherische Kirchenordnung einführte. Eine wichtige Rolle spielte in der Folgezeit der in Wollin/Wolin geborene Reformator Johannes Bugenhagen, der als enger Vertrauter Martin Luthers und Stadtpfarrer von Wittenberg maßgeblich an der Einführung der Reformation auf dem Landtag zu Treptow an der Rega 1534 und der anschließenden Visitation des Kirchenwesens im gesamten Land beteiligt war. 1544 wurde nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs auch im Hochstift Cammin die Reformation durchgesetzt. Es entstand eine pommersche Landeskirche mit einer eigenen Kirchenordnung, die über Generalsynoden in den ersten Jahrzehnten die Verabschiedung kirchlicher Gesetze und über Konsistorien eine neue kirchliche Rechtsprechung und Verwaltung organisierte. Die Leitung lag in den Händen von Generalsuperintendenten, die ab dem 19. Jahrhundert vereinzelt auch die Bezeichnung Bischof führten.

Mit der Einführung der sogenannten altpreußischen Union 1817 wurde aus der pommerschen Landeskirche eine preußische Kirchenprovinz, deren Konsistorium in Stettin ansässig war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Zusammenhang mit der Umbildung der preußischen Landeskirche in den Kirchenbund der Evangelischen Kirche der Union aus der Kirchenprovinz Pommern die Pommersche Evangelische Kirche als selbständige Landeskirche, deren Konsistorium sich in Greifswald befand. Diese ging 2012 zusammen mit der nordelbischen und der mecklenburgischen Landeskirche in der neu gebildeten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland auf.

Nach der Übernahme Hinterpommerns durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620–1688) 1653 wurde seitens der neuen Landesherrschaft die Bildung reformierter Gemeinden gefördert, was vor allem die lutherische Pfarrerschaft zu Widerstand reizte. Neben den deutsch-reformierten Gemeinden, die vor allem an den Regierungssitzen und Garnisonsstandorten entstanden, kamen nach dem Edikt von Potsdam 1685 ebenso wie in Brandenburg auch in Pommern mehrere französisch-reformierte Gemeinden hinzu. In Schwedisch-Pommern wurde an der lutherischen Lehre festgehalten und erst 1781 die Bildung einer reformierten Gemeinde in Stralsund gestattet.

Die Einführung der altpreußischen Union 1817 führte in den folgenden Jahrzehnten zur Abspaltung der Altlutheraner von der neu geschaffenen preußischen Landeskirche, die aber nur in Hinterpommern eine nennenswerte Basis hatten. Gerade die großen Güter in Hinterpommern waren seit dem frühen 19. Jahrhundert ein Zentrum der Erweckungsbewegung und davon ausgehend der Inneren Mission. Schon in dieser Zeit berichten die Quellen von einer größeren Kirchlichkeit in Hinterpommern als in Vorpommern. Pommern war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eines der Kerngebiete des Protestantismus in Mitteleuropa. Die Zahl der Protestanten erreichte hier vor dem Ersten Weltkrieg mehr als 98 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Kirchen und Liegenschaften der evangelischen Gemeinden in Hinterpommern und Stettin fielen nach 1945 vollständig an den polnischen Staat beziehungsweise die katholische Kirche. Lediglich in Stettin, Köslin und Stolp bestehen heute noch evangelische Gemeinden, zu denen eine Handvoll weiterer Predigtstätten in einzelnen Dörfern gehören.

Die Gegenreformation griff nur in den Ländern Lauenburg und Bütow nach dem Heimfall des Lehens an die polnische Krone 1637 sowie in der Starostei Draheim, konnte aber auch hier nur in geringem Umfang Erfolge erzielen. An den Garnisonsstandorten in Stettin und Stralsund sowie in einzelnen neu angelegten Kolonien im südlichen Vorpommern und im westlichen Hinterpommern zum Beispiel für Pfälzer wurden ab dem 18. Jahrhundert wieder katholische Messen zugelassen. Ursprünglich für die auf den Gütern tätigen polnischen Saisonarbeiter wurden ab dem 19. Jahrhundert in fast allen Städten und einigen Dörfern katholische Kirchen errichtet. Die katholischen Gemeinden in Pommern gehörten ab dem 18. Jahrhundert zum Apostolischen Vikariat des Nordens, wurden 1821 dem Fürstbistum Breslau/Wrocław und 1929 dem neu gebildeten Bistum, seit 1994 Erzbistum, Berlin zugeordnet. Nach 1945 war die Situation in Hinterpommern aus Sicht des Vatikans ungeklärt. Erst 1972 wurden Stettin-Cammin (Diecezja szczecińsko-kamieńska) und Köslin-Kolberg (Diecezja koszalińsko-kołobrzeska) als Suffraganbistümer der Erzdiözese Gnesen gebildet. Stettin-Cammin wurde 1992 zum Erzbistum erhoben, dem die Bischöfe von Köslin-Kolberg und Grünberg/Zielona Góra-Landsberg/Gorzów Wielkopolski (Diecezja zielonogórsko-gorzowska) als Suffragane zugeordnet wurden.

In pommerschen Städten sind seit dem Mittelalter Juden nachweisbar. Ihre Zahl war aber immer relativ gering. Die größte Synagogengemeinde bestand in Stettin.

Besondere kulturelle Institutionen

Im Stettiner Schloss hatte die Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde bereits kurz nach ihrer Gründung (1824) eine Sammlung pommerscher Altertümer zusammengetragen, aus der dann 1928 im Landständehaus ein Provinzialmuseum geschaffen wurde, das ab 1934 unter dem Namen Pommersches Landesmuseum firmierte. Für Neuvorpommern und Rügen war 1858 in Stralsund ein eigenes Provinzialmuseum gegründet worden. In zahlreichen Kreisstädten in der gesamten Provinz Pommern wurden ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert kommunale Museen ins Leben gerufen, deren Sammlungen 1945 zum größten Teil geplündert und zerstört wurden.

Aus den landesherrlichen Archivbeständen, die im Stettiner Schloss lagerten, wurde nach der Bildung der Provinz Pommern ein Provinzialarchiv gebildet, das der preußischen Archivverwaltung in Berlin unterstellt wurde. Seine Bestände wurden während des Zweiten Weltkriegs auf Güter in Vor- und Hinterpommern ausgelagert. Soweit sie das Kriegsende überdauert haben, bilden die Bestände aus den hinterpommerschen Auslagerungsorten heute das polnische Staatsarchiv Stettin, das sich in einem 1900 errichteten Zweckbau befindet, während die Bestände aus den vorpommerschen Auslagerungsorten ab 1946 den Grundstock für das Landesarchiv Greifswald bildeten.[1]

Neben der Universitätsbibliothek Greifswald, die bis 1945 zugleich die Funktion einer pommerschen Landesbibliothek erfüllte, war die 1874 gegründete Städtische Bücherei in Stettin die bedeutendste Bibliothek in Pommern. Insgesamt waren bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs etwa 800 Bibliotheken im Verband pommerscher Büchereien organisiert, die von der Staatlichen Beratungsstelle für das Volksbüchereiwesen der Provinz Pommern betreut wurden. Besonders wertvoll waren die Altbestände in einigen Schul- und Kirchenbibliotheken. Die bedeutendste private Sammlung, bestehend aus Archiv, Bibliothek, Gemäldegalerie und Kuriositätenkabinett, befand sich im Ostenschloss in Plathe und gehörte den Grafen von Bismarck-Osten. Reste dieser Sammlung sind heute im Landesarchiv und im (seit 2005 bestehenden) Pommerschen Landesmuseum in Greifswald zu sehen.

Bildung

Am Camminer Dom und an den sechs Kollegiatstiftskirchen im Camminer Bistum (Kolberg, St. Marien und St. Otten in Stettin, Soldin, Güstrow und Greifswald) sowie an mehreren Stadtpfarrkirchen lassen sich seit dem Hochmittelalter Lateinschulen nachweisen. Im Vorfeld und in der Frühphase der Reformation spielten die Schulen in den Klöstern des Landes, darunter vor allem die in Belbuck/Białoboki, eine herausragende Rolle. Neben der 1456 gegründeten und 1634 mit großem Landbesitz durch den letzten pommerschen Herzog abgesicherten Universität in Greifswald hat das Fürstliche Pädagogium in Stettin, aus dem später das Marienstiftsgymnasium hervorging, im 16. und 17. Jahrhundert die Funktion einer zweiten Hohen Schule, zumindest für Hinterpommern, wahrgenommen. Aus den Ratsschulen entwickelten sich in mehreren Städten Gymnasien. In Einzelfällen, wie das Groeningianum in Stargard, gingen sie auch auf private, oder, wie die Fürstin-Elisabeth-Schule in Neustettin, auf fürstliche Stiftungen zurück. In Hinterpommern und Altvorpommern wurde mit dem General-Landschul-Reglement Friedrichs II. (1712-1786) die allgemeine Schulpflicht eingeführt; ab 1825 galt diese auch im Regierungsbezirk Stralsund. Nach ersten Versuchen 1732 in Stettin und 1791 in Greifswald zur Gründung von Lehrerseminaren entstanden im 19. Jahrhundert in zahlreichen pommerschen Städten Lehrerseminare und die zugehörigen Präparandenanstalten. Eine 1930 in Stettin gegründete Pädagogische Akademie hatte nur zwei Jahre Bestand. 1933 wurde in Lauenburg eine Hochschule für Lehrerbildung, 1936 in Schneidemühl eine Hochschule für Lehrerinnenbildung begründet. Die Zahl der Volksschulen lag in der Provinz Pommern bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bei über 3.000.

Über mehrere Fachschulen wurde die gewerbliche Ausbildung gewährleistet, darunter Navigationsschulen in Stettin, Stralsund und Barth, Landwirtschaftsschulen in Eldena und Schivelbein, eine Haushalts- und Gewerbeschule in Falkenburg/Złocieniec sowie die Schiffsingenieur- und Seemaschinistenschule, die Höhere Maschinenbauschule und die Baugewerkschule, die einen großen Baukomplex in Stettin bildeten. Nach 1945 kam es zu einer Neugründung von akademischen Einrichtungen unter anderem in Stettin, Köslin, Stolp und Stralsund, wobei insbesondere der 1984 gegründeten Universität Stettin (Uniwersytet Szczeciński) eine wesentliche Rolle – auch bei der Erforschung und Vermittlung pommerscher Geschichte – zukommt.

Alltagskultur

Seit der Zuwanderung einer slawischen Bevölkerung im Frühmittelalter wurde an der südlichen Ostseeküste ein westslawisches Idiom gesprochen, das als Pomoranisch bezeichnet wird. Mit der Zuwanderung deutscher Siedler, die ab dem 12. Jahrhundert von den einheimischen Fürsten in Pommern und Rügen gefördert wurde, gewann das Niederdeutsche neben dem Pomoranischen an Bedeutung. Innerhalb weniger Generationen vollzog sich ein Sprachwechsel. Während auf der Insel Rügen dieser Prozess zu Beginn des 15. Jahrhunderts abgeschlossen war, konnte sich im äußersten Osten Pommerns mit dem Kaschubischen ein letzter Rest der alten westslawischen Sprache bis ins 20. Jahrhundert erhalten. Dabei gab es um Stolp Kaschuben, die mit der Reformation zum neuen Glauben übergetreten waren und in neuerer Zeit – in Abgrenzung zu den katholisch gebliebenen Kaschuben in den Ländern Lauenburg und Bütow – als Slowinzen bezeichnet wurden. Der sich aus den einheimischen Pomoranen und den zugewanderten niederdeutschen Siedlern seit dem 12. Jahrhundert formierende Neustamm der Pommern entwickelte eine Mundart, die sprachgeographisch zum Ostniederdeutschen gehört. Dabei zeichnete sich aufgrund der Herkunft der niederdeutschen Siedler schon im 13. Jahrhundert eine markante Zweiteilung des Landes in dialektaler Hinsicht ab. Während ein breiter Streifen entlang der gesamten Ostseeküste in sprachlicher Hinsicht größere Gemeinsamkeiten mit dem Niederdeutschen im nördlichen Niedersachsen, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg aufwies, war der südliche Bereich um Stettin stärker aus dem südniedersächsisch-altmärkischen, das heißt ostfälischen, Raum besiedelt worden. Dieser Dialektunterschied entsprach in etwa auch der rechtlichen Differenzierung –im Norden des Landes dominierte das Lübische, im Süden das Magdeburger Stadtrecht – und deckte sich zudem mit der Landesteilung von 1295 zwischen Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin. Das Mittelniederdeutsche entwickelte sich schon seit dem 14. Jahrhundert zur Schriftsprache (neben dem Lateinischen). Mit der Einführung der Reformation gab es eine Blüte der Produktion niederdeutscher Druckwerke in Pommern. Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich das Neuhochdeutsche als Schriftsprache, ausgehend von den landesherrlichen Kanzleien in Stettin und Wolgast, im gesamten Land durch. Als Alltagssprache wird das Niederdeutsche in Vorpommern heute noch von älteren Menschen benutzt.[2]

Pommern gehörte zum Verbreitungsgebiet des niedersächsischen Hallenhauses, was allerdings aufgrund des Gutsbildungsprozesses in der Frühen Neuzeit und dem damit einhergehenden Zurückdrängen der Bauerndörfer vor 1945 nur noch in Resten, vor allem im Küstenbereich, erkennbar war. Nach der Bauernbefreiung sind für einige Jahrzehnte in einzelnen Regionen (u. a. im Pyritzer Weizacker, am Jamunder See und auf der rügischen Halbinsel Mönchgut) Trachten nachweisbar, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts popularisiert und von Volkstanzgruppen bis in die Gegenwart gepflegt werden.[3]

Kunst

Von den Baustilen der vergangenen Jahrhunderte ist bis heute die Backsteingotik der das Bild der Städte und Dörfer in Pommern prägendste. Neben den Kirchen sind es vor allem die mittelalterlichen Rathäuser und Stadtbefestigungen, die von der hoch- und spätmittelalterlichen Blüte des Landes künden. Das ‚goldene Zeitalter‘ der Greifenherrschaft, das 16. und frühe 17. Jahrhundert, hat dem Land zwar Dutzende von Schlossbauten beschert, die allerdings nach dem Verlust ihrer Residenzfunktionen mit dem Aussterben dieser einheimischen Fürstendynastie und infolge der Kriege des 17. bis 20. Jahrhunderts ebenso wie das zugehörige Inventar nur noch in sehr bescheidenen Resten erhalten sind. Die Zentren von etwa zwei Dritteln der pommerschen Städte, vom Grundriss her mittelalterlich und von der Bebauung häufig frühneuzeitlich, sind beim Einmarsch der Roten Armee 1945 zerstört worden. Die Architektur der deutlich mehr als tausend Gutsanlagen in ganz Pommern reichte vom Festen Haus bis zum Villenstil des frühen 20. Jahrhunderts.

Mit den Malern Caspar David Friedrich (1774–1840) und Philipp Otto Runge (1777– 1810) wurde Pommern zu einem der Ausgangspunkte der deutschen Romantik. Die Küste zog seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Künstler an. Wichtige Künstlerkolonien waren Ahrenshoop, Hiddensee, Lüttenort auf Usedom sowie die hinterpommerschen Fischerdörfer Deep/Mrzeżyno, Rowe/Rowy oder Groß Garde/Gardna Wielka.

Der 1834 in Stettin gegründete Kunstverein für Pommern legte den Grundstock für die ab 1911 im Stettiner Städtischen Museum untergebrachte Gemäldegalerie, die heute den Kernbestand des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald ausmacht. Der 1916 in Stettin gegründete Pommersche Künstlerbund besaß auf regionaler Ebene eine gewisse Bedeutung.

Musik

An den Stiftskirchen im Camminer Bistum sind bereits frühzeitig Kantoren nachweisbar, denen die Pflege des gottesdienstlichen Gesangs oblag. Für diese Kirchen waren in der Regel auch die ersten Orgeln im Mittelalter bestimmt. Fragmente liturgischer Handschriften, die die Reformation überdauert haben, zeugen vom hohen Niveau geistlicher Musik in den Klöstern und in zahlreichen Stadtpfarrkirchen.

Seit dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf die Ausbreitung einer höfischen Kultur nach Vorbildern aus dem mitteldeutschen Raum im Umfeld Herzog Barnims I. von Pommern-Stettin (um 1210– 1278) sowie des Camminer Bischofs Hermann von Gleichen (gest. 1289). Einen für Norddeutschland ungewöhnlichen Höhepunkt erlebte der Minnesang mit Wizlaw (um 1300), dessen Texte und Melodien zu 18 ‚Tönen‘ in der Jenaer Liederhandschrift überliefert sind und der den Dichter Ungelart aus Stralsund als sein Vorbild angab.

Sowohl für die größeren Städte als auch für den herzoglichen Hof lassen sich im Spätmittelalter fest angestellte Musiker nachweisen. In der Renaissance erlangten die Hofkapellen an den Hauptresidenzen in Stettin und Wolgast  große Bedeutung. Mit Philipp Dulichius (1562–1631) als Kantor am Stettiner Pädagogium (1587–1630), Christoph Stecher als Hofkapellmeister und Paul Luetkemann (um 1560–1611/12) als oberstem Stadtmusiker (1600–1606) erlebte die höfische Musik im Greifenstaat zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine letzte Blüte, die sich eng an die zeitgenössischen Entwicklungen vor allem in Sachsen anlehnte.

Als Folge der Reformation hatte sich auch im Umfeld der größeren Stadtpfarrkirchen in Pommern eine rege Produktion von Kirchenliedern etabliert, die im 17. Jahrhundert – trotz der Einschnitte des Dreißigjährigen Krieges – eine große Ausstrahlung besaß und zum Teil bis in die aktuellen Ausgaben des evangelischen Kirchengesangbuchs Spuren hinterließ. In Greifenberg existierte im Umfeld des Bürgermeisters Johann Möller (1623–1680) für einige Jahrzehnte die „Gottsingende Gesellschaft“, von deren fruchtbarem Wirken mehr als 150 Lieder zeugen, die in der Greiffenbergischen Psalter- und Harffen-Lust gedruckt wurden. Mit dem italienisch beeinflussten musikalischen Stilwandel, der sich seit den 1630er Jahren in Pommern durchsetzte, erlangten die Organisten der Stadtpfarrkirchen eine zunehmende Bedeutung unter anderem bei der Komposition und Aufführung vokal-instrumentaler Ensemblemusik. Hier seien in Auswahl die Namen Johann Vierdanck (um 1605–1646), Michael Rohde (1681–1732), Christopher Raupach (1686–1744) oder Friedrich Gottlieb Klingenberg (gest. 1720) genannt. Überregionale Bedeutung erlangte Carl Loewe (1796–1869), Organist an der Jakobikirche in Stettin, der mehr als 400 nicht nur deutschsprachige Balladen vertonte. Dank der zahlreich im 19. Jahrhundert entstandenen Sängerbünde und Gesangsvereine fanden die Loeweschen Kompositionen eine weite Verbreitung.

Buch- und Druckgeschichte

Für das Bistum Cammin bestimmte Druckwerke wurden schon im 15. und frühen 16. Jahrhundert in Offizinen in Leipzig, Nürnberg und Basel in Auftrag gegeben. Mit Einführung der Reformation in Pommern sind insbesondere Drucker in Wittenberg für den pommerschen Hof tätig geworden. Die ältesten Druckereien in Pommern waren mit den Residenzen in Stettin (1533) und Barth (1584) sowie der Universität Greifswald (1581) und den zeitweise als Regierungssitz dienenden Städten Stralsund (1628), Kolberg (1658) und Stargard (1681) verbunden.

In Hohenkrug/Zdunowo bei Stettin befand sich seit 1528 eine Papiermühle. Mit dem aus Greifswald stammenden Georg Andreas Reimer (1776–1842) kam eine der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeiten des frühen 19. Jahrhunderts aus Pommern.

Literatur

Bereits für das Hoch- und Spätmittelalter gibt es für die Höfe der Greifenherzöge, der Rügenfürsten und der Camminer Bischöfe Hinweise auf die Entwicklung einer höfischen Dichtkunst, wobei Verbindungen zum mitteldeutschen und nordwestdeutschen Raum deutlich werden. Für das 16. und frühe 17. Jahrhundert sind in Pommern mehrere Chroniken überliefert, die sich mit den Geschicken einzelner Städte, zum Beispiel Stralsund, aber auch des gesamten Landes beschäftigen. Vor allem das 17. Jahrhundert war die hohe Zeit der Entstehung von Gelegenheitsschriften, deren Produktion im bürgerlichen und adligen Umfeld Konjunktur hatte. Neben geistlichen Stücken sind auch herausragende Beispiele einer weltlichen Barockdichtung auf uns gekommen, darunter insbesondere von der „pommerschen Sappho“, Sybilla Schwarz (1621–1638), in Greifswald. Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert entstand im Umfeld des Pfarrers Ludwig Theobul Kosegarten (1758–1818) auf Rügen ein Kreis von Künstlern, der wesentliche Beiträge zur Romantik lieferte. Zu ihnen gehörte auch Ernst Moritz Arndt (1769–1860), der sich während der napoleonischen Besetzung Schwedisch-Pommerns von einem sozialkritischen zu einem die Nationalbewegung stark beeinflussenden Publizisten wandelte. Für das 19. und 20. Jahrhundert ist im regionalen Literaturschaffen neben einer gewissen Vorliebe für historische Stoffe vor allem ein Aufblühen der Mundartdichtung zu konstatieren. Aus Pommern stammende Schriftsteller wie Alfred Döblin (1878–1957), Hans Fallada (1893–1947), Uwe Johnson (1934–1984) und Wolfgang Koeppen (1906–1996) waren ebenso naturalistischen Stoffen mit einer stark sozialkritischen Note verpflichtet wie in Pommern zeitweise lebende bekannte Vertreter dieser Richtung, von denen hier Gerhart Hauptmann (1862–1946) und Ehm Welk (1884–1966) hervorgehoben seien. Für die Entwicklung des deutschen Literaturbetriebes in der Nachkriegszeit wurde Hans Werner Richter (1908–1993) prägend, der die Gruppe 47 ins Leben rief. Mit Klaus Granzow (1927–1986), Christian Graf von Krockow (1927–2002) und Christine Brückner (1921–1996) verbindet sich eine literarische Produktion zu den Themen Erinnerung an die Heimat, Vertreibung und Neuanfang, die ein Massenpublikum erreichte und maßgeblich das Bild von Pommern im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik beeinflusste.

Die pommersche Landschaft bot den Rahmen für  zahlreiche Spielfilme. Die teuerste deutsche Produktion bis 1945 war der von Veit Harlan 1943/44 teilweise an Originalschauplätzen gedrehte Film „Kolberg“, in dem die tragende Rolle des Joachim Nettelbeck von dem bekanntesten aus Pommern stammenden Schauspieler Heinrich George (1893–1946) übernommen wurde.

Militärgeschichte

Die aus dem Mittelalter stammende Militärverfassung des Landes erwies sich im Dreißigjährigen Krieg als völlig ungenügend. Pommern wurde nicht nur zum Kriegsschauplatz mit verheerenden Folgen für das gesamte Land, sondern auch zu einem der am stärksten hochgerüsteten Gebiete auf dem europäischen Festland. Stralsund und Stettin wurden fortan zu Festungen ausgebaut, die zu den größten des Ostseeraums zählten. Schweden unterhielt auch in Friedenszeiten große Garnisonen im Land. An diese Tradition knüpfte Preußen an, das vor allem die Festungen Stettin und Kolberg stark ausbaute. In Stettin, Demmin, Pasewalk, Kolberg und Stolp standen traditionsreiche preußische Regimenter. Stralsund entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten deutschen Kriegshafen. Diese Rolle ging ab 1870 auf Kiel über. Im Umland von Stettin und auf der Reede vor Swinemünde fanden vor dem Ersten Weltkrieg mehrere sogenannte Kaisermanöver statt. Der Truppenübungsplatz Groß Born/Borne Sulinowo in der Nähe von Neustettin spielte im Spätsommer 1939 als einer der Ausgangspunkte des Überfalls auf Polen eine wichtige militärstrategische Rolle. Internationale Bekanntheit erlangte Peenemünde auf Usedom, wo seit 1936 unter Leitung von Wernher von Braun in der Versuchsstelle des Heeres, die 1938 um die Erprobungsstelle der Luftwaffe ergänzt wurde, Raketentechnik, unter anderem die „V2“, entwickelt und getestet wurde. In Torgelow und Eggesin in der Ueckermünder Heide schuf die DDR ab Beginn der 1950er Jahre große Kasernenstandorte, die mit dem Truppenübungsplatz Jägerbrück verbunden waren.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Der zentrale Akt des Gedenkens an das Greifenhaus ist die Croy-Feier, die seit dem Ende des 17. Jahrhunderts alle zehn Jahre in Greifswald begangen wird.

Auf dem Golm westlich von Swinemünde befinden sich die Massengräber für die Opfer des Luftangriffs vom 12. März 1945 auf die Stadt. Die Mahn- und Gedenkstätte wurde nach 1945 zu einem zentralen Ort des Gedenkens an das Kriegsende in Pommern. In Hinterpommern und in Stettin sind nach 1990 zahlreiche Lapidarien als Erinnerungsorte für die früheren Bewohner des Landes errichtet worden. Aus Mitteln der Deutsch-Polnischen Stiftung wurden landesweit Projekte der Denkmalpflege unterstützt. Ende der 1980er Jahre entstand in Lübeck-Travemünde mit Mitteln des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein das Pommern-Zentrum mit der Ostsee-Akademie und der Versöhnungskirche. Der Seminarbetrieb in dieser Einrichtung sollte Aspekte der politischen und landeskundlichen Bildung mit der Erinnerungsarbeit der Pommerschen Landsmannschaft verbinden. Mit dem Aufbau des bundesgeförderten Pommerschen Landesmuseums in Greifswald  wurden starke Akzente in der Darstellung und Vermittlung pommerscher Geschichte gesetzt. Während das Land Mecklenburg-Vorpommern die Geschichte und Kultur Pommerns eher vernachlässigt – zum Beispiel durch die personelle Schwächung des Landesarchivs Greifswald und die 2013 erfolgte Streichung der 1994 begründeten Professur für pommersche Geschichte und Landeskunde an der Greifswalder Universität –, hat die Woiwodschaft Westpommern erhebliche Anstrengungen unternommen, um kulturelle Institutionen auszubauen und zu stärken. Dazu zählen in Stettin die Pommersche Bücherei, das Nationalmuseum und das Schloss der Pommerschen Herzöge, das zu einem multifunktionalen Kulturzentrum entwickelt wurde. Die Bemühungen um eine Europäische Akademie in Külz/Kulice bei Naugard/Nowogard, in der knapp 20 Jahre lang die Begegnung von Polen und Deutschen auf den Spuren der pommerschen Geschichte organisiert wurde, müssen dagegen seit 2013 als gescheitert angesehen werden.

5. Bibliographische Hinweise

Fachliteratur

  • Ivo Asmus, Haik Thomas Porada, Dirk Schleinert (Hg.): Geographische und historische Beiträge zur Landeskunde Pommerns – Eginhard Wegner zum 80. Geburtstag. Schwerin 1998 (Sonderband der Greifswalder Geographischen Arbeiten – Wissenschaftliche Beiträge des Geographischen Institutes der Ernst-Moritz-Arndt-Universität).
  • Bert Becker, Kyra T. Inachin (Hg.): Pommern zwischen Zäsur und Kontinuität. 1918-1933-1945-1989. Beiträge zur Zeitgeschichte. Schwerin 1999.
  • Werner Buchholz (Hg.): Pommern. Berlin 1999 (Deutsche Geschichte im Osten Europas).
  • Norbert Buske: Pommern. Territorialstaat und Landesteil von Preußen. Schwerin 1997.
  • Norbert Buske, Joachim Krüger, Ralf-Gunnar Werlich (Hg.): Die Herzöge von Pommern – Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses. Köln u. a. 2012 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, Reihe 5: Forschungen zur pommerschen Geschichte 45).
  • Hellmuth Heyden: Kirchengeschichte Pommerns. Köln-Braunsfeld 1957 (Osteuropa und der deutsche Osten, Reihe 3, Bde. 5,1; 5,2).
  • Historischer und geographischer Atlas von Mecklenburg und Pommern. Hg. im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Teil 2: Mecklenburg und Pommern – das Land im Rückblick. Schwerin 1997.
  • Brigitte und Klaus-Dieter Kreplin (Bearb.): Die Gemeinden und Wohnplätze Pommerns nach dem Stand von 1932 mit Ergänzungen 1919 bis 1945. Teil A und B. Herdecke 1994 (Veröffentlichungen aus dem Genealogischen Archiv Kreplin, Nr. 1 Teil A, B).
  • Gerard Labuda (Hg.): Historia Pomorza 1-3. Poznań 1969–1996.
  • Dietmar Lucht: Pommern. Geschichte, Kultur und Wirtschaft bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. 2. Aufl. Köln 1998 (Historische Landeskunde – Deutsche Geschichte im Osten 3).
  • Jürgen Petersohn: Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert. Mission – Kirchenorganisation – Kultpolitik. Köln, Wien 1979 (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart 17).
  • Jan M. Piskorski (Hg.): Pommern im Wandel der Zeiten. Szczecin 1999.
  • Eberhard Völker, Manfred Pawlitta (Mitarb.): Pommern und Ostbrandenburger. München 2000 (Vertreibungsgebiete und vertriebene Deutsche – Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat 9).
  • Karl-Albert Wegener (Hg.): Historisches Ortschaftsverzeichnis Hinterpommern. Bearb. und hg. vom Institut für Angewandte Geodäsie im Auftrag des Bundesministeriums des Innern. Frankfurt/M. 1994 (Reihe historischer Ortschaftsverzeichnisse für ehemals zu Deutschland gehörige Gebiete – Zeitraum 1914 bis 1945 4).
  • Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. Gotha 1904-1906 (Deutsche Landesgeschichten 5).
  • Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Mecklenburg/Pommern. Stuttgart 1996 (Kröners Taschenausgabe 315).

Bibliographien

Jahrbücher und Vierteljahreszeitschriften

Weblinks: Archive

Weblinks: Bibliotheken

Weblinks: Museen

Weblinks: Vereine

Anmerkungen

[1] Dazu: Haik Thomas Porada: Pommern, Skandinavien und das Baltikum – Sachthematisches Archivinventar zu den frühneuzeitlichen Beständen an Nordica, Baltica und Sueco-Pomeranica im Staatsarchiv Stettin. Schwerin 2005 (Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 6). Auch: Heiko Wartenberg: Archivführer zur Geschichte Pommerns bis 1945. München 2008 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 33). Sowie: Joachim Krüger: Dänemark und Pommern. Sachthematisches Archivinventar zu den Beständen an Pomeranica und Sueco-Pomeranica im dänischen Reichsarchiv in Kopenhagen. Greifswald 2010 (Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte 12).

[2] Renate Herrmann-Winter (Hg.): Pommersches Wörterbuch. Bd. 1, Lfg. 1ff. Berlin 1997ff.

[3] Kurt Dröge: Bibliographie zur Trachtenforschung in Pommern. In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte 3 (1995), S. 49–68.

Zitation

Haik Thomas Porada: Pommern. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32540 (Stand 17.12.2021).

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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