Zeben/Sabinov/Kisszeben

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Zeben, selten Seben

Amtliche Bezeichnung

slwk. Sabinov

Anderssprachige Bezeichnungen

ung. Kisszeben; lat. Cibinium minus

Etymologie

Einer in Ungarn beliebten Legende zufolge gründete der ungarische König Andreas II. (um 1177–1235) die Stadt zum Gedenken an seine noch in der Verlobungszeit verstorbene Braut Sabina, die dem Geschlecht der Tarkő (auch: Tarczay) aus dem gleichnamigen Ort (heute slowak. Kamenica, ung. auch Kamenyica) entstammte. Historisch erstmals erwähnt ist Zeben im Jahre 1248 als „Sceben“. Weitere historische Bezeichnungen sind unter anderem Scybinium (1299), Zyben (1322), Zeben (1395), Szabinow (1773).

2. Geographie

Lage

Zeben liegt auf 49° 6' nördlicher Breite, 21° 6' östlicher Länge, 324 m über NHN, knapp 25 km von der polnischen Grenze entfernt.

Topographie

Zeben liegt im Scharoscher Bergland, das zu den Äußeren Westkarpaten gehört.

Region

Scharosch (slwk. Šariš, ung. Sáros), eine nach der Burg Scharosch (slowak. Šarišský hrad) in Groß-Scharosch/Veľký Šariš benannte Landschaft mit der drittgrößten slowakischen Stadt Eperies/Prešov als Zentrum; historisches Komitat Scharosch (slwk. Šarišská župa/stolica, ung. Sáros vármegye), im früheren Oberungarn.

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Slowakei. Zeben ist eine Gemeinde im Kreis Zeben (slwk. Sabinov, ung. Kisszeben). Auf regionaler Ebene gehört es zum Verwaltungsbezirk Eperies (slwk. Prešov, ung. Eperjes).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Das Wappen knüpft an die Hinrichtung von Johannes dem Täufer an. Es besteht aus einem Schild, der durch eine schwarze, von links unten nach rechts oben verlaufende Diagonale in eine rote und eine blaue Hälfte geteilt ist. Mittig ist das Haupt Johannes’ des Täufers zu sehen, das sich auf einer silbernen Schüssel befindet; ins Auge stechen die wallenden goldfarbenen Haare.

Das Banner der Stadt ist ebenfalls in Rot und Blau gehalten, wobei die beiden Hälften von einer rot-blau gestreiften Verzierung umgeben sind. Die Mitte erinnert an das Wappen; Johannes der Täufer ist allerdings als Schlafender und mit schwarzen Haaren dargestellt, der wegen seines blauen Gewandes mit dem Schild zu einer Einheit verschmilzt. Die langen Haare des Heiligen sind traditionell ein Symbol für seine asketische und engelsgleiche Lebensweise. Johannes der Täufer wird gleichermaßen in der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen Kirche verehrt, sodass sich in der Bezugnahme auf ihn die Vielfalt der christlichen Kirchen in Zeben widerspiegelt.

Mittelalter

Am 28. Januar 1299 wurde Zeben, basierend auf dem Scharoscher Recht, gemeinsam mit Eperies und Groß-Scharosch vom ungarischen König Andreas III. (um 1265–1301) das Stadtrecht verliehen. 1405 oder 1406 erhob König Sigismund von Luxemburg (1368–1437) den Ort zur Königlichen Freistadt. Seit Ende des 15. Jahrhunderts war er Mitglied der Pentapolitana, des Bundes der fünf bedeutendsten freien Königsstädte im früheren Oberungarn; ihm gehörten noch Bartfeld/Bardejov, Eperies, Kaschau/Košice und Leutschau/Levoča an. 1490 wurde Zeben durch die Truppen des polnischen Königs Johann I. (1459–1501) besetzt; von 1506 bis 1518 verpfändete der böhmisch-ungarische König Wladislaw II. (1456–1516) Zeben seinem Palatin Emmerich Perényi. Sein Sohn Ludwig II. (1506–1526) kaufte die zwischenzeitlich verarmte Stadt wieder frei.

Seit Mitte des 12. Jahrhunderts siedelten sich in Zeben Deutsche an. Von ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Ortes zeugt beispielsweise der Umstand, dass sie im Privileg von 1299 ausdrücklich erwähnt sind. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert unterhielten sie eigene Gotteshäuser.

Neuzeit

Die Zeit vom 16. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts gilt als Zebens Blütezeit. Für das 18. und 19. Jahrhundert hingegen ist ein massiver Niedergang der Stadt charakteristisch. 1709 fiel mehr als die Hälfte der Bevölkerung einer Pestepidemie zum Opfer. 1794 starben nach einer verheerenden Missernte 2.278 Einwohner, viele Menschen verließen ihre Heimat für immer. Die Stadt erregte noch einmal größeres Aufsehen, als sich die Jugend von Zeben in bemerkenswerter Geschlossenheit an der Ungarischen Revolution von 1848/1849 beteiligte. 1876 erhielt Zeben den Status einer Stadt mit geordnetem Magistrat.

Bevölkerung

1566 hatte Zeben rund 2.000 Einwohner, 1828 waren es 2.780. 1910 lebten in Zeben 3288 Menschen, davon 1.640 Slowaken, 1.168 Magyaren, 341 Deutsche und 120 Roma.[1] Ende 2011 hatte Zeben 12.715 Einwohner.[2] Bei der Volkszählung 2001 bezeichneten sich 90,6 Prozent der Sabinover als Slowaken, 6,4 Prozent waren Roma, 0,5 Prozent Tschechen, 0,4 Prozent Ukrainer und 0,4 Prozent Rusinen.[3]

Wirtschaft

Die Bevölkerung von Zeben widmete sich traditionell der Landwirtschaft; 95,4 Prozent der 2.332 ha umfassenden Fläche der Stadt wurden 1910 landwirtschaftlich genutzt. Nach der Erhebung zur Königlichen Freistadt entwickelten sich auch nennenswerte Handels- und Handwerksstrukturen. Einige Bürger der Stadt wurden so wohlhabend, dass sie Weinkeller außerhalb der Stadtbefestigung erwarben. Im Zuge des Niedergangs im 18. und 19. Jahrhundert wurde Zeben allerdings mehr und mehr zur Provinzstadt, deren Einwohner sich mühsam mit Obst- und Gemüseanbau über Wasser hielten. 1910 gab es in der Stadt einen einzigen größeren Betrieb mit 38 Beschäftigten.[4] Nach 1960 wurden Holzverarbeitungs- und Maschinenbauunternehmen angesiedelt.

Religions- und Kirchengeschichte

Zeben war Vorreiter der Reformation auf dem Gebiet der heutigen Slowakei; im 16. und 17. Jahrhundert fanden dort zahlreiche Synoden der protestantischen Kirche im Scharosch statt. Die Gegenreformation hatte erhebliche Änderungen zur Folge, 1840 waren bereits 69,4 Prozent der 2.793 Einwohner römisch-katholisch, 22,2 Prozent waren evangelisch und 7,7 Prozent griechisch-katholisch. Bis 1910 sank der Anteil der römisch-katholischen Bevölkerung auf 57,7 Prozent, jener der evangelischen auf 7,9 Prozent. Dafür stieg der Anteil der griechisch-katholischen Einwohner auf 18,6 Prozent und jener der mosaischen Glaubensangehörigen auf 13,3 Prozent.[5] 2001 bekannten sich 74,1 Prozent der Bevölkerung zum römisch-katholischen und 10,5 Prozent zum griechisch-katholischen Glauben; 5,5 Prozent waren konfessionslos, 4,2 Prozent Protestanten und 1,5 Prozent Orthodoxe.[6]

Bildung und Wissenschaft

Die Lehranstalten Zebens galten seit der Reformation als überaus modern. Von diesem Ruf profitierte die Stadt ungeachtet ihres zwischenzeitlichen Niedergangs bis ins 20. Jahrhundert. Im Oktober 1740 wurde das Piaristengymnasium ins Leben gerufen. Von 1867 bis 1877 lehrte und lebte der bekannte Slowakist Bohuš Nosák-Nezabudov (1818–1877) in Zeben. Von 1922 an formierte sich hier die „Gruppe Palárik“, von der wichtige Impulse für das slowakische Theater der Zwischenkriegszeit ausgingen.

Aus Zeben stammte der erste Direktor der evangelisch-theologischen Lehranstalt in Wien Johann Wächter (1767–1827); der Historiker Karl Wagner (1732–1790) starb in der Stadt.

Besondere kulturelle Institutionen

Im Juni 2012 wurde in der östlichen Bastei, dem Sitz des einstigen Piaristengymnasiums, das Stadtmuseum eröffnet. Es zeigt unter anderem Werke des bekanntesten Malers der Stadt Ernest Stenhur (1893–1931) sowie Exponate zur Stadtgeschichte.

Kunstgeschichte

Entlang des langgestreckten Freiheitsplatzes (Námestie slobody) und in seiner unmittelbaren Nähe befinden sich die architektonisch bedeutsamsten Bauten von Zeben, darunter der Glockenturm aus der Renaissancezeit, Überreste der Befestigung aus dem 15. Jahrhundert sowie zahlreiche gut erhaltene Bürgerhäuser, außerdem ein weitläufiger Park.

Vier Kirchen dominieren das Stadtbild: die nach Johannes dem Täufer benannte römisch-katholische Kirche und die römisch-katholische Kirche Mariä Himmelfahrt, außerdem das griechisch-katholische Gotteshaus des Allerheiligsten Herzen Jesu und die protestantische Kirche.

Der Grundstein zur Johannes-Kirche wurde im Jahre 1461 gelegt. Das Gotteshaus wurde wegen wiederholt starker Beschädigungen durch Brände über die Jahrhunderte mehrfach grundlegend umgestaltet. Mitte der 1990er Jahre fand eine Restaurierung statt, die sich an Stilelementen des ausgehenden 15. und 16. Jahrhunderts orientierte. Meister Paul aus Leutschau (zwischen 1465/1470–1480 und 1537–1542) fertigte den Hauptaltar der Kirche; dieser ist heute im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest ausgestellt.

In Zeben wurde der bei der Oscar-Verleihung im Jahre 1966 als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnete tchechoslowakische Film „Der Laden auf dem Korso/Das Geschäft auf der Hauptstraße“ (slowak. Obchod na korze) gedreht.

Der Maler Tivadár Kosztka Csontháry (1853–1919) wurde in Zeben geboren.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Ende der 1990er Jahre – und damit im Kontext der erst seit 1993 staatlich eigenständigen Slowakei und für eine Gemeinde ihrer Größenordnung relativ früh – gab die Stadt die erste zusammenfassende Darstellung ihrer Geschichte in slowakischer Sprache in Auftrag; diese erschien im Jahre 2000.[7] Dem federführenden Autor Peter Kónya wird allerdings vorgeworfen, die Verfasser hätten sich zu sehr auf die ungarischen Bezüge zur Stadtgeschichte konzentriert und nur unzureichend mit der traditionellen Vielfalt der Nationalitäten auseinandergesetzt. 2013 bemühte sich Zeben um eine intensive Anbindung an die Europäische Kulturhauptstadt Kaschau. Die Stadt präsentiert sich der Öffentlichkeit beispielsweise gemeinsam mit Bartfeld, Eperies, Kaschau und Leutschau im Rahmen des Kulturprojekts „Pentapolitana“.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

Weblink

http://www.e-obce.sk/obec/sabinov/2-historia.html (Ausführliche Darstellung der Historie Zebens unter besonderer Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung)

Anmerkungen

[1] Ernő Deák: Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone (1780-1918). Bd. II/1: Ausgewählte Materialien zum Städtewesen. A: Königliche Freistädte-Munizipalstädte. Wien 1989 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Veröffentlichungen der Kommission für Wirtschafts-, Sozial- und Stadtgeschichte 4), S. 136. Der Autor bezeichnet die Roma allerdings irrtümlicherweise als „Rumänen“.

[2] Statistikamt der Slowakischen Republik: app.statistics.sk/mosmis/eng/demografia.jsp?txtUroven=000000&lstObec=525146 (Abruf 21.10.2014).

[3] Statistikamt der Slowakischen Republik (Anm. 2).

[4] Deák: Städtewesen (Anm. 1), S. 139.

[5] Deák: Städtewesen (Anm. 1), S. 136.

[6] Statistikamt der Slowakischen Republik (Anm. 2).

[7] Kónya u.a.: Dejiny Sabinova [Geschichte Zebens].

Zitation

Karin Rogalska: Zeben/Sabinov/Kisszeben. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32444 (Stand 10.05.2021).

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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