Tepl/Teplá

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Tepl

Amtliche Bezeichnung

tschech. Teplá

2. Geografie

Lage

Stadt und Stift Tepl liegen ca. 15 km östlich von Marienbad/Mariánské Lázně auf 49° 58′ nördlicher Breite, 12° 53′ östlicher Länge.

Region

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Tschechische Republik. Tepl gehört zur Region Karlsbad (Karlovarský kraj) im Bezirk Eger (Okres Cheb).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Das Stadtwappen trägt in Anlehnung an das Wappen der Herren von Wrtba/z Vrtby auf gelbem Grund drei schwarze Hirschgeweihe im Bild. Diese gehen auf das böhmische Adelsgeschlecht der Hroznatovci mit dem Stiftsgründer Hroznata von Ovenec (ca. 1160–1217) als Urahn zurück.

Mittelalter

Der Zuzug deutschsprachiger Siedler in die im 12. und 13. Jahrhundert überwiegend slawisch geprägte Region um Tepl erfolgte im Laufe des 15. Jahrhunderts. In der Mitte des 17. Jahrhunderts – nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges – war das Gebiet überwiegend deutschsprachig. Das Stift und der etwa 2 km entfernte Ort Tepl wurden im späten 12. Jahrhundert (vermutlich 1193) im Zusammenhang mit der Gründung des Prämonstratenserklosters Tepl durch Hroznata von Ovenec erstmals urkundlich erwähnt. Die Stiftskirche wurde 1232 von dem Prager Bischof Johann von Draschitz/z Dražice unter König Wenzel I. geweiht. Die Tepler Äbte waren, beginnend mit Sigismund Hausmann (1448–1506), vom späten 15. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg deutschsprachig.

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Prämonstratenserkloster Tepl/Teplá. Ansicht von
Nordwesten [Foto: M. Bogade].

Neuzeit

1422 brannte das Stift während der Hussitenkriege nieder. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1643 von den Schweden geplündert. Nach einem Brand 1659 wurde die Stiftskirche, ebenso wie das gesamte Stift, vor allem unter Abt Raimund II. Wilfert (1688–1724) Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts umfassend um- und ausgebaut. Die in weiten Teilen heute noch dominierende barocke Ausstattung der Kirche geht auf das Abbatiat des Hieronymus Ambros (1741–1767) zurück. Tepl blieb von der josephinischen Aufhebung der Klöster im Jahre 1781 verschont. Der Tepler Abt Karl Prokop Reitenberger (1813–1827) gründete im frühen 19. Jahrhundert Marienbad, das 1818 als Kurort anerkannt wurde.

Zeitgeschichte

Die Klosteranlage wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Militärkaserne genutzt und stand nach 1978 leer. Nach der "Samtenen Revolution" von 1989 wurde das Stift wieder den Prämonstratensern übergeben; ab 1991 wurde es wiederbesiedelt und wurden Restaurierungsarbeiten an dem zum Teil immens in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude eingeleitet. Seit 2008 ist das Stift Nationales Kulturdenkmal (Národní kulturní památka) der Tschechischen Republik.

Bevölkerung

1900: 3.000 (nur Deutsche); 1930: 2.474 (82 Tschechen); 1950: 1.080; 1991: 2.924; 2013: 3.052.[1]

Kunstgeschichte

Das Zentrum der Klosteranlage bildet die Klosterkirche Mariä Verkündigung, eine spätromanische, dreischiffige Hallenkirche aus dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert (geweiht 1232). Die Anlage wurde unter Abt Raimund II. Wilfert Ende des 17. Jahrhunderts barockisiert. Die ursprüngliche Form der Halle mit Kirchenschiff, einem östlichen Querhaus mit drei Apsiden, deren mittlere im 14. Jahrhundert gotisiert wurde, ist auch nach der Barockisierung noch erkennbar. Die Kirche besitzt eine Westfassade in spätromanischen bzw. frühgotischen Formen mit einem im späten 19. Jahrhundert eingebauten Portal. Die Türme erhielten nach Plänen des Baumeisters Christoph Dientzenhofer (1655–1722) ihren Abschluss; auf ihn gehen das zweigeschossige Konventsgebäude und die mit ihrer reich gestalteten Giebelseite aus der westlichen Gebäudeflucht hervortretende Prälatur auf der Südseite der Kirche zurück.

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Supraporta am Tordurchgang [Foto: M. Bogade].

Die barocke Ausstattung der Stiftskirche entstand vor allem unter Abt Hieronymus Ambros. Der Egerländer Maler Elias Dollhopf (1703–1773) freskierte den Bau unter anderem mit einem Zyklus von Szenen aus dem Leben des sel. Hroznata im Querschiff. Der in Prag/Praha geborene Bildhauer Ignatz Franz Platzer (1717–1787) schuf 1750/59, zusammen mit dem Prager Hofsteinmetzen Josef Lautermann, den Hochaltar, den Kreuzaltar, den Altar der heiligen Johannes und Paul sowie verschiedene Kleinplastiken auf den Seitenaltären. An der Nordseite des Bauensembles entstanden 1902–1910 nach dem Entwurf von Josef Schaffer in formaler Anlehnung an die Prälatur die Bibliothek (mit einem Bestand von ca. 100.000 Bänden, darunter mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln) und das Museum. Das geografische und kunsthistorische Zentrum der Stadt Tepl bilden die sog. Dekanalkirche (heutiger Bau 1762–1765) und die barocke Dreifaltigkeitssäule von Wolfgang Braunbock aus dem Jahre 1721.

Religions- und Kultgeschichte

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Sel. Hroznata, flankiert von zwei Engeln. Skulpturen-
gruppe am Hauptportal der Prälatur aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts [Foto: M. Bogade].

Der sel. Hroznata stiftete Ende des 12. Jahrhunderts der Legende nach das Prämonstratenserkloster Tepl (besiedelt von der Abtei Strahov bei Prag) und das etwa 20 km südwestlich von Pilsen/Plzeň gelegene Prämonstratenserinnenkloster Chotieschau/Chotěšov. Die in ihrer Intensität oszillierende lokale Verehrung des sel. Hroznata in Tepl und Chotieschau, dessen Kult 1887/98 bestätigt wurde, war, wie Petr Kubín belegt, vom Mittelalter bis in die Neuzeit unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit der Gläubigen. Hroznatas Gebeine befanden sich bis 1898 im Mittelschiff vor dem Hochaltar der Kirche und wurden anlässlich seiner Kultbestätigung in einem Reliquienschrein in das nördliche Seitenschiff transloziert.

Literaturgeschichte

Johannes von Tepl (Jan ze Teplé, auch Johannes von Saaz/Jan ze Žatce, Johannes von Schüttwa/Jan ze Šitboře, ca. 1350–1414) verfasste um 1400 die Prosadichtung Der Ackermann aus Böhmen, die 1460 erstmals verlegt wurde.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Die hessische Stadt Butzbach übernahm 1954 die Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Tepl. Der Heimatkreis Tepl-Petschau e. V., der 1967 eine Dokumentation über das Tepler Land herausgegeben hat,[2] unterhält seit den 1950er Jahren die Heimatstube Tepler Hochland in Butzbach (vgl. www.bkge.de/heimatsammlungen/50931.html).

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Petr Kubín: Blahoslavený Hroznata. Kritický životopis [Der sel. Hroznata. Ein kritischer Lebenslauf]. Praha 2000.
  • Peter Hilsch: Tepl. In: Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren. Stuttgart 1998 (Kröners Taschenausgabe 329), S. 603f. (u. a. mit tschechischsprachiger Bibliografie).
  • P. Vlček, P. Sommer, D. Foltýn: Encyklopedie českých klášterů [Enzyklopädie der böhmischen Klöster]. Praha 1998, S. 665-670.
  • Basil Grassl: Geschichte und Beschreibung des Stifts Tepl. Pilsen 1910.

Weblinks

Anmerkungen

[1] Vgl. Hilsch: Tepl, S. 604 und www.czso.cz/csu/2013edicniplan.nsf/engt/50002DF52B/$File/13011303.pdf: Počet obyvatel v obcích České republiky k 1. 1. 2013 [Die Volkszählung in den Kommunen der Tschechischen Republik zum 1. Januar 2013] (Abruf 11.03.2014).

[2] Josef Schmutzer, Otto Zerlik (Hg.): Das Tepler Land. Die große Dokumentation des Heimatkreises Tepl-Petschau im sudetendeutschen Bäderdreieck. Was die Stiftstürme erzählen. Heimat der Chorherren und Musiker. Zur Erinnerung, Erbauung und steten Mahnung. Geisenfeld 1967.

Zitation

Marco Bogade: Tepl/Teplá. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/54430.html (Stand 28.10.2015).

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OME-Redaktion (Stand: 30.07.2024)  | 
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