Kladrau/Kladruby

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Kladrau

Amtliche Bezeichung

tsch. Kladruby, auch Kladruby u Stříbra

2. Geographie

Lage

Die Stadt Kladrau liegt 34 km westlich von Pilsen/Plzeň.

Region

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Lage in der Region Pilsen (Plzeňský kraj), ehem. Bezirk Tachau (Okres Tachov), im Westen der Tschechischen Republik.

3. Geschichte und Kultur

Wappen, Flagge

Stadtmauer vor blauem Hintergrund, auf dem sich ein Kruzifix sowie die flankierenden Maria und Johannes befinden. In der Toröffnung der Mauer kniet ein Herrscher in devotionaler Haltung, wobei seine Krone vor ihm auf einem Kissen liegt. Ein von zwei Engeln getragenes und ein mit einer Krone versehenes Wappenschild mit der Initiale „M“ des Kaiser Matthias (1557–1619) im Bild krönt die Toröffnung.

Mittelalter

Kladrau wurde in Zusammenhang mit der Gründung des Benediktinerklosters durch den böhmischen Herzog Vladislav I. (um 1070 – um 1125), dessen Grablege sich in der Klosterkirche befindet, im Jahre 1115 erstmals urkundlich erwähnt. Die Gründungsurkunde des Klosters wird dabei in der Wissenschaft als Fälschung aus dem späten 12. Jahrhundert diskutiert. Die mit Mönchen aus Zwiefalten besetzte Abtei profitierte von der wirtschaftlich günstigen Lage an dem später „Goldene Straße“ genannten Handelsweg zwischen Nürnberg und Prag/Praha. Die Klosterkirche wurde im Jahr 1233 in Anwesenheit von König Wenzel I. (um 1205–1253) geweiht. Eine Urkunde des böhmischen Königs aus demselben Jahr bestätigt das von Herzog Vladislav III. erteilte Marktrecht der Stadt von 1197. Die politischen Unruhen während und nach der Regierungszeit Přemysl Ottokars II. (†1278) zogen auch die Klosteranlage in Mitleidenschaft. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden unter Abt Ratzek von Prostibor/Racek z Prostiboře der Ostchor der Klosterkirche sowie die Allerheiligenkapelle errichtet.

Neuzeit

In einer Urkunde von 1616 privilegierte Kaiser Matthias die Stadt Kladrau mit der roten Wachsfreiheit und fügte in das Stadtwappen seine Initiale „M“ ein. Der Wiederaufbau der in Folge der Hussitenkriege und des Dreißigjährigen Krieges stark beschädigten Anlage erfolgte im frühen 18. Jahrhundert. Die ursprünglich als romanische Basilika erbaute Klosterkirche Mariä Himmelfahrt wurde dabei in den Jahren 1712 bis 1726/28 durch den Architekten und Maler Johann bzw. Giovanni Santini-Aichel (1677–1723) in den Formen der Barockgotik umgestaltet. Für die Innenausstattung der Kirche waren u. a. die die Brüder Cosmas Damian (1686–1739) und Egid Quirin Asam (1692–1750) zuständig; der Skulpturenschmuck entstand im Umkreis von Matthias Bernhard Braun (1684–1738) und Karel Legát. Im Anschluss an das so genannte Alte Konventsgebäude im Süden der Kirche entstand 1729–1739 das Neue Konventsgebäude als Vierfügelanlage nach einem Entwurf von Kilian Ignatz Dientzenhofer (1689–1751). 1785 wurde das Kloster infolge der Josephinischen Reformen säkularisiert. 1825 erwarb Alfred I. zu Windisch-Graetz (1787–1862) das Klosterareal, das bis 1945 in Familienbesitz blieb.

Zeitgeschichte

Große Teile der Bibliothek sowie das Familienarchiv haben sich erhalten.

4. Diskurse/Kontroversen

Die Publikation von Wilhelm Weschta Kladrau - Geschichte eines Klosters und einer Stadt (Dinkelsbühl 1966) ist die einzige bisher erschienene neuere monographische Abhandlung zur Stadt- und Klostergeschichte. Sie pendelt zwischen historisch fundierter und annotierter Forschung gerade zur Frühzeit des Klosters und der Stadt sowie revanchistischen Kommentierungen vor allem zur Geschehensgeschichte im 20. Jahrhundert.

5. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Ulrich Fürst: Die lebendige und sichtbahre Histori. Programmatische Themen in der Sakralarchitektur des Barock (Fischer von Erlach, Hildebrandt, Santini). Regensburg 2002 (Studien zur christlichen Kunst 4), S. 195–264.
  • František Kubů: Kladrau. In: Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren. Stuttgart 1998 (Kröners Taschenausgabe 329), S. 262.

Weblinks

Zitation

Marco Bogade: Kladrau/Kladruby. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2011. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32218 (Stand 30.07.2021).

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OME-Redaktion (Stand: 30.07.2024)  | 
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