Goldenkron/Zlatá Koruna

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Goldenkron

Amtliche Bezeichnung

Zlatá Koruna

Lateinische Bezeichnung

Sancta Corona Spinea

Etymologie

König Přemysl Ottokar II. (um 1232-1278) übereignete dem im 13. Jahrhundert gegründeten Zisterzienserkloster eine vom französischen König Ludwig IX. (1214-1270) geschenkte Reliquie, die Dornenkrone Christi, womit die Benennung des Monasteriums in direktem Zusammenhang steht. Der erst 1315 belegte Klostername Goldenkron ging auf den sich zusammen mit der klösterlichen Ansiedlung entwickelnden Ort über.

2. Geographie

Lage

Goldenkron liegt auf 48º 51' nördlicher Breite, 14º 22' östlicher Länge, 473 m ü. NHN, 170 km südwestlich von Prag/Praha, ca. 8 km nordöstlich von Böhmisch Krumau/Český Krumlov.

Topographie

Goldenkron liegt links des Flusses Moldau (Vltava) auf einer von drei Seiten umflossenen Landzunge am Rande des Plansker Waldes (Blanský), eines Vorgebirges des Böhmerwaldes.

Region

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Tschechische Republik. Goldenkron gehört zur Region Südböhmen (Jihočeský kraí) im Bezirk Böhmisch Krumau (Okres Český Krumlov).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Gemeindewappen: silberner Wappenschild mit mittig eingestelltem azurblauem Schild mit gelber dreizackiger antiker Krone sowie vier roten Rosen, je eine in jeder Himmelsrichtung, die auf die Herren von Rosenberg aus dem Geschlecht der Witigonen verweisen.

Mittelalter

Im Jahr 1263 erfolgte am Ort die Fundation eines Zisterzienserklosters durch König Přemysl Ottokar II. unter dem Namen Sancta Corona Spinea (Heiligenkron/Svatá Koruna), der Legende nach aus Dankbarkeit für seinen Sieg über die Magyaren. Das Monasterium wurde mit Mönchen aus dem Mutterkloster Heiligenkreuz in Niederösterreich besetzt, womit es zur Filiationslinie von Morimond gehört. Die Paternität ging 1281 an das Kloster Plaß/Plasy in Westböhmen über, und König Wenzel II. (1271-1305) bestätigte 1284 die Stiftung und die Privilegien. Zuvor war das Monasterium 1276/1277 geplündert worden und lag wüst.

Die wirtschaftliche Basis der Abtei bildeten umfangreiche Landschenkungen der Krone, die damit ihren Machtbereich ausweiten konnte und landwirtschaftlich nutzbares Land gewann. Westlich der Abtei entstand in ca. acht Kilometer Entfernung ein Meierhof, aus dem der spätere Ort Böhmisch Krumau hervorging. Dieser wurde 1253 als Stadt erstmals erwähnt, und dort befand sich die Krumauer Burg der regional bedeutsamen Witigonen. Eine frühere slawische Besiedlung der Region lässt sich für die Zeit seit dem 6. Jahrhundert nachweisen.

1420 und 1429 brannte das Kloster bei wiederholten Streifzügen der Hussiten nieder, und die Mönche kehrten erst 1437 zurück. Zudem wurde das Monasterium 1420-1422 von König Sigismund (1368-1437) an Ulrich II. von Rosenberg (1403-1462) verpfändet. Das Patronatsrecht sowie den Landbesitz erhielten die Herren von Rosenberg aber erst 1493 von König Wladislaw II. (1456-1516).

Neuzeit

Das Patronat ging 1622 an die Eggenberger und 1719 an die Schwarzenberger über. Im Zuge von Bildungsbestrebungen entstand auf Initiative von Abt Bohumír Bylanský (1724-1788), der dem Kloster von 1755 bis 1785 vorstand, dort 1774 eine öffentliche Schule. 1785 wurde das Monasterium durch Kaiser Joseph II. (1741-1790) aufgelöst und der Besitz verstaatlicht. Die ehemaligen klösterlichen Gebäude dienten danach als Manufakturen und Wohnstätten. Der sich an das Kloster anschließende Ort wurde als Dorf ausgewiesen, und mit der Aufhebung der Grundherrschaft in Böhmen entstand 1848 die Gemeinde Goldenkron im Gerichtsbezirk Krumau.

20. Jahrhundert

Goldenkron gehörte nach Gründung der Tschechoslowakei 1918 zum Bezirk Český Krumlov, verblieb nach dem Münchener Abkommen 1938 bei der Tschechoslowakei und gehörte 1939-1945 zum Bezirk Budweis im Protektorat Böhmen und Mähren. 1940 wurde das Kloster von der Gestapo beschlagnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Goldenkron zur wiedereingerichteten Tschechoslowakei zurück.

Zur Gemeinde gehören heute die Ortsteile Plešovice (Pleschowitz) und Rájov (Rojau) sowie die Ortslage Nová Koruna.

Bevölkerungsentwicklung

1930: 542, 1950: 422, 1991: 389, 2012: 722,[1] 2013: 724[2] Einwohner.

Bau- und Kunstgeschichte

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurden wohl erste klösterliche Holzbauten errichtet. Unter König Wenzel II. erfolgte dann ein großzügiger Steinbau. Die Abtskapelle ist für 1387 belegt, die St.-Margareten-Kirche kurze Zeit später. Der älteste erhaltene Bau ist die Schutzengelkapelle aus der Zeit um 1270/1280 im Norden des Klostergeländes. Dabei handelt es sich – wie bei dem vergleichbaren Bau in der Abtei Plaß – um eine für Zisterzienserklöster ungewöhnliche Doppelkapelle mit Kreuzrippengewölbe und einem ursprünglich angeschlossenen polygonen Presbyterium sowie jüngeren Wandmalereien (1763) von František Jakub Prokyš (1713-1791). An sie schließt der zweigeschossige Kleine Konvent an.

Die schlicht gestaltete und in mehreren Bauphasen errichtete Klosterkirche ist eine dreischiffige, ursprünglich kreuzrippengewölbte Basilika von acht Jochen mit Querhaus, Polygonalchor und Arkadenvorhalle, an die im Süden die Klausur mit Kreuzgang anschließt. Der Bau begann im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, seinen Abschluss fand er nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Für 1359 ist die Anstellung von Michael Parler aus der Bauhütte der Parler als Steinmetz vor Ort belegt. Beachtenswert ist unter anderem ein großes Maßwerkrundfenster mit Terrakottaelementen und Stuckrahmen im Querhausostarm.

Im Norden des monastischen Areals liegt das zweiflügelige Abtshaus mit Kapelle aus dem 14. Jahrhundert. Daneben gab es Speicher, Hospital, Schmiede und eine kleine ergrabene Kapelle. Darüber hinaus liegt die zweischiffige Margaretenkapelle aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beim Klostertor.

Zur kirchlichen Ausstattung gehören unter anderem das Tafelbild Madonna von Goldenkron (um 1400) im Querhaus (Original in der Prager Nationalgalerie), der klassizistische Hauptaltar mit spätbarocken Statuen der Ordensheiligen (1772) von Jakob Eberle (1718-1783) und das Altarbild Mariä Himmelfahrt (1854) von Karl Philippot. Die barocken Wand- und Deckenmalereien wurden um 1772 von einem unbekannten Meister ausgeführt.

Größere Umbauten und Erneuerungen der klösterlichen Architektur erfolgten im 17. und 18. Jahrhundert im Barock- und Rokokostil (1663 unter Mitwirkung von Pietro und Giovanni Spinetti). Im 20. Jahrhundert, besonders seit 1960, gab es mehrere Restaurierungskampagnen.

Besondere kulturelle Institutionen

Im ehemaligen Kloster befinden sich eine Außenstelle der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek Budweis/České Budĕjovice sowie eine Gedenkstätte des böhmischen Schrifttums.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Mehrere Sepulkraldenkmäler befinden sich in der ehemaligen Klosterkirche.

1995 wurde das ganze Klosterareal zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Václav Bůžek: Goldenkron. In: Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren. Stuttgart 1998 (Kröners Taschenausgabe 329), S. 165f.
  • Jiří Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und Mähren. München, Berlin 1982, S. 222–258.
  • Jiří Kuthan: Gloria Sacri Ordinis Cisterciensis. Praha 2005 (Opera Facultatis Theologiae Catholicae Universitatis Carolinae Pragensis, Historia et historia artium 3).
  • Jiří Kuthan: Splendor et Gloria Regni Bohemiae. Kunstwerke als Herrschaftszeichen und Symbole der Staatsidentität. Praha 2007 (Opera Facultatis Theologiae catholicae Universitatis Carolinae Pragensis Historia et historia artium 6), Kapitel 13, S. 505–536.
  • Emanuel Poche: Böhmen und Mähren. Ein Bildhandbuch. Darmstadt 1986 (Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei), S. 461–462.
  • Matthias Prangerl: Urkundenbuch des ehemaligen Cistercienserstiftes Goldenkron in Böhmen. Wien 1872 (Fontes rerum Austriacarum 2, Diplomataria et acta 37).

Weblink

Anmerkungen

[1] Vgl. Bůžek: Goldenkron, S. 165 f.; Počet obyvatel v obcích České republiky k 1.1.2012 [Volkszählung in den Kommunen der Tschechischen Republik zum 1. Januar 2012]. URL: www.czso.cz/csu/2012edicniplan.nsf/t/00002BD91A/$File/13011203.pdf (Abruf 26.11.2014).

[2] Počet obyvatel v obcích České republiky k 1.1.2013 [Volkszählung in den Kommunen der Tschechischen Republik zum 1. Januar 2013]. URL: www.czso.cz/csu/2013edicniplan.nsf/engt/50002DF52B/$File/13011303.pdf (Abruf 26.11.2014).

Zitation

Serafine Christine Kratzke: Goldenkron/Zlatá Koruna. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32383 (Stand 30.07.2021).

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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