Pukanz/Pukanec/Bakabánya
1. Toponymie
Deutsche Bezeichnung
Pukanz, bis ins 20. Jahrhundert auch Pukkanz
Amtliche Bezeichnung
slowak. Pukanec
Anderssprachige Bezeichnungen
ung. Bakabánya; lat. Terra Banensium
Etymologie
1075 wird der Ort erstmals als "Villa Baka" erwähnt. Der Ort gehörte der Familie Baka (= Infanterist) aus dem Geschlecht Hont-Pázmány. Im Slowakischen wird der Name mit "Bukan" oder "Pukan" transkribiert (ein Pukanec wiederum ist ein Angehöriger des Adelsgeschlechts Baka).
Ab 1290 setzt sich die bis heute für Pukanz gebräuchliche ungarische Bezeichnung Bakabánya (bánya = Mine) durch. Über die Jahrhunderte sind zahlreiche weitere Bezeichnungen belegt, darunter Nemeth Baka (1310), Backabanya (1321), Pukano (1331), Bakamya (1352), Pwkancz (1492), Bwka Banya (1496), Nemetbacka oder Backabanya (1512) sowie Pukanecz (1773) u. a.
2. Geographie
Lage
48° 21′ nördlicher Breite, 18° 43′ östlicher Länge, 354 m über NHN.
Topographie
Pukanz liegt am Fuße der Schemnitzer Berge, die zu den Westkarpaten gehören und einen Teil des Slowakischen Mittelgebirges bilden.
Region
Poiplie, ein Gebiet entlang des slowakisch-ungarischen Grenzflusses Eipel (slowak. Ipeľ, ung. Ipoly); historische Landschaft Hont (slowak. Hont, ung. Hont[h]).
Staatliche und administrative Zugehörigkeit
3. Geschichte und Kultur
Gebräuchliche Symbolik
Das im Grundton Blau gehaltene Stadtwappen zeigt zwei silberne gekreuzte Bergmannsschlägel, die mit goldenen Handgriffen versehen sind. Sie sind unter einer silbernen Mitra angeordnet, die ebenfalls Goldverzierungen aufweist. Mit den Werkzeugen ist der Bezug zur einst bedeutenden Bergwerksstadt hergestellt, mit der Mitra wird auf die einst herausragende Stellung der katholischen Nikolauskirche in Pukanz verwiesen. Die Anordnung der Wappenelemente weist auf die tiefe Religiosität der Bergleute hin.
Die Symbolik des Wappens ist bildlich dargestellt auf einem Relief von 1737, das sich ursprünglich am Unteren Stadttor befand und heute im Rathaus zu sehen ist. [Foto (2013): Wikimedia Commons. Miloslav Bahna CC BY-SA 3.0].
Mittelalter
1323 wurde Pukanz durch den ungarischen König Karl I. Robert (1288–1342) das Stadtrecht verliehen, 1345 wurde der Ort zur Königlichen Freistadt erhoben. Der Bergbau konzentrierte sich auf den Abbau von Gold und Silber in der Stadt und dem näheren Umland.
Anfang des 14. Jahrhunderts trafen die ersten deutschen Siedler in der Region ein. Die seit 1310 belegte Ortsbezeichnung Nemethbaka (= Deutschen-Baka) für Pukanz ist ein wichtiges Indiz dafür, dass Deutsche dort stark vertreten waren. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im 15. Jahrhundert.
Pukanz gehörte zusammen mit Königsberg/Nová Baňa, Schemnitz/Banská Štiavnica,Neusohl/Banská Bystrica, Kremnitz/Kremnica, Libethen/Ľubietová und Dilln/Banská Belá zum Bund der sieben freien Bergstädte im damaligen Oberungarn. Zwischen 1424 und 1548 gehörte der Ort, wie weitere Bergstädte, zur Apanage der ungarischen Königinnen.
Neuzeit
1548 erhielt Pukanz durch Ferdinand I. (1503–1564) zahlreiche Privilegien, darunter das Recht auf eigene Halsgerichtsbarkeit. Ab 1564 war die Stadt ständig dem Ansturm der Osmanen ausgesetzt, fiel aber erst 1640 in deren Hände. Im Jahre 1664 steckten die Osmanen Pukanz in Brand. Dabei wurde die Stadt fast völlig zerstört. 1876 wurde Pukanz von einer Königlichen Freistadt zu einer Stadt mit geordnetem Magistrat herabgestuft.
Verwaltung
Pukanz hat ein Gemeindeamt mit Bürgermeister sowie eine Gemeindevertretung.
Bevölkerung
1880 hatte Pukanz insgesamt 3.222 Einwohner, 1930 waren es 3.037, 2001 noch 2.155 und am 31. Dezember 2011 1.984. Ende des 19. Jahrhunderts spielte die deutschstämmige Bevölkerung in Pukanz kaum noch eine Rolle. Zwischen 1880 und 1910 sank ihr Anteil an der Bevölkerung von 0,5 auf 0,1 Prozent. Bis zur Volkszählung 2001 blieb dieser Prozentsatz konstant. Den größten Anteil an der Bevölkerung haben seit Ende des 19. Jahrhunderts Slowaken. Seither stellen sie im Schnitt 95 Prozent der Einwohner von Pukanz, nur im Jahr 1900 sank ihr Anteil an der Bevölkerung kurzfristig auf 88,8 Prozent.[1]
Wirtschaft
Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zum Niedergang des Bergbaus. 1774 war nur noch eine Goldmine in Betrieb. Seit 1823 wurde der Bergbau in Pukanz industriell betrieben. Für das Jahr 1842 findet sich letztmals eine Eintragung über die Schließung einer Mine; 1891 wurde der Bergbau in Pukanz endgültig eingestellt. Heute ist die Herstellung von Keramik neben der Versorgung von Tagestouristen die wichtigste Einnahmequelle des Ortes.
Religions- und Kirchengeschichte
1433 stießen die Hussiten nach Pukanz vor. Die ungarische Königin Maria (1505–1558), zu deren Apanage Pukanz gehörte, war dem Humanismus gegenüber sehr aufgeschlossen und duldete die Verbreitung der Reformation in den Bergstädten. 1559 arbeitete der Schemnitzer Pfarrer Ulrich Kammerherr auf Grundlage des Augsburger Bekenntnisses für den Bund der sieben freien Bergstädte die Confessio Heptapolitana aus. Diese wurde durch Kaiser Ferdinand I. und den Erzbischof von Gran/Esztergom Miklós Oláh (1493–1568) bestätigt. Péter Pázmány (1570–1637), der 1616 Erzbischof von Gran wurde, drängte allerdings die Reformation auch in den Bergstädten systematisch zurück. Die Bevölkerung von Pukanz ist seither überwiegend katholisch. Bei der Volkszählung 2001 bekannten sich 63,1 Prozent der Einwohner zum römisch-katholischen und 20,1 Prozent zum protestantischen Glauben. 14,2 Prozent gaben kein religiöses Bekenntnis an.[2]
Besondere kulturelle Institutionen
Wichtigste kulturelle Einrichtung von Pukanz ist das 2007 eröffnete Töpfereimuseum Ján Frank. Besucher können sich über Geschichte und Gegenwart der Keramik in Pukanz und Umgebung informieren.
Kunstgeschichte
Die Baugeschichte der dem Stadtpatron geweihten römisch-katholischen Kirche des hl. Nikolaus ist nicht endgültig geklärt. Die gotische Form der Kirche geht zurück auf das 14. Jahrhundert; das Netzgewölbe des Hauptschiffes ist auf 1506 datiert. Sie zählt zu den wenigen Kirchen im Süden der heutigen Slowakei mit nahezu vollständig erhaltener gotischer Ausstattung, darunter der Marienaltar (1470–1480), der Altar der Marienkrönung (1884) und der Sankt Salvator Altar (1488).[3]
Sehenswert sind auch die Überreste einer Burg aus dem 16. Jahrhundert, die evangelische Kirche aus dem Jahre 1935 und ein 2005 eröffneter Lehrpfad zum historischen Bergbau.
St. Nikolaus Kirche [Foto (2012): Wikimedia Commons. Pe-Jo CC BY-SA 3.0].
Literatur
Der evangelische Kirchengelehrte Georg Petermann (1710–1792) wurde in Pukanz geboren. Aus Pukanz stammte auch der slowakische Pädagoge Ľudovít Bakoš (1919–1974).
Gedächtnis- und Erinnerungskultur
Die Erinnerung an die glorreichen Zeiten des Bergbaus in Pukanz wird v. a. in Ungarn wachgehalten. Da der Ort nahe der slowakisch-ungarischen Grenze liegt, zählen Tagesausflüge zur Kirche des hl. Nikolaus seit einigen Jahren zum Pflichtprogramm vieler Schulen in Nordungarn. Literatur zur Entwicklung von Pukanz über die Jahrhunderte gibt es vor allem in ungarischer Sprache.
4. Bibliographische Hinweise
Literatur
- Gábor Máté: Az alsó-magyarországi bányavárosok etnikai képének történeti és földrajzi vizsgálata [Historische und volkskundliche Untersuchung über das ethnische Bild der niederungarischen Bergstädte]. In: Földrajzi Értesítő 2007 (56), S. 181–204.
- Jörg Meier, Ilpo Tapani Piirainen, Klaus-Peter Wegera (Hg.): Deutschsprachige Handschriften in slowakischen Archiven. Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit. Bd. 2: Mittelslowakei. Bearb. von Mikuláš Čelko. Berlin u. a. 2009. URL: books.google.de/books?id=5s54HNGFMSQC&pg=RA1-PA592&lpg=RA1-PA592&dq=Pukantz&source=bl&ots=T42Gx64n4x&sig=PSdK9WId3oQWMRt0KVhhR0_Pppk&hl=en&sa=X&ei=UhDnULHCKuGK4ATTg4HgBw&ved=0CFYQ6AEwBw#v=onepage&q=Pukantz&f=false (Abruf 11.02.2013).
- Günther Freiherr von Probszt: Die niederungarischen Bergstädte. Ihre Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung bis zum Übergang an das Haus Habsburg (1546). München 1966.
Quellen
- Johann David: Continuatio Corporis Juris Et Systematis Rerum Metallicarum. Oder Vermehrung deß Neü-verfasten Berg-Buchs, Mit der Berg-Ordnung Der Cron Ungarn, Und denen Erleütterungen zweyer Alten Berg-Ordnungen der sieben freyen Königlichen Berg-Städte, I. Cremnitz, und Königsberg, II. Schemnitz, Neusohl, Buggantz, Dülln, und Libeten: Nebst einer Vorrede, von der Nutzbarkeit der Bergwercke, auch was für Mittel solche zu erheben und in guten Stand zu bringen seyn. Frankfurt/M. 1703.
- Caspar Stainhofer: Perckhordnung der Freyen Künigklichen Perckhstätt in der Cron Hungern, Als Crembnitz, Schembnitz, Neuensoll, Buggans, Künigsperg, Düllen vnnd Libeten: sambt andern vmbligenden, vnd gedachter Cron Hungern eingeleibten, Gold, Silber, Kupffer vnd anderer Metall Perckwerchen. Wien 1571.
Weblinks
- www.e-obce.sk/obec/pukanec/2-historia.html (mehrsprachige Seite zu historischen Bezeichnungen für Pukanz)
- www.pukanec.sk/kostol-svateho-mikulasa.phtml?id3=73987 (Seite über die Kirche des hl. Nikolaus in Pukanz mit Bildmaterial in slowakischer Sprache)
- www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/JbGeolReichsanst_016_0355-0417.pdf (Bericht über "Das südwestliche Ende des Schemnitz-Kremnitzer Tachytstockes" von Ferdinand Freiherr von Andrian)
Anmerkungen
[1] Vgl. hierzu die umfangreichen Tabellen bei Gábor Máté: Az alsó-magyarországi bányavárosok etnikai képének történeti és földrajzi vizsgálata [Historische und volkskundliche Untersuchung über das ethnische Bild der niederungarischen Bergstädte] In: Földrajzi Értesítő 2007 (56), S. 181ff., insbesondere S. 193 u. 197.
[2] Štatistický úrad Slovenskej republiky (Statistisches Amt der Slowakischen Republik), sodb.infostat.sk/sodb/sk-text/2001/data118.aspx?u=502693&okr=420402.
[3] Informationen zur Kirche auf der offiziellen Homepage der Stadt: www.pukanec.sk/kostol-svateho-mikulasa.phtml?id3=73987 (Abruf 26.10.2015).
Zitation
Karin Rogalska: Pukanz/Pukanec/Bakabánya. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2013. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/54381.html (Stand 26.02.2021).
Nutzungsbedingungen für diesen Artikel
Copyright © Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Projekts „Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ und darf vervielfältigt und veröffentlicht werden, sofern die Einwilligung der Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren Sie: ome-lexikon@uol.de
Wenn Sie fachliche Hinweise oder Ergänzungen zum Text haben, wenden Sie sich bitte unter Angabe von Literatur- und Quellenbelegen an die Redaktion.