Mohatsch/Mohács

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Mohatsch

Amtliche Bezeichnung

ung. Mohács

Anderssprachige Bezeichnung

kroat. Mohač

Etymologie

Es gibt mehrere Erklärungen für das Toponym Mohács. Wahrscheinlich geht das ungarische Wort moha (dt. Moos) auf ein slawisches, vermutlich aus dem Slowenischen stammendes Wort zurück. Das Lemma moha (dt. Moos) verfügte im Mittelalter auch über die Bedeutung mocsár (dt. Moor/Sumpf), was darauf hinweisen kann, dass die Siedlung auf sumpfigem Gebiet entstand. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Bezeichnung Mohács auf einen Personennamen zurückgeführt werden kann. Das Toponym wurde erstmals in einer heute verschollenen Urkunde aus dem Jahre 1093 erwähnt.

2. Geographie

Lage

Mohatsch liegt auf 45o 59’ nördlicher Breite, 18o 40’ östlicher Länge, 190 Kilometer südlich von Budapest, etwa 40 Kilometer östlich von Fünfkirchen/Pécs und etwa 10 Kilometer nördlich von der kroatischen Grenze entfernt.

Topographie

Mohatsch gilt als die südlichste Siedlung an der ungarischen Donau und befindet sich an der Grenze zweier Landschaften: Während die Mohatscher-Insel (Mohácsi-sziget) zur Tiefebene des Donau-Theiß-Zwischenstromlandes (Duna-Tisza köze) gehört, ist der westliche Teil der Stadt von der Transdanubischen Hügellandschaft (Dunántúli-dombság) umgeben.

Region

Südungarn (Dél-Magyarország), Transdanubien (Dunántúl), Mohatscher Ebene (Mohácsi-síkság).

Staatliche und administrative Zugehörigkeit

Ungarn; Komitat Branau (Baranya Megye), Zentrum des Mohatscher Bezirkes (Mohácsi járás).

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

In einem blauen, unten spitz zulaufenden Wappenschild ist ein grünes Feld zu sehen, auf dem ein Husar in roter Montur steht, mit goldenen Stiefeln und einem roten, mit Pelz verbrämten Hut (heraldisch ein nach links abhängender Heiduckenhut), in der rechten Hand ein silberner Säbel und in der linken eine rot-silberne Fahne haltend. Das Banner ist lang und kreuzt die Fahnenstange; die Hand des Husaren fasst an diesem Kreuzpunkt die Stange an. Zwischen bzw. hinter den ein wenig gespreizten Füßen des Husaren ist die Scheide des Säbels zu sehen. Auf den oberen Schildrand ist ein mit einem offenen Kronreif mit drei Lilienzinken verzierter Turnierhelm mit nach vorne gerichtetem Visier aufgesetzt. Ein dem Kronreif vom Oberschenkel entwachsender zweiter Ritter wiederholt die Zeichnung des Schildes. Die Prachtstücke sind von rechts Blau und Gold, von links Rot und Silber.

Vor- und Frühgeschichte

Archäologische Funde aus dem Gebiet von Mohatsch (u. a. Geschirre, Waffen, Netzgewichte, Spuren von auf Pfählen gebauten Häusern) datieren aus der Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit. Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. gehörte das Gebiet zur Provinz Pannonia des Römischen Reiches. In der Nähe – bei Altinum (Kölkedi Várhegy, dt. Burgberg von Kölked), wo sich auch eine Wehranlage befand – verlief der Pannonische Limes. Südlich des heutigen Mohatsch wurde die älteste bekannte Siedlung der Awarenzeit im Karpaten-Becken gefunden. Im 9. Jahrhundert wurden vermutlich landnehmende Ungarn hier sesshaft.

Mittelalter

Zur Entstehung und Entwicklung von Mohatsch trugen die günstige geographische Lage, die Nähe der mit dem Pannonischen Limes parallel laufenden, die Provinzen Pannonia und Moesia verbindenden und auch im Mittelalter sehr verkehrsreichen Heeresstraße – die seit dem 2. Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts auch von Pilgern ins Heilige Land und von den Fernhändlern aus Byzanz regelmäßig genutzt wurde – sowie die Donau als Wasserweg wesentlich bei. Mohatsch wurde zunächst im 11. Jahrhundert in einer Schenkungsurkunde erwähnt, nach der die Siedlung von König Ladislaus I. d. Heiligen (1046–1095) dem Bischof von Fünfkirchen verliehen wurde.

Im März 1242 wurde Mohatsch vom Mongolensturm verheert. Seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelte es sich immer mehr zum wirtschaftlichen Zentrum des Bistums von Fünfkirchen.

Nach der vernichtenden Niederlage des Königreichs Ungarn gegen die Osmanen im Jahre 1526 bei Mohatsch wurde auch Mohatsch selbst verheert und geplündert. Nach einer weiteren Schlacht im Jahre 1541 wurde Mohatsch zunächst Sitz einer osmanischen Garnison und später auch des Sandschaks der umliegenden Donau-Region. Als mit der osmanischen Besetzung von Ofen/Buda im Jahre 1541 die Dreiteilung des Königreichs Ungarn begann, wurde in Mohatsch 1543 die osmanische Verwaltung eingeführt. Bis 1686 blieb es unter unmittelbarer osmanischer Herrschaft.

Neuzeit

Die fast 150 Jahre dauernde osmanische Herrschaft verlief für die Stadt weitgehend friedlich. Militärische Auseinandersetzungen erfolgten erst wieder seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Nachdem die Habsburger die Osmanen 1686 besiegt hatten, kam es zur Neubesiedlung durch verschiedene Nationalitäten, um die durch Flucht oder Verwüstung entvölkerten Siedlungsteile neu zu beleben: Neben den reformierten Ungarn siedelten sich nun auch katholische Ungarn aus Syrmien sowie katholische Schokatzen aus dem Balkan unter der Leitung von griechisch-orthodoxen Serben an. Im 18. Jahrhundert wurde Mohatsch sogar zum serbischen Bischofssitz.

In einer letzten größeren Migrationsbewegung kamen katholische Deutsche aus Schlesien, dem Rheingebiet und aus Österreich. Die Siedler aus Deutschland reisten vor allem auf Donauschiffen (sog. Ulmer Schachteln) und das durch sie entstandene Siedlungsgebiet, das trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft als „donauschwäbisch“ bezeichnet wurde, bildete einen Teil der sog. „Schwäbischen Türkei“. Die „Donauschwaben“ in Mohatsch beschäftigten sich vor allem mit Gastwirtschaft, Weinbau und (Wein-)Handel. Kontinuierlich zogen auch Roma zu. Die drei Siedlungsteile der Stadt – die Altstadt, Klein-Mohatsch (Kis-Mohács) und Außen-Mohatsch (Külső-Mohács) – vereinigten sich zwar 1796, die hinsichtlich der Nationalitäten und Religionen geteilte Stadtstruktur blieb aber weiterhin erhalten. Im 18. Jahrhundert erlebte die Stadt trotz der zahlreichen Epidemien wie Pest und Cholera eine Aufschwungsphase.

Die Revolution von 1848 entfachte in Mohatsch große Begeisterung. Lajos Kossuth (1802–1894), einer der Anführer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung, hatte die Stadt bereits im Sommer 1847 besucht. 1848 kam es zu militärischen Auseinandersetzungen mit dem kaiserlichen Heer, bis Mohatsch im Februar 1849 von kaiserlichen Soldaten besetzt wurde.

Zeitgeschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt zunächst von den Streitkräften des serbisch-kroatisch-slowenischen Staates besetzt. Der Friedensvertrag von Trianon zog dann 1920 die neue südliche Landesgrenze Ungarns nur wenige Kilometer südlich von Mohatsch. Die neue Grenzregelung ging für die Stadt zunächst mit einer wirtschaftlichen Krise einher. Allmählich entwickelte sie sich aber zu einer wichtigen Donau-Grenzstation und zu einem neuen Verwaltungs- und Kulturzentrum. Ab 1929 wurde Mohatsch zur Komitatsstadt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden nach der deutschen Okkupation Ungarns und der Einsetzung einer deutschfreundlichen Regierung im März 1944 im Mai 564 Juden aus Mohatsch mit weiteren 605 Juden aus den umliegenden Siedlungen zunächst ghettoisiert, dann deportiert und im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Nur 13 kehrten zurück.[1] Am 26. November 1944 wurde Mohatsch von sowjetischen Truppen eingenommen. 

Bevölkerung

Jahr Zahl
1434 825
1550[2] 2.000
1786[3] 4.667
1839[4] 8.708
1845[5] 8.985
1900[6] 15.832
2011[7] 17.808

 

Während die Bevölkerung von Mohatsch bis zur osmanischen Herrschaft 1526 aus Ungarn bestand, führte der von den Habsburgern Ende des 17. Jahrhunderts eingeleitete Siedlungsprozess, der bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts andauerte, zu einer national und religiös gemischten Stadtbevölkerung. Im 18. und 19. Jahrhundert war die überwiegende Mehrheit von über 75 Prozent der Einwohner römisch-katholisch, über 15 Prozent reformiert und ca. 7,5 Prozent griechisch-katholisch.[8] Während es sich in nationaler Hinsicht bei den Reformierten vornehmlich um Ungarn und bei den griechischen Katholiken um Serben oder Griechen handelte, waren unter den römischen Katholiken sowohl Ungarn als auch Deutsche und Schokatzen.

Juden ließen sich ab 1841 in der Stadt nieder. 1850 bekannten sich 104, im Jahre 1869 484 und im Jahre 1914 schon 1.233 zur jüdischen Religion.[9] Sie spielten im kulturellen Leben sehr schnell eine wichtige Rolle: Sie errichteten eine eigene Schule, gründeten Vereine und nahmen am Buchdruck teil. Die Mehrheit von ihnen war vermutlich aus Galizien und Russland zugezogen, der kleinere Teil aus den westlichen Ländern Österreichs. Die meisten von ihnen waren Handwerker und Händler. Seit den 1870er Jahren kam ein bedeutender Teil des vermögenden Bürgertums aus ihren Kreisen. Die Entwicklung der Fabrikindustrie und des Handels wurde maßgeblich von ihnen mitbestimmt.

In nationaler Hinsicht ergibt sich seit dem 19. Jahrhundert folgende Entwicklung der Bevölkerungszusammensetzung (Angaben in Prozent):

Jahr Ungarn Deutsche Serben Kroaten Schokatzen Roma
1839[10] 44,0 6,9 10,1 - 39,0 -
1900[11] 61,5 12,6 5,0 3,5 17,0 -
2011[12] 82,7 9,7 0,5 3,9 - 3,0

 

Heute verfügen in Mohatsch die Deutschen, Kroaten, Serben und Roma über eigene Minderheitenselbstverwaltungen.

Wirtschaft

Die Donau und ihre Nebenzweige stellten bereits im Mittelalter die Grundlage für den Fischfang dar. Für die Landwirtschaft des Dorfes waren die Viehzucht auf dem breiten Überschwemmungsgebiet der Donau und weiter entfernt vom Fluss der Ackerbau charakteristisch. Das Lebensmittelgewerbe von Mohatsch galt im 14. Jahrhundert als bedeutend (Fischer, Müller, Metzger, Imker), wobei das Mühlengewerbe von besonderer Bedeutung war. Unter den weiteren Gewerbetreibenden finden sich Tuchmacher, Schneider, Kürschner, Riemer, Schuhmacher, Schmiede, Fassbinder und Töpfer bzw. Krüger, jedoch kam es noch nicht zur Gründung von Zünften. Durch das Gewerbe und den Handel wurde Mohatsch im 15. Jahrhundert zu einem blühenden, wohlhabenden Marktflecken.

Die Entwicklung der Siedlung wurde durch die osmanische Eroberung und Herrschaft unterbrochen. Die Integration der Einwohner von Mohatsch und ihrer Gutshöfe in das Osmanische Reich erfolgte nach den islamischen und osmanischweltlichen Gesetzen. Das erste erhalten gebliebene Schriftdenkmal über das in Mohatsch eingeführte türkische Steuersystem stammt aus dem Jahr 1544.

Seit 1701 verfügte Mohatsch über das Marktrecht, 1742 wurden dem Marktflecken Privilegien verliehen, es erfolgte der Anschluss an den Postkutschenverkehr. Von 1701 an verfügte die Stadt über das Marktrecht. Es kam zu einer Blütezeit der Zünfte. Die verschiedenen Nationalitäten verfügten über unterschiedliche Arbeitsbereiche: Ungarn beschäftigten sich vor allem mit dem Fischfang und – zusammen mit den Schokatzen – auch mit Ackerbau und Viehzucht, die Deutschen vor allem mit Weinbau. Handwerker kamen aus jeder Nationalität, Töpfer und Krüger waren aber vor allem Kroaten. Getreidehandel trieben zunächst Griechen und Serben, später teilten sie ihn mit Deutschen, von denen ihn dann auch Juden übernahmen.

In der Reformzeit bekam das Handelswesen eine noch größere Rolle. Der Donauhafen und die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft (Duna Gőzhajózási Társaság) waren von großer Bedeutung. 1857 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Mohatsch und Fünfkirchen ausgebaut. Zum Handwerksgewerbe trat die Maschinenindustrie (z. B. Seiden-, Seifen-, Leder- und Bierfabriken sowie Dampfmühlen), die immer stärker wurde. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Eisen- bzw. Metallindustrie bedeutender.

Der Erste Weltkrieg fügte der Industrie beträchtliche Schäden zu. Der Friedensvertrag von Trianon von 1920 schnitt wichtige Verkehrswege ab und machte frühere Handelspartner zu Gegnern. Seit den 1930er Jahren nahm die Industrie wieder eine positivere Entwicklung. Ab Mitte der 1950er Jahre intensivierte sich die Industrialisierung der Stadt. Es entstand hier z. B. das größte Holzfaserplattenwerk (Farostlemezgyár) Mitteleuropas. Die günstigen Verkehrsverbindungen machten Mohatsch zu einem der wichtigsten Handelszentren Ungarns. Heute entwickelt sich Mohatsch weiter dynamisch und ist eine Grenzrevisionsstelle der EU für Schiffe.

Militärgeschichte

Wegen der zahlreichen osmanischen Angriffe wurde Mohatsch am Anfang des 16. Jahrhunderts von Palisaden, Wällen und Wehrtürmen umgeben. Am 29. August 1526 kam es bei Mohatsch zur entscheidenden Schlacht zwischen den Osmanen und den Ungarn, die mit einer verheerenden Niederlage der Ungarn endete. Auf dem Schlachtfeld starb u. a. auch König Ludwig II. (1506–1526). Zur zweiten Mohatscher Schlacht am Berg Harsány kam es am 12. August 1687, als die vereinigten österreichischen, ungarischen, bayerischen und kroatischen Streitkräfte unter dem Oberbefehlshaber Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) das Heer des Osmanischen Reiches vernichtend schlugen.

Religions- und Kirchengeschichte

Nach der osmanischen Herrschaft wurde Mohatsch wieder dem Bistum von Fünfkirchen übertragen. 1710 erbauten Überlebende der Pestepidemie die St. Rochus-Kapelle. Die innerstädtische katholische St. Michael-Kirche wurde 1714–1718 erbaut. Die Ansiedlung der oben erwähnten Nationalitäten sorgte für eine weitere rege Kirchenbautätigkeit: Die Franziskaner konnten 1724 in ihr Kloster einziehen und 1740 ihre Franziskanerkirche in der Außenstadt errichten; die katholische Bischofs- bzw. Heilig-Kreuz-Kirche wurde 1743 eingeweiht. Von den Serben, die vor den häufigen osmanischen Angriffen ins Königreich Ungarn geflohen waren, wurde 1750 die serbisch-orthodoxe Kirche gebaut. Die reformierte Kirche entstand in den 1780er Jahren, während die evangelisch-lutherische Kirche und die Votivkirche (Schlachtfeld-Gedächtniskirche) erst im 20. Jahrhundert errichtet wurden. Die Synagoge wurde 1966 abgerissen; an ihrer Stelle steht heute die Stadtbibliothek.

Besondere kulturelle Institutionen

Das Kanizsai-Dorottya-Museum (Kanizsai Dorottya Múzeum) fungiert als lokalgeschichtliches Schaufenster sowie als Museum für die in Ungarn lebenden kroatischen, serbischen und slowenischen Minderheiten. Im Stadtzentrum befindet sich der Buscho-Hof (Busóudvar), in dem der traditionsreiche Buscho-Umzug (Busójárás) in der Faschingszeit stattfindet. Das Buscho-Haus (Busóház) präsentiert eine ethnographische Ausstellung mit einem Panoptikum von Buscho-Figuren. Junge Mohatscher verkleiden sich beim Fastnachtsumzug bis heute als „Buschos“ – maskierte und besonders gekleidete und mit Requisiten versehene Gestalten. Ein den Winter symbolisierender Sarg wird bei dieser Gelegenheit in die Donau versenkt, danach werden Scheiterhaufen entzündet und vom Publikum umtanzt. 2009 wurde das Faschingsfest des Buscho-Umzugs von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit  aufgenommen.

Bildung und Wissenschaft

Bereits im 11. Jahrhundert soll eine Pfarrschule existiert haben, seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts sind Dorflehrer in Mohatsch belegt. Am Ende des 16. Jahrhunderts verfügten die Serben über eine eigene Schule. Der türkische Geschichtsschreiber und Reisende Evliya Çelebi (1611–1683) berichtete darüber, dass sich 1663 in der Burg eine Medrese (Schule für islamische Wissenschaften) sowie ein Kloster und zwei Elementarschulen befanden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts errichteten alle in der Stadt vertretenen Konfessionen und Glaubensrichtungen eigene Schulen. Heute beherbergt die Stadt mehrere Grundschulen und Mittelschulen sowie die Mohácsi-Jenő-Bibliothek (Mohácsi Jenő Könyvtár).

Alltagskultur

Durch die zahlreichen Nationalitäten war das städtische Leben immer mehrsprachig. Während die Menschen traditionell außer ihrer Muttersprache auch die Sprache der anderen Nationalitäten beherrschten, nahm zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Verwendung des Ungarischen immer mehr zu. Im 20. Jahrhundert lösten sich die bis dahin nach Muttersprache bzw. Religion getrennten Stadtviertel sowie die speziellen Volkstrachten, Sitten und Bräuche immer mehr auf.

Die Schokatzen brachten den erstmals im Jahr 1783 belegten Brauch der Winteraustreibung und der Beeinflussung der Fruchtbarkeit nach Mohatsch, der im Fastnachtsumzug der Buschos (busójárás) seine besondere Form fand.

Kunstgeschichte

1926 wurde das Rathaus (Városháza) im ungarischen Stil mit orientalischen Motiven, Eck- und Turmkuppeln eingeweiht.

Musik

Auch das Musikleben von Mohatsch wurde von den unterschiedlichen Nationalitäten geprägt. Tambura spielten vor allem die Schokatzen; Gajda – eine Art Sackpfeife – die Kroaten und die Serben; Zither und Flöte die Ungarn; Blasinstrumente die Deutschen; Streichinstrumente vor allem die Roma. Im 19. Jahrhundert wurden verschiedene Sängerkreise gegründet, 1904 das Orchester „Kreis der Musikliebhaber“ (Zenekedvelők Köre). Mohatsch führt auch heute ein aktives Musikleben, das sich u. a. im Mohatscher Tambura-Festival (Mohácsi Tamburafesztivál) sowie im Internationalen Volkstanzfestival (Nemzetközi Néptáncfesztivál) manifestiert.

Buch-, Druck- und Mediengeschichte

Mihály Taizs (1828–1889) gründete die erste Druckerei, die in den 1860er Jahren zu einer der größten Druckereien im Komitat Branau wurde.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

1926 wurde der Grundstein für die Schlachtfeld-Gedächtniskirche zur Erinnerung an die vor 400 Jahren gegen die Osmanen gefochtene Schlacht bei Mohatsch gelegt. In der Kirche ist u. a. das Gemälde „Die Schlacht am Berg Harsány“ (Nagyharsányi csata) von 1687 von Stephan Dorfmeister zu sehen (über die zweite Mohatscher Schlacht). An die Schlacht von 1526 erinnert auch sechs Kilometer südlich von Mohatsch am Ort des ehemaligen Schlachtfeldes die seit 1976 bestehende und 2011 ausgebaute Mohatscher Historische Gedenkstätte (Mohácsi Nemzeti Történelmi Emlékhely), die eine historische Ausstellung, allegorische Denkmäler und einen Friedhofsgarten umfasst.

Mehrere Denkmäler in der Stadt Mohatsch erinnern an den Zweiten Weltkrieg und seine Opfer.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Claudia K. Farkas: Zsidósors Mohácson 1944-ben [Judenschicksal in Mohatsch im Jahre 1944]. Pécs 2015.
  • Gábor Frank, Mária L. Imre, Ibolya Englenderné Hock, Helmut Heil, Ferenc Várnai, Miklós Lantos, Zoltán Schmidt, István Fehér: Magyarországi németek [Ungarndeutsche]. Budapest 1998.
  • János Füzes: Patak- és hajómalmok Mohácsnál [Bach- und Schiffmühlen bei Mohatsch]. Mohács 1996.
  • Elly Kiss: Deutsche Volkstanzüberlieferungen im südlichen Transdanubien. In: Karl Manherz, Claus Klotz (Hg.): Beiträge zur Volkskunde der Ungarndeutschen 2. Budapest 1979, S. 185228.
  • Zsolt K. Lengyel: Die Schlacht bei Mohács 1526, in: Joachim Bahlcke, Stefan Rohdewald, Thomas Wünsch (Hg.): Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Berlin 2013, S. 851864.
  • Imre Gábor Nagy: Az újranépesült város. Népesség, társadalom, igazgatás Mohácson 1918-ig [Die wiederbevölkerte Stadt. Bevölkerung, Gesellschaft und Verwaltung in Mohatsch bis 1918]. In: Imre Ódor (Hg.): Tanulmányok Mohács történetéből. A település fennállásának 900. évfordulójára [Studien aus der Geschichte von Mohatsch. Zum 900jährigen Bestehen der Siedlung]. Mohács 1993, S. 129176.
  • Imre Ódor (Hg.): Tanulmányok Mohács történetéből. A település fennállásának 900. évfordulójára [Studien aus der Geschichte von Mohatsch. Zum 900jährigen Bestehen der Siedlung]. Mohács 1993.
  • József Rózsás: A mohácsi fogadalmi emléktemplom [Die Votivkirche/Schlachtfeld-Gedächtniskirche von Mohatsch]. Mohács 1995.
  • László Szita (Hg.): Baranyai helytörténetírás 1976 [Branauer Lokalgeschichtsschreibung 1976]. Pécs 1976.
  • Tibor Tüskés: Mohács [Mohatsch]. Pécs 1981.

Weblinks

Anmerkungen

[1] Zahlen nach Claudia K. Farkas: Zsidósors Mohácson 1944-ben [Judenschicksal in Mohatsch im Jahre 1944]. Pécs 2015, S. 52f.

[2] Előd Vass: Mohács a török hódoltság korában [Mohatsch während der Türkenherrschaft]. In: Ódor: Tanulmányok Mohács történetéből, S. 75–108, hier S. 87.

[3] Nagy: Az újranépesült város, S. 134.

[4] Nagy: Az újranépesült város, S. 134.

[5] Nagy: Az újranépesült város, S. 134.

[6] Nagy: Az újranépesült város, S. 154.

[7] Központi Statisztikai Hivatal [Ungarisches Statistikamt], www.ksh.hu/apps/hntr.telepules?p_lang=HU&p_id=23959 (Abruf 19.09.2018).

[8] Nagy: Az újranépesült város, S. 134.

[9] Zahlen nach Farkas: Zsidósors Mohácson 1944-ben S. 18.

[10] Nagy: Az újranépesült város, S. 134.

[11] Nagy: Az újranépesült város, S. 154.

[12] Központi Statisztikai Hivatal [Ungarisches Statistikamt], www.ksh.hu/apps/hntr.telepules?p_lang=HU&p_id=23959 (Abruf 19.09.2018).

Zitation

Tünde Radek: Mohatsch/Mohács. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2019. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32482 (Stand 30.07.2020).

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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