Stettin/Szczecin
1. Toponymie
Deutsche Bezeichnung
Stettin
Amtliche Bezeichnung
poln. Szczecin
Lateinische Bezeichnung
Sedinum
Etymologie
Die Etymologie ist ungeklärt. Mögliche Herleitungen gehen von slavisch *ščit (Anhöhe – poln. „szczyt“) oder *ščet (Damm) aus.
2. Geographie
Lage
Lage: 53° 26′ Nord, 14° 34′ Ost, etwa 120 km nordöstlich von Berlin. Höhe: 1-148 m ü. NHN, Fläche: 300 km2.
Topographie
Das Stadtzentrum liegt auf den Anhöhen des westlichen Ufers der unteren Oder (Odra), die nördlich der Stadt in den Dammer See (Jezioro Dąbskie) und das Stettiner Haff (Zalew Odrzański) übergeht. Das Stadtgebiet erstreckt sich nach Osten bis zum Rand der vom Hauptarm der Oder und dem Nebenarm Reglitz (Regalica) gebildeten Niederung.
Region
Pommern: bis 1945: Vorpommern, ab 1945: Westpommern (Pomorze Zachodnie).[1]
Staatliche und administrative Zugehörigkeit
Republik Polen. Stettin ist Sitz der Verwaltung der 1999 geschaffenen Woiwodschaft Westpommern (Województwo Zachodniopomorskie); zuvor war es seit 1950 Zentrum der Woiwodschaft Stettin (Województwo Szczecińskie). Bis 1945 war Stettin Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Pommern und des – Vorpommern und das westliche Hinterpommern umfassenden – Regierungsbezirks Stettin. Die Stadt ist seit 1992 Sitz des Erzbischofs von Stettin-Cammin (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska).
3. Geschichte und Kultur
Gebräuchliche Symbolik
Das Wappen zeigt einen roten Greifenkopf, der sich von der gleichnamigen pomoranischen Fürstendynastie herleitet, mit goldener Krone auf blauem Grund. Es wird mit nur geringen Veränderungen seit Ende des 13. Jahrhunderts verwendet.
Archäologische Bedeutung
Archäologische Forschungen haben eine eisenzeitliche Burganlage (ca. 500 v. Chr.) auf dem Schlosshügel nachgewiesen. Eine slawische Siedlung bestand seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, eine Burgsiedlung mit Suburbium zwischen Schlosshügel und Oder entstand in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Da verlässliche schriftliche Quellen erst für das 12. Jahrhundert vorliegen, haben archäologische Forschungen eine große Bedeutung für die Stadtgeschichte.
Mittelalter
Die erste schriftliche Erwähnung Stettins findet sich in den Viten des Bischofs Otto von Bamberg (um 1065–1139) aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Kontext der Christianisierung Pommerns. 1121 eroberte der polnische König Bolesław Krzywousty (Schiefmund, 1085–1138) die Stadt und schuf damit die Voraussetzung für die Missionsreisen Bischof Ottos in den Jahren 1124 und 1128. Zu diesem Zeitpunkt war Stettin ein politisches und kultisches Zentrum mit einer burgständischen Verfassung. Die Stadt war bereits dicht bebaut und hatte als wirtschaftliches Zentrum an der Odermündung die frühstädtische Handelssiedlung Wollin/Wolin abgelöst. Frühere Identifizierungen Stettins in einem Ortsnamen in dem auf das Jahr 992 bezogenen Dagome iudex-Regest gelten inzwischen als nicht mehr haltbar.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts suchte der pomoranische Herzog Bogislaw I. (um 1130–1187) gegen dänische Angriffe Schutz beim Heiligen Römischen Reich und Polen und huldigte 1181 Kaiser Friedrich I. (um 1122–1190). Die dänische Herrschaft über die Stadt dauerte von 1185 bis zur Schlacht von Bornhöved 1227. 1237 übertrug Herzog Barnim I. (um 1210–1278) die Rechtsprechung in der Stadt den deutschen Stadtbewohnern, und 1243 erhielt Stettin das Magdeburger Stadtrecht. Mit der deutschrechtlichen Lokation der Stadt ging ihre topographische Neuordnung einher: Die bereits bebauten Bereiche an der Oder erhielten eine neue Straßen- und Parzellenstruktur, und die zunächst außerhalb der Stadt gelegene Kirche St. Jakobi wurde nun zum Mittelpunkt der deutschen Stadtgemeinde. Außerdem wurde 1249 die Burg geschleift und auf ihrem Gelände die Marienkirche errichtet. Ab 1263 ist der Stadtrat belegt und ab 1283 dann eine Stadtmauer. Die Selbständigkeit der Stadt endete 1345 unter Herzog Barnim III. (um 1303–1368), der einen neuen Burgbau durchsetzte. Mit Beginn der Hohenzollernherrschaft im benachbarten Brandenburg kam es zu längeren Auseinandersetzungen zwischen den pomoranischen Greifen und den Hohenzollern und auch unter den verschiedenen Linien der Greifendynastie um Stettin, bis 1493 Herzog Bogislaw X. (1454–1523) schließlich im Gegenzug für die Befreiung von Lehnsabhängigkeit den Sukzessionsanspruch der Hohenzollern bei einem Aussterben der Greifendynastie anerkannte.
Neuzeit
Unter Bogislaw X., der in ganz Pommern herrschte und die Landesverwaltung reformierte, wurde Stettin ständige Residenz des Herzogs. 1534 nahmen die pommerschen Herzöge die Reformation an, 1535 publizierte Johannes Bugenhagen (1485–1558) die erste pommersche Kirchenordnung. Bereits zuvor war Paul von Rode (1489–1563) als lutherischer Prediger in Stettin tätig. 1570 war die Stadt Schauplatz des Stettiner Kongresses, der den Siebenjährigen Nordischen Krieg beendete. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Stettin 1630 vom schwedischen König Gustav II. Adolf (1594–1632) eingenommen. 1637 endete mit dem Tod von Bogislaw XIV. (1580–1637) die Greifendynastie; Stettin blieb aber unter schwedischer Herrschaft. Im Zweiten Nordischen Krieg 1655–1660 war die Stadt Kriegsschauplatz, wurde aber nicht eingenommen. 1677 wurde Stettin vom Großen Kurfürsten (Friedrich Wilhelm von Brandenburg, 1620–1688) besetzt, dann allerdings an Schweden zurückgegeben. Im Großen Nordischen Krieg wurde Stettin 1713 von russischen Truppen belagert und erobert, dann jedoch an Brandenburg-Preußen abgetreten, was im Frieden von Stockholm 1720 bestätigt wurde. Nach der Übernahme durch Preußen wurden drei große Forts – Leopold, Wilhelm und Preußen – angelegt. Von 1806 bis 1813 war die Stadt von napoleonischen Truppen besetzt.
In der Epoche der Industrialisierung wurde die städtische Infrastruktur umfassend erweitert und modernisiert. Nach der Anlage des ersten Bahnhofs entstand ab den 1840er Jahren die Neustadt als südliche Stadterweiterung. Die Niederlegung der Stadtbefestigung 1873 führte zu weiteren Stadterweiterungen auf dem Gelände des Forts Leopold (Verwaltungsgebäude und Museum an der Hakenterrasse [wały Chrobrego]) und des Forts Wilhelm (Mietwohnungsbau). Teile des Geländes des ehemaligen Forts Preußen werden bis in die Gegenwart militärisch genutzt.
Zeitgeschichte
Im Frühjahr 1919 kam es zu längeren revolutionären Auseinandersetzungen in der Stadt. 1939 entstand das Stadtgebiet von Groß-Stettin unter Eingemeindung zahlreicher benachbarter Orte, unter anderem Altdamm (Dąbie) und Pölitz (Police). Im November 1938 wurde die Synagoge an der Grünen Schanze (ul. Dworcowa) zerstört. Im Februar 1940 wurden die jüdischen Bewohner aus Stettin als erster deutscher Großstadt in das Generalgouvernement deportiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Stettin durch Bombenangriffe 1943-1944 erheblich zerstört. Am 26. April 1945 wurde die Stadt durch die Rote Armee (1. Belorussische Front) eingenommen.
In der Folgezeit entstanden zwei konkurrierende Stadtverwaltungen: eine polnische unter Piotr Zaremba (1910–1993) ab dem 28. April und eine (kommunistische) deutsche Anfang Mai. Am 5. Juli 1945 übergab der sowjetische Stadtkommandant dann die Stadtverwaltung an den Stadtpräsidenten Zaremba. Die Westgrenze der Stadt war bis Oktober 1945 zugleich auch die Westgrenze Polens. Der Hafen blieb bis 1947 weitgehend unter Kontrolle der sowjetischen Armee, durch ihn liefen unter anderem die Demontagetransporte aus der Sowjetischen Besatzungszone. Bis 1955 bestand dort noch eine sowjetische Umladestation. Ab Februar 1946 wurden über „Etappenpunkte“ der Repatriierungsbehörde die deutsche Bevölkerung ausgesiedelt und polnische Zuwanderer (Displaced Persons sowie aus den Ostgebieten ausgesiedelte Polen) an ihre neuen Wohnsitze weitergeleitet. Zugleich wurde Stettin für mehrere Jahre zu einer Zwischenstation für mehr als 30.000 Juden, die aus dem östlichen Europa nach Palästina oder in den Westen emigrieren wollten.
Im Dezember 1956 kam es in Stettin zu Protesten und Straßenschlachten, bei denen das sowjetische Konsulat gestürmt und verwüstet wurde. 1959 unterstrich der Besuch des sowjetischen KP-Generalsekretärs Nikita Chruščëv (1894–1971) die – von vielen der neuen Bewohner als unsicher empfundene – Zugehörigkeit der Stadt zu Polen. Bei Unruhen nach Preiserhöhungen im Dezember 1970 wurde das Woiwodschaftskomitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) in Brand gesetzt, 16 Personen wurden von der Miliz und Armee erschossen oder kamen ums Leben. Anschließend kam es zum ersten Besetzungsstreik auf der Werft, bis der Besuch des neuen Generalsekretärs Edward Gierek (1913–2011) Ende Januar den Streik beendete. Am 18. August 1980 begann eine erneute Streikwelle auf der Werft und in zahlreichen anderen Betrieben in der Stadt. Am 30. August wurde dann – einen Tag vor dem Danziger Abkommen – die erste Vereinbarung zwischen den Streikenden (unter der Leitung von Marian Jurczyk) und der Regierung geschlossen, in deren Folge die unabhängige Gewerkschaft Solidarność entstand. Nach der Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981 und dem Verbot von Solidarność kam es im Sommer 1988 zu einer erneuten Streikwelle.
Nach den Vereinbarungen des Runden Tisches 1989 fanden im Mai 1989 erste demokratische Kommunalwahlen statt, bei denen in Stettin 52 von 60 Sitzen an Listen aus dem Solidarność-Lager fielen. Erster nicht-sozialistischer Stadtpräsident war Jan Bielecki. Von 1998 bis 2006 war der frühere Streikführer Marian Jurczyk Stadtpräsident; in seiner Amtszeit kam es jedoch wegen seiner nationalistischen Politik und Vorwürfen der Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit zu zahlreichen politischen Kontroversen. Stadtpräsident seit 2006 ist Piotr Krzystek (Bürgerplattform, seit 2010 unabhängig).
Verwaltung und Justiz
Mit der Einführung des Magdeburger Stadtrechts war die Einrichtung eines Schöffenkollegiums verbunden, aus dem der Stadtrat hervorging. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende der Greifendynastie war Stettin Residenz der Herzöge und seit Bogislaw X. Zentrum der Landesverwaltung. Nach der Übernahme durch Preußen wurde die städtische Selbständigkeit stark eingeschränkt; Stettin wurde Sitz zahlreicher Provinzialbehörden, aber auch der pommerschen Stände (repräsentativer Barockbau, 1726/1727).
Die preußische Städtereform Anfang des 19. Jahrhunderts führte zur Ausbildung einer neuen städtischen Selbstverwaltung. Nachdem das schwedische Vorpommern 1815 an Preußen gefallen war, wurde Stettin zum Sitz des Oberpräsidiums der neuen Provinz Pommern. Letzter Oberpräsident war von Januar 1934 bis zum Kriegsende der NS-Gauleiter Franz Schwede(-Coburg) (1888–1960).
Bevölkerung
Zur Zeit der Missionierung durch Otto von Bamberg 1124 hatte Stettin ca. 3.000–5.000 Einwohner. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts stieg die Zahl auf 8.000–9.000 an und lag bis zur Übernahme durch Preußen 1721 nicht über 11.000 Bewohnern. Die ursprünglich slawische, pomoranischsprachige Bevölkerung bildete ab dem 14. Jahrhundert überwiegend die niedrigeren Schichten der Stadtbevölkerung. Der ethnische Wandel war jedoch nicht nur ein Ergebnis von Migration, sondern auch von Akkulturationsprozessen im Zusammenhang mit sozialem Aufstieg.
Zu Beginn der preußischen Zeit wanderten mehr als 600 Hugenotten nach Stettin zu. Juden sind in Stettin ab 1271 belegt, in der Frühen Neuzeit wurde ihnen jedoch von schwedischen wie preußischen Behörden der Aufenthalt in der Stadt untersagt. Eine jüdische Gemeinde entstand erst nach dem Emanzipationsedikt von 1812. In der Berufsstruktur der jüdischen Bevölkerung dominierten freie Berufe, Groß- und Kleinkaufleute und Gewerbetreibende, daneben sind auch Fabrikanten wie der Textilunternehmer Nathan Marx (1873–1929) zu nennen. Die Zahl der jüdischen Einwohner erreichte ca. 2.400 im Jahr 1880 und stieg dann trotz der zunehmenden Gesamtbevölkerung der Stadt nur noch geringfügig. Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung Stettins rapide von 19.000 (1805) über 65.000 (1864) auf 141.000 (1895). Bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs stieg die Bevölkerungszahl auf 249.000 an. Mit der Schaffung von Groß-Stettin betrug sie 1939 380.000 Einwohner.[2] 1940 wurde die jüdische Bevölkerung in das Generalgouvernement deportiert; nur wenige von ihnen überlebten den Holocaust. Im Sommer 1945 lebten ca. 85.000 Menschen in Stettin; die meisten von ihnen waren Deutsche, die zum Teil nach Kriegsende nach ihrer Evakuierung in die Stadt zurückgekehrt waren beziehungsweise von der sowjetischen Besatzungsmacht dorthin zurückgeschickt wurden. Nach der fast vollständigen Zwangsaussiedlung der deutschen Bewohner wohnten 1950 180.000 Menschen in Stettin. Anders als etwa in Oberschlesien oder in Masuren war der Anteil ‚autochthoner‘ (deutschsprachiger) Einwohner – abgesehen von der temporären Weiterbeschäftigung deutscher „Experten“ – nach 1945 sehr gering. Von der starken jüdischen Einwanderung bis Anfang der 1950er Jahre blieben nur wenige Personen dauerhaft in Stettin. Die antisemitische Kampagne 1968 brachte das jüdische Leben in der Stadt dann weitestgehend zum Erliegen. Bis 1965 stieg die Einwohnerzahl auf 312.000, 1980 betrug sie 388.000. Danach hat sie sich weniger stark verändert, in den letzten Jahren ist sie schwach rückläufig: 2009 betrug sie 411.000 und 2013 408.000.[3]
Wirtschaft
Stettin war im Mittelalter Teil des hansischen Handelsnetzes, die städtische Wirtschaft beruhte vor allem auf dem Handel mit Getreide (bereits 1243 erwähnt) und Fisch (Vitten auf Schonen). Ab Ende des 13. Jahrhunderts beanspruchte Stettin das Stapelrecht für den Handel auf der Oder und mit dem Hinterland. Haupteinfuhrgüter waren Hering, Salz und Tuche. Der Handel der Stadt erstreckte sich vor allem auf die westliche Ostsee und das Hinterland der Stadt. Eine Zunahme des Fernhandels durch den Öresund war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts festzustellen. Überregionale Bedeutung hatte bis zu seinem Bankrott 1572 das Handels- und Bankhaus Loitz, das auch in Danzig/Gdańsk und Lüneburg tätig war und über weitreichende Handelsbeziehungen im Nord- und Ostseeraum verfügte.
1752 wurde der Stettiner Stapelzwang abgeschafft. Ende des 18. Jahrhunderts bestimmten dann Schiffbau, Tabakmanufaktur und Zuckerraffinerie die städtische Wirtschaft. 1843 wurde die Eisenbahnlinie nach Berlin fertiggestellt, und in den folgenden Jahren stieg der Hafenumschlag. 1851 entstand die „Vulcan“-Werft, weitere Industriezweige waren Zement- und Chemiewerke, später auch Eisen- und Automobilindustrie. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einem Niedergang von Hafen und Werften. Ab 1938 spielte die Rüstungsindustrie mit den Hydrierwerken Pölitz eine wichtige Rolle.
Die Wirtschaftsstruktur Stettins innerhalb der Volksrepublik Polen wurde von Hafen, Werft und Reederei geprägt. Die Stettiner Werft konnte sich nach dem Umbruch von 1989 zunächst behaupten, wurde aber 2009 geschlossen; das Gelände ist seitdem ungenutzt.
Gesellschaft
Das mittelalterliche Stettin war geprägt von Kaufleuten, Handwerkern und Fischern. Neben der slawischen Burgsiedlung waren ab der Mitte des 12. Jahrhunderts deutsche Kaufleute in der Stadt anzutreffen. Der mit der deutschrechtlichen Lokation verbundene sprachlich-soziale Wandel vollzog sich ohne Berichte über ethnische Spannungen in einem Zeitraum von etwa 200 Jahren (zehn Generationen). Gesellschaftliches Zentrum der Kaufleute war das Seglerhaus am Heumarkt unweit des Alten Rathauses.
Anfang des 15. Jahrhunderts kam es in Stettin wie in anderen Hansestädten zu sozialen Unruhen und Forderungen der Zünfte nach Beteiligung am Stadtregiment. Weitere soziale Konflikte gab es Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts. Die vorrevolutionären Proteste von 1847 werden als „Kartoffelrevolution“ bezeichnet. Mit der Industrialisierung und der Zunahme des Hafenumschlags bildete sich neben einer kleinen Oberschicht von Großkaufleuten und Industriellen eine breite Unterschicht, die nach der Mitte des 19. Jahrhunderts schätzungsweise bis zu 50 % der städtischen Bevölkerung umfasste. Das politische Spektrum nach der Reichsgründung dominierten zunächst Konservative und Liberale, nach dem Ende des Sozialistengesetzes erhielt die SPD bis 1912 zwischen einem Viertel und einem Drittel der Wählerstimmen.
Religions- und Kirchengeschichte
Stettin wurde durch den Bischof Otto von Bamberg 1124–1128 christianisiert; dabei wurden das Triglav-Heiligtum auf dem Schlosshügel und die anderen slawischen Kultorte zerstört. Die Reformation begann in Stettin 1523 mit einem Schriftwechsel zwischen dem Stadtrat und Martin Luther (1483–1546). 1526 war Paul von Rode (1489–1563) erster protestantischer Prediger an St. Jakobi. 1871 waren 90 % der Stadtbevölkerung protestantisch und jeweils 2,5 % jüdisch und katholisch. Die 1873 aus Backstein errichtete Synagoge wurde 1938 zerstört.
Von 1935 bis zur Schließung 1937 leitete Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) das Predigerseminar der protestantischen Bekennenden Kirche in Finkenwalde (Zdroje), das heute ein Stadtteil Stettins ist.
Für die katholische polnische Bevölkerung (Anteil an der Gesamtbevölkerung in der Woiwodschaft Westpommern 2011: über 94 %) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst ein apostolischer Administrator eingesetzt. Nach der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags entstand 1972 ein katholisches Bistum Stettin-Cammin, das 1992 zum Erzbistum erhoben wurde. Im Juni 1987 besuchte Papst Johannes Paul II. (1920–2005) Stettin und feierte eine Messe mit mehr als 600.000 Menschen, die den Auftakt für die politischen Umwälzungen von 1989 bildete.
Kulturelle Institutionen
Das Städtische Museum entstand aus den Sammlungen mehrerer Vereine und Privatleute und erhielt unter der Leitung von Walter Riezler (1878–1965) im Jahr 1913 einen Neubau im Zentrum der Hakenterrasse. Nach 1945 wurde es Teil des Nationalmuseums (Muzeum Narodowe w Szczecinie), zu dem unter anderem auch das Gebäude des Ständehauses und das stadthistorische Museum (Muzeum Historii Szczecina) im Alten Rathaus gehören. Teile der Bestände des Museums gelangten nach 1945 nach Kiel und befinden sich seit 1999 im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Das Pommersche Provinzialarchiv, das 1900 ein eigenes Gebäude erhielt, ist seit 1946 Teil der polnischen Staatsarchive. Als zentrale Bibliothek entstand 1947 die Woiwodschaftsbibliothek aus der 1874 gegründeten früheren Stadtbibliothek, die sich unter der Ägide von Erwin Ackerknecht (1880–1960) zu einer der modernsten kommunalen Büchereien im deutschsprachigen Raum entwickelt hatte; seit 1994 nennt sie sich Pommersche Bibliothek (Książnica Pomorska). Das Stadttheater auf dem Königsplatz wurde 1849 errichtet; nach Kriegszerstörungen wurde es 1953 abgerissen. Ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde das von Franz Schwechten (1841–1924) gebaute Konzert- und Vereinshaus, an dessen Stelle 2014 ein Neubau errichtet wurde (Fabrizio Barozzi, Alberto Veiga). Die Oper hat seit 1978 ihren Sitz im Schloss.
Bildung und Wissenschaft
Eine Ratsschule bei St. Jakobi bestand ab 1391. 1543 wurde das Fürstliche Pädagogium als akademisches Gymnasium gegründet; es hatte bis 1666 über 5.000 Studenten. Fortgeführt wurde es als Gymnasium Carolinum und Gymnasium Academicum beziehungsweise Königliches und Stadt-Gymnasium im 19. Jahrhundert. Zu den weiteren Gymnasien zählt das 1830 gegründete Marienstiftsgymnasium (heute II. und IX. Liceum Ogólnokształcące). Im 19. Jahrhundert wurden zudem mehrere wissenschaftliche Gesellschaften gegründet, unter anderem die Pommersche Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde und der Entomologische Verein.
Nach 1945 entstanden mehrere Hochschulen in Stettin: die Technische Hochschule (Politechnika Szczecińska, jetzt Zachodniopomorski Uniwersytet Techniczny); aus der Handelsakademie von 1946 und der Pädagogischen Hochschule von 1973 sowie weiteren Hochschulen ging 1985 die Universität (Uniwersytet Szczeciński) hervor. Zu nennen sind auch die Meeresakademie (Akademia Morska, 1947) und die Pommersche Medizinische Akademie (Pomorska Akademia Medyczna, 1948).
Städtebauliche Entwicklung
Die moderne Entwicklung Stettins ist vor allem durch den Mietwohnungsbau geprägt, der auf dem einstigen Festungsgelände und in den früheren Vororten der Stadt entstand. Bezüge zur städtebaulichen Entwicklung Berlins sind unübersehbar, so wurde das Trinkwasser- und Kanalisationsnetz von dem späteren Berliner Stadtbaurat James Hobrecht (1825–1902) in den 1860er Jahren projektiert. Straßenbahnen wurden 1879 eingeführt, zudem waren die Vororte an und jenseits der Oder durch Fährlinien mit dem Stadtzentrum verbunden. Eine wichtige Rolle spielt der ab 1900 angelegte Hauptfriedhof, der bis heute genutzt wird.
Die zerstörten Bereiche des mittelalterlichen Stadtkerns wurden seit Ende der 1950er Jahre modern wiederaufgebaut, die an der Oder gelegenen Plätze und Straßen (Podzamcze) blieben dagegen weitgehend unbebaut oder wurden in breite Straßen und Straßenbahntrassen umgewandelt. Nach 1945 wurden die Neubauviertel an den Rändern der Stadt, in denen seit den 1980er Jahren auch zahlreiche katholische Kirchen entstanden, zu bevorzugten Wohnquartieren. Eine Wiederbelebung des mittelalterlichen Stadtkerns an der Oder setzte erst in den 1980er Jahren ein.
Alltagskultur
Die Zunahme von Freizeit auch für breitere Bevölkerungskreise beförderte im ausgehenden 19. Jahrhundert die Entstehung einer ausgeprägten, sozial und inhaltlich differenzierten Vereinskultur. Zu ihr zählten zunächst zahlreiche Gesangs-, Turn- und Schützenvereine sowie nach den Reichseinigungskriegen auch Kriegervereine. Zudem gab es zahlreiche Wassersportvereine; eine erste Badeanstalt am Fluss Parnitz (Parnica) entstand in den 1890er Jahren. Beliebte Ausflugsziele in der Stadt waren die von dem Zementfabrikanten Johannes Quistorp errichteten Grünanlagen (heute: Jasne Błonia und Park im. Kasprowicza), der Quistorpturm im Eckerberger Wald (Las Arkoński), die Grabower Anlagen (Park im. Żeromskiego) sowie der Königsplatz (plac Grunwaldzki), auf dem zahlreiche Konzerte stattfanden, und die Hakenterrasse. Das erste Kino entstand 1907 (heute: Kino Pionier).
Kunstgeschichte und Architektur
Von der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bebauung sind nur einzelne Bauten erhalten, meist mit erheblichen Eingriffen nach Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg und durch den von Moderne geprägten Wiederaufbau. Von den Sakralbauten ist die Jakobikirche als Hauptkirche der Stadt zu nennen: eine gotische dreischiffige Hallenkirche mit Umgangschor aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach Kriegszerstörungen wurde die Kirche von 1971 bis 2008 (neuer Turmhelm) wiederaufgebaut. Von den gotischen Kirchen sind außerdem die ehemalige Franziskanerkirche St. Johannes und die heute einschiffige Peter-und-Pauls-Kirche nördlich des Schlosses erhalten.
Von den weltlichen Bauten ist an erster Stelle das Schloss der pommerschen Herzöge zu nennen, in dem sich heute zahlreiche Kulturinstitutionen befinden. Beim Wiederaufbau ab 1955 ist der äußere Zustand von 1573 rekonstruiert worden: Das Schloss besteht aus drei manieristischen Flügeln mit Attika und flachen Dächern sowie dem spätgotischen Südflügel mit Uhrturm (1538), der durch einen (inzwischen verkleideten) modernen Stahlbetonriegel mit dem Westflügel verbunden ist. Weitere erhaltene Bauten sind das gotische Alte Rathaus (in der neu aufgebauten Altstadt), der Loitzenhof (spätgotischer Sitz der Bankiersfamilie aus dem 15. Jahrhundert), einige Palais aus Barock und Klassizismus sowie zwei barocke Stadttore.
Ab 1901 wurde die nach dem Oberbürgermeister Hermann Haken (1828-1916) benannte Terrasse nördlich des Schlosses an der Oder angelegt. Sie umfasst neben einer großen Freitreppe das städtische Museum (heute Nationalmuseum), das Oberpräsidium (heute Woiwodschaftsverwaltung) sowie Zoll- und Versicherungsverwaltungen (heute Akademia Morska). Zu erwähnen ist außerdem die 1913 errichtete frühere Garnisonskirche als einer der ersten Kirchenbauten aus Beton (heute Herz-Jesu-Kirche).
Die Altstadt unterhalb des Schlosses blieb nach Kriegszerstörungen bis in die 1980er Jahre weitgehend eine Freifläche, bevor eine Rekonstruktion nach dem Modell der Elbinger Retroversion begann, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist.
Musik
Frühe Zentren der Musikkultur in Stettin waren der Herzogshof und die Kirchen. Zu nennen ist hier der Komponist Philipp Dulichius (1562–1631), der Professor am Fürstlichen Pädagogium und Kantor an der Marienkirche war. Der Komponist Carl Loewe (1796–1869) wirkte ab 1820 als Organist an St. Jakobi und als städtischer Musikdirektor. Heute hat Stettin neben einer Oper und einer Philharmonie auch eine Kunstakademie mit zwei musikalischen Abteilungen.
Buch- und Druckgeschichte
Buchdrucker gab es in Stettin seit dem 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert waren Buchhändler wie Friedrich Heinrich Morin auch als Verleger tätig. Als Presseorgane seit dem 19. Jahrhundert treten die Neue Stettiner Zeitung, die Pommersche Zeitung, das Stettiner Tageblatt und der Generalanzeiger für Stettin hervor. Von den nach 1945 herausgegebenen Tageszeitungen erscheinen der Głos Szczeciński (das ehemalige Parteiorgan der PVAP) und der Kurier Szczeciński bis heute.
Literatur
Aus Stettin stammt der Schriftsteller Alfred Döblin (1878–1957), der allerdings bereits ab 1888 in Berlin lebte. Zu nennen sind außerdem der Historiker und Schriftsteller Franz Kugler (1808–1858) sowie der Schriftsteller und Publizist Robert Prutz (1816–1872), der in Stettin das Marienstiftsgymnasium besuchte und nach Tätigkeiten in Berlin, Halle und Hamburg ab 1857 wieder in Stettin lebte.
Seit dem Ende der Volksrepublik hat sich in Stettin eine lebendige polnische Literaturszene entwickelt, die von der deutsch-polnischen Grenzlage ihren Ausgangspunkt nimmt. Pogranicza (Grenzregionen) ist der programmatische Titel einer Literaturzeitschrift, die von 1994 bis 2012 erschien. Bekannte Gegenwartsautoren sind Artur David Liskowacki und Inga Iwasiów.
Gedächtnis- und Erinnerungskultur
Die Denkmäler aus preußisch-deutscher Zeit sind weitgehend verschollen oder zerstört. Auf ihren Sockeln beziehungsweise an ihrer Stelle entstanden neue Denkmäler. So ersetzt heute das Denkmal der Dankbarkeit (an die Sowjetische Armee) das Denkmal für Wilhelm I.; Adam Mickiewicz steht an der Stelle von Friedrich III. und eine Madonna auf der Mondsichel auf dem Sockel des Loewe-Denkmals vor der Jakobikirche. Erhalten und in jüngster Zeit restauriert wurden zahlreiche künstlerisch wertvolle Grabmäler auf dem Zentralfriedhof.
Einen Wandel in der Erinnerungskultur markierte das Stadtjubiläum 1993 aus Anlass des 750. Jahrestags der Verleihung des Magdeburger Stadtrechts. In die 1990er Jahre fällt auch die Rekonstruktion der nach 1945 bis auf das Alte Rathaus völlig verschwundenen Altstadt, in der sich eine neue Zuwendung zur bürgerlich-deutschen Kultur der Stadt spiegelt.
4. Diskurse/Kontroversen
Die Betrachtung der Stadtgeschichte war nach 1945 bis in die 1980er Jahre hinein scharf getrennt zwischen bundesdeutscher und polnischer Öffentlichkeit. Während die deutschen Diskurse über die Stadtgeschichte mit Otto von Bamberg begannen und mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung endeten, konzentrierten sich polnische Historiker und Archäologen auf die Frühgeschichte der Stadt und die Entwicklung nach 1945. Die letzte deutsche wissenschaftliche Stadtgeschichte stammt von Martin Wehrmann aus dem Jahr 1911; von der vierbändigen polnischen Stadtgeschichte, die Gerard Labuda von 1963 bis 1998 herausgab, behandelt der gesamte erste Band die Vorgeschichte Stettins bis ins 10. Jahrhundert und der vierte Band die Zeit seit 1945. Den Epochen vom Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde deutlich weniger Raum gewidmet als etwa in anderen polnischen Stadtgeschichten nach 1945. Bei diesen deutschen und polnischen Betrachtungsweisen handelte es sich eher um ein Nebeneinander zweier Monologe als um Kontroversen zwischen widerstreitenden Deutungen. Zu ersten gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichtsprojekten kam es erst in den 1990er Jahren.[4]
Seit 2004 hat das Online-Portal „Sedina“ zu Diskussionen über die Darstellung der Stadtgeschichte in der polnischen Öffentlichkeit geführt. In den letzten Jahren hat sich außerdem eine kontroverse Diskussion um die Rekonstruktion der Sedina-Skulptur von Ludwig Manzel (1858–1936) auf dem erhaltenen Sockel vor dem früheren Roten Rathaus entwickelt.
5. Bibliographische Hinweise
Literatur
- Tadeusz Bialecki: Historia Szczecina. Zarys dziejów miasta od czasów najdawniejszych do 1980 r. [Geschichte Stettins. Abriss der Stadtgeschichte von den frühesten Zeiten bis 1980]. Wrocław 1992.
- Tadeusz Bialecki (Hg.): Encyklopedia Szczecina [Enzyklopädie Stettins]. 4 Bde. Szczecin 1999-2007.
- Jörg Hackmann: Stettin. Zur Wirkung der deutsch-polnischen Grenze auf die Stadtentwicklung nach 1945. In Georg Stöber, Robert Maier (Hg.): Grenzen und Grenzräume in der deutschen und polnischen Geschichte. Scheidelinie oder Begegnungsraum? Hannover 2000 (Studien zur internationalen Schulbuchforschung 104), S. 217–234.
- Gerard Labuda (Hg.): Dzieje Szczecina [Geschichte Stettins]. 4 Bde. Warszawa 1963–1998.
- Rafał Makała: Mie̜dzy prowincja̜ a metropolia̜. Architektura Szczecina w latach 1891–1918 [Zwischen Provinz und Metropole. Die Architektur Stettins in den Jahren 1891–1918]. Szczecin 2011.
- Jan Musekamp: Zwischen Stettin und Szczecin. Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005. Wiesbaden 2010 (Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 27).
- Jan M. Piskorski, Bogdan Wachowiak, Edward Włodarczyk: Stettin. Kurze Stadtgeschichte. Poznań 1994.
- Maciej Słomiński, Rafał Makała, Małgorzata Paszkowska: Szczecin barokowy. Architektura lat 1630–1780 [Das barocke Stettin. Die Architektur der Jahre 1630–1780]. Szczecin 2000.
- Stettin/Szczecin 1945–1946. Dokumente – Erinnerungen / Dokumenty – Wspomnienia. Hrsg. von Ostsee-Akademie Lübeck-Travemünde, Historisches Institut der Universität Stettin. 2. Aufl. Rostock 1995.
- Martin Wehrmann: Geschichte der Stadt Stettin. Stettin 1911.
- Wolfgang Wilhelmus: Die Namensliste der 1940 aus dem Regierungsbezirk Stettin deportierten Juden. Rostock 2009 (Zeitgeschichte regional. Sonderheft 3).
Weblinks
- encyklopedia.szczecin.pl (eine von dem Verein Sedina initiierte und mit der Technik von Wikipedia angelegte Internetenzyklopädie zu Stettin, an der sich zahlreiche Institutionen der Stadt beteiligen)
- www.sedina.pl (Internetportal der „Liebhaber des früheren Stettin“, enthält zahlreiche Materialien und Texte zur Geschichte Stettins)
- www.herder-institut.de/bildkatalog/wikidata/Q393 (Abbildungen zu Stettin/Szczecin im Bildarchiv des Herder-Instituts, Marburg)
Anmerkungen
[1] Die deutsche Bezeichnung „Pommern“ (von: slavisch *pomor’e [Land am Meer]) und die polnische Bezeichnung „Pomorze“ sind semantisch nicht deckungsgleich. Letztere umfasst den gesamten Raum von Vorpommern bis zur heutigen russischen Staatsgrenze zwischen Elbing/Elbląg und Königsberg/Kaliningrad. Hinterpommern wird im Polnischen als „Pomorze Zachodnie“ (wörtlich: Westpommern) bezeichnet. Diese Benennung für die Küstenregion östlich der Oder ergibt sich aus der Unterscheidung gegenüber „Pomorze Wschodnie“ (wörtlich: Ostpommern), das auch als „Pomorze Gdańskie“ (wörtlich: Danziger Pommern [Pommerellen]) bezeichnet wird. Mit der Grenzziehung von 1945 wird im Deutschen nicht mehr die Oder, sondern die deutsch-polnische Grenze als Grenze zwischen Vor- und Hinterpommern betrachtet. Im Polnischen trennt die Staatsgrenze Pomorze Zachodnie von Pomorze Przednie (früher: Zaodrzańskie). S. dazu auch „Pommern“.
[2] Zahlenangaben zur Bevölkerung Stettins bis 1980 nach: Piskorski, Wachowiak, Włodarczyk: Stettin, S. 19, 33, 79, 106, 114, 122, 136.
[3] Urząd Statystyczny w Szczecinie (Hg.): Ludość, ruch naruralny i migracje w województwie zachodniopomorskim w 2013 r. [Bevölkerung, natürliche Veränderung und Migrationen in der Wojewodschaft Westpommern]. URL: szczecin.stat.gov.pl/download/gfx/szczecin/pl/defaultaktualnosci/756/5/1/1/ludnosc_ruch_naturalny_2013.pdf (Abruf 21.11.2014); s. außerdem die Lokale Datenbank des Polnischen Statistischen Zentralamtes: stat.gov.pl/bdl/ (Abruf 21.11.2014).
[4] Stettin/Szczecin 1945-1946. Dokumente – Erinnerungen / Dokumenty – Wspomnienia.
Zitation
Jörg Hackmann: Stettin/Szczecin. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2015. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32459 (Stand 30.07.2021).
Nutzungsbedingungen für diesen Artikel
Copyright © Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Projekts „Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ und darf vervielfältigt und veröffentlicht werden, sofern die Einwilligung der Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren Sie: ome-lexikon@uol.de
Wenn Sie fachliche Hinweise oder Ergänzungen zum Text haben, wenden Sie sich bitte unter Angabe von Literatur- und Quellenbelegen an die Redaktion.