UdSSR/Sowjetunion

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnungen

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), Sowjetunion

Amtliche Bezeichnung

1922–1991: russ. Sojuz Sovetskich Socialističeskich Respublik (SSSR, Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken)

Etymologie

Der Begriff „sojuz“ – „Union“ beziehungsweise „Verband“ – sollte suggerieren, dass es sich bei diesem neuen staatlichen Gebilde um einen freiwilligen Zusammenschluss von unabhängigen Regionen und Völkern, nicht aber um einen zentralistischen Staat handelte. Der Terminus „sozialistisch“ griff den – in den letzten Jahrzehnten des Zarenreiches auch dort in revolutionären Kreisen verbreiteten – Terminus auf, den bereits ausländische Arbeiterparteien im Namen führten (etwa die 1875 gegründete „Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands“, SAP; 1890 Umbenennung in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“). Der Begriff „Sozialismus“/„sozialistisch“ bezeichnet eine im Gegensatz zu den a priori als reaktionär angesehenen politischen Grundhaltungen „Konservatismus“ und „Liberalismus“ stehende revolutionäre Bewegung, die die bestehenden Gesellschaftsformen durch eine egalitäre Gesellschaft ersetzen will, die Gleichberechtigung aller Bürger – gleiches Recht und gleicher Besitz für alle – forderte. „Sovet/y“ – „Rat/Räte“ – wurden während der Revolutionen von 1905 und 1917 von Arbeitern, Bauern und desertierten Soldaten gebildet: basisdemokratische Zellen beziehungsweise Arbeiter-, Bauern- und Soldatenkomitees, die sich „Räte“ nannten. Als Instrument der Bolschewiki beanspruchten die „Räte“ schon vor der Februarrevolution 1917 politische und militärische Macht. Die Bolschewiki stützten sich auf diese Basis, unterwanderten und entmachteten sie aber gleichzeitig. Spätestens seit Ende der 1920er Jahre verloren die „Räte“ ihre Bedeutung als politischer Machtfaktor. Die Bedeutung des Begriffes „Sovet/Rat“ wurde allmählich politisch entleert und auf die staatlichen Behörden aller administrativen Ebenen übertragen (z. B. wurde am 16. März 1946 der „Rat der Volkskommissare“ in „Ministerrat der Sowjetunion“ umbenannt).

2. Geographie

Lage

Die UdSSR umfasste ganz Osteuropa, ganz Nordasien sowie große Teile Zentralasiens. Im Osten wurde die UdSSR vom Pazifik, im Norden vom Nordpolarmeer, im Westen von Finnland, der Ostsee, Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien, im Süden von der Türkei, Iran, Afghanistan, China und der Mongolei begrenzt.

Die UdSSR erstreckte sich über 22.402.223 Quadratkilometer und zählte 290.100.023 Bewohner (1991).[1]

Topographie:
Verweise auf im Lexikon behandelte Länder, die bis 1991 Teil der Sowjetunion waren

Historische Geographie

Das erste staatliche Gebilde auf dem Boden des einstigen Russischen Reiches nach der sogenannten Oktoberrevolution war die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (Rossijskaja Sovetskaja Federativnaja Socialističeskaja Respublika, RSFSR, gegr. am 7. November 1917). Mit dieser vereinigten sich – zum Teil gedrängt durch Einsatz der Roten Armee – die souveräne Ukrainische Sowjetrepublik (gegr. am 22. Januar 1919), die souveräne Litauisch-Weißrussische Sowjetrepublik (gegr. im März 1919) und die souveräne Transkaukasische Föderation (gegr. 1918), die Armenien, Aserbaidschan und Georgien umfasste. Am 30. Dezember 1922 begründeten sie die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ (UdSSR). In den folgenden Jahren wurden die übrigen, nach 1917 entstandenen, noch unabhängigen Republiken auf dem Boden des einstigen Russischen Reiches mehr oder weniger gewaltsam der Sowjetunion einverleibt.

Die Grenzen der Sowjetunion vor dem Zweiten Weltkrieg entsprachen zum großen Teil denen des 1917 untergegangenen Russischen Reiches. Im Nordwesten jedoch hatten sich die einstigen russischen Ostsee-Gouvernements [Ostzejskie Gubernii] Estland, Livland und Kurland (= Estland und Lettland) im Jahr 1917 – die Schwäche der nach der Februar-Revolution 1917 gebildeten bürgerlichen „Provisorischen Regierung“ (Ministerpräsident: Aleksandr Kerenskij [1881–1970]) nutzend – ihre Unabhängigkeit von Russland erklärt und waren selbständige Staaten geworden. Auch Litauen, das als Teil „Kongresspolens“ nach den drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795) und seit dem Wiener Kongress 1814/1815 mit Polen dem Russischen Reich eingegliedert war, konnte sich während der Wirren nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge der Wiedererrichtung Polens und der Neuordnung Ostmitteleuropas als eigenständige Republik etablieren (1918, international bestätigt im Vertrag von Riga/Rīga 1921). Das Großfürstentum Finnland trennte sich in den Revolutionswirren ebenfalls von Russland (6. Dezember 1917), ebenso wie im Südwesten Bessarabien: Am 6. Februar 1918 bat dessen Landesrat (Sfatul Ţării) das benachbarte Rumänien um militärischen Beistand gegen die auch Bessarabien bedrohende Rote Armee, woraufhin rumänische Verbände das Gebiet besetzten. Am 9. April 1918 wurde die Eingliederung Bessarabiens an Rumänien verkündet (am 20. Januar 1920 völkerrechtlich anerkannt).

Auch im Westen ergaben sich aus der Wiedererrichtung Polens verschiedene Grenzveränderungen. Zwischen den beiden im Ersten Weltkrieg Krieg führenden Blöcken, den Mittelmächten und den Alliierten, bestand grundsätzlich Einigkeit über die Wiederherstellung der Staatlichkeit Polens. Während die Westgrenzen des künftigen Polens bereits im Friedensvertrag von Versailles (28.6.1919) weitgehend festgelegt waren, blieb die Frage der Grenzziehung zwischen Polen und der künftigen Sowjetunion offen. Als sich die deutschen Heeresverbände 1918 aus Ostmitteleuropa zurückzogen, stieß die noch im Aufbau befindliche Rote Armee nach, um – so die Kalkulation von Vladimir Il’ič Lenin (Ul’janov, 1870–1924) – Revolutionen im Westen zu befördern und dort politischen Einfluss zu gewinnen. Polnische Politiker (namentlich Marschall Józef Piłsudski [1867–1935], später Regierungschef Polens) wünschten die Wiederherstellung des territorialen Status von 1772. Um dem Vordringen der Roten Armee auf von Polen beanspruchte Territorien vorzubeugen, besetzten polnische Truppen 1919 Teile Weißrusslands und der Ukraine. Angesichts der polnischen Gebietsansprüche legte der „Oberste Rat der Entente“ in Paris am 8. Dezember 1919 eine Demarkationslinie (nach sprachlich-ethnischen Kriterien) zwischen Polen und der bolschewistischen RSFSR fest: die „Curzon-Linie“, die ungefähr der sowjetisch-polnischen Grenze nach dem Zweiten Weltkrieg entsprach. Im sogenannten „Polnisch-Sowjetischen Krieg“ (1920/21) verschob sich der Frontverlauf wiederholt gravierend (polnische Besetzung Kiews/Kyjivs 7.–15. Mai 1920, Mitte August 1920 Vordringen der Roten Armee bis kurz vor Warschau/Warszawa, anschließend erfolgreiche polnische Gegenoffensive [„Wunder an der Weichsel“]). Auf Druck Englands und Frankreichs wurde schließlich ein Waffenstillstand geschlossen (12. Oktober 1920). Im Frieden von Riga (18. März 1921) akzeptierte Lenin, dessen Regime von mehreren Armeen der zarentreuen „Weißen“ aufs Äußerste bedrängt wurde, eine Grenzlinie, die den polnischen Vorstellungen eher entsprach. Sie verlief 200 bis 250 Kilometer östlich der „Curzon-Linie““: Polen wurde das westliche Weißrussland/Belarus (mit Brest-Litovsk/Brėst/Breść nad Bugiem, Grodno/Hrodna, Baranowitschi/Baranavičy/Baranowicze) sowie die westliche Ukraine (Wolhynien und Galizien mit Lemberg/L’viv/Lwów) zugesprochen.

Mit dem Geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (23. August 1939), in dem Iosif Vissarionovič Stalin (Džugašvili, 1878–1953) und Adolf Hitler (1889–1945) ihre Interessensphären in Ostmitteleuropa absteckten, zielte die sowjetische Führung auf eine Revision der im Vertrag von Riga 1921 festgeschriebenen territorialen Verluste. Bald nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs überschritt die Rote Armee, wie im Geheimen Zusatzprotokoll verabredet, die polnische Ostgrenze (17. September 1939). Die Grenze zwischen der sowjetischen und der deutschen Zone (mit Warschau) bildete im Wesentlichen der Fluss Bug. Am 30. November 1939 fiel die Rote Armee in Finnland ein („Winterkrieg“), das im Frieden von Moskau/Moskva (12./13. März 1940) erste Gebietsverluste hinnehmen musste. Nach erheblichen territorialen Gewinnen der Finnen im Anschluss an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion mussten sich die finnischen Verbände, der sowjetischen Übermacht weichend, 1944 wieder aus Ost-Karelien zurückziehen und einen Separatfrieden mit der UdSSR (19. September 1944) abschließen. Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs verlor Finnland schließlich die Region um Wiborg/Vyborg/Viipuri, das nordwestliche Umland des Ladogasees (mit der Klosterinsel Valamo), die Fischer-Halbinsel im Norden bei Murmansk sowie einen Gebietsstreifen östlich vom finnischen Salla an die Sowjetunion.

Im Frühjahr 1940 wurden – zunächst vorübergehend – die baltischen Staaten durch die Rote Armee besetzt, seit dem 18. September 1940 Bessarabien und die Nord-Bukowina mit Czernowitz/Černivci/Cernăuţi. Bei ihrem Vordringen nach Westen im „Großen Vaterländischen Krieg“ eroberte die Rote Armee 1944/1945 die seit 1941 von der Wehrmacht besetzten baltischen Staaten wieder, ebenso wie die umstrittenen ostpolnischen Gebiete, die Stalin dann auch auf den interalliierten Konferenzen von Jalta (4.–11. Februar 1945) und Potsdam (17. Juli – 2. August 1945) für die Sowjetunion beanspruchte.

Die UdSSR verfügte mit den Territorialgewinnen während und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur über den gleichen territorialen Bestand wie das einstige Russische Reich, sondern hatte in Ostmitteleuropa mit den finnischen Abtretungen, mit dem nördlichen Ostpreußen, mit Ostgalizien, der Karpato-Ukraine und der nördlichen Bukowina ihre Grenzen sogar noch ein Stück nach Westen vorgeschoben.

3. Geschichte der UdSSR 1917 bis 1991 mit russlanddeutschen Aspekten

Oktoberrevolution

Die UdSSR ist nach der sogenannten Oktoberrevolution (25. Oktober / 7. November 1917) aus dem Russischen Reich hervorgegangen. Zu den Auslösern der Revolution gehörten der verlustreiche Ausgang des Ersten Weltkrieges, der eine das ganze Reich erfassende Not und ein Chaos in allen Lebensbereichen zur Folge hatte (Mangel an Nahrungsmitteln und Heizmaterialien, Zusammenbruch des zivilen Eisenbahnverkehrs und der Verwaltung), die Unfähigkeit von Zar Nikolaj II. (Romanov, 1868–1918) und seiner Regierung sowie die kriegsmüde Stimmung unter den Soldaten. Anfang 1917 rechnete man in Russland mit einer Million Gefallenen, vier Millionen Verletzten und zwei Millionen Kriegsgefangenen. Der eigentliche Grund für die Wut der Massen waren die unhaltbaren sozialen Verhältnisse der ländlichen und der städtischen Bevölkerung und das autoritäre Regime, das den landlosen Bauern und dem „Vierten Stand“ die Mitwirkung am politischen Geschehen verweigerte.

Der Volkszorn machte sich in Aufständen Luft, die in Petrograd (Sankt Petersburg/Sankt-Peterburg/Leningrad) am 23. Februar / 8. März 1917 in Streiks gewaltigen Ausmaßes gipfelten („Februarrevolution“). Die gegen die Aufständischen aufgebotenen Garnisonstruppen solidarisierten sich mit den Streikenden, sodass die von linken Gruppierungen aufgestellten Arbeiter- und Soldatenräte (sovety) bald das Geschehen bestimmten. Die Duma (ein Scheinparlament)[2] löste sich nicht auf, wie vom Zaren befohlen, sondern ersetzte die bisherige durch eine links-liberale „Provisorische Regierung“, die sich jedoch gegen die radikalen Räte kaum behaupten konnte. Schließlich wurde der Druck auf Zar Nikolaj II. von allen Seiten, besonders von der Generalität, so groß, dass er am 15. März 1917 abdankte. Daraufhin kehrte Vladimir Il’ič Lenin im April 1917 aus seinem Schweizer Exil nach Russland zurück. Mit der Devise „Alle Macht den Räten!“ brachte er Teile der zerstrittenen Linksparteien, die „Sozialdemokratische Partei Russlands“[3] und den linken Flügel der „Sozialrevolutionäre“, hinter sich und verschärfte gezielt die politische Lage. Mit seinen zentralen Forderungen „Frieden“ und „Bodenreform“ versuchte er, die Massen zu gewinnen.

Am 7. November 1917 ließ Lenin im Zuge eines weitgehend unblutigen Putsches die Provisorische Regierung verhaften und alle strategisch und administrativ wichtigen Punkte Sankt Petersburgs besetzen. Gegen zahlreiche Widerstände bildete er eine Arbeiter- und Bauernregierung, den „Rat der Volkskommissare“, dem er selbst vorstand und dem unter anderem Leo Trotzki/Lev Trockij (Bronštejn, 1879–1940) als Volkskommissar für Außenbeziehungen und Kriegswesen sowie Iosif Vissarionovič Stalin als Volkskommissar für Nationalitätenfragen angehörten. Zwar hatte Lenin lautstark die Bildung einer „Verfassunggebenden Versammlung“ gefordert. Als aber die Wahlen dazu im November 1917 Lenins Bolschewiki eine herbe Niederlage bescherten (sie erhielten nur rund 25 Prozent), ließ er die Verfassunggebende Versammlung am 19. Januar 1918 unter Einsatz des Militärs auflösen, noch bevor sie ihre Tätigkeit hatte aufnehmen können.

Nach den demütigenden Zurücksetzungen und Repressionen während des Weltkrieges (z. B. durch die Liquidationsgesetze vom 2. Februar 1915; siehe auch „Russland/Russisches Reich“) begrüßten die – bis in den Krieg hinein dem Thron absolut loyalen – Russlanddeutschen in ihrer Mehrheit die Revolution. Seit April 1917 fanden in allen russlanddeutschen Siedlungsgebieten Kongresse statt, wurden Verbände und Komitees gegründet, wobei auch die Frage einer Autonomie der Siedlungsgebiete erörtert wurde. Auch in den russlanddeutschen Dörfern etablierten sich „Räte“ deutscher Bauern. In der Roten Armee kämpften unter anderem Regimenter russlanddeutscher Freiwilliger.

Kriegskommunismus – Bürgerkrieg – Hungersnot – NÖP

Die der Oktoberrevolution folgenden Jahre waren von blutigen Auseinandersetzungen begleitet. Ursache dafür war das Zusammentreffen verschiedener Phänomene, die sich gegenseitig durchdrangen:

„Kriegskommunismus“ (1918–1921) nannten die Bolschewiki die erste Phase ihrer Herrschaft, als die zaristischen Kader meist gewaltsam durch bolschewistische „Räte“ abgelöst wurden. Diese Phase war von radikaler Zwangswirtschaft gekennzeichnet: Industrie, Großgrundbesitz und Banken wurden verstaatlicht, die Wirtschaft – Produktion und Verteilung von Gütern – zentralisiert; Terror war das häufigste Mittel der Durchsetzung dieser Ziele. Trotzki wurde der Aufbau der Roten Armee übertragen, deren Gründung am 28. Januar 1918 vom „Rat der Volkskommissare“ beschlossen wurde.

Die gerade gegründete Rote Armee musste sich im Bürgerkrieg gegen die zarentreuen „Weißen“ bewähren, die aus erfahrenen Generälen, Offizieren und Teilen ihrer Truppen, aus Freiwilligen und Kosaken bestanden und von ausländischen (u. a. englischen, amerikanischen, japanischen) Interventionstruppen unterstützt wurden. Dennoch gelang es Trotzki, die „Weißen“ zu verdrängen; im November 1920 verließ der „weiße“ General Baron Peter/Pëtr von Wrangel (1878–1928) mit seinen Armeen von der Krim aus Russland, während sich der Bürgerkrieg im Fernen Osten noch bis Oktober 1922 hinzog.

Nach der Revolution formierte sich der Widerstand der Bauern, die sich in zahlreichen Aufständen gegen die Enteignungspolitik der Bolschewiki zu wehren versuchten. Diese Revolten wurden von den Bolschewiki (auch in deutschen Dörfern) im Zuge des Bürgerkriegs niedergeschlagen. Im Kreis Marxstadt (Marksštadt, Katharinenstadt) wurden beispielsweise fast 300 Personen zum Tode durch Erschießen verurteilt; bei der Rückeroberung von Mariental durch die „Roten“ kamen 550 Aufständische ums Leben.[4] Requirierungen und Plünderungen führten unter anderem zur Hungersnot an der Wolga 1920/1921, die fünf Millionen Hungertote forderte, darunter allein unter den Wolgadeutschen 47.770 amtlich erfasste Todesopfer. Statistische Angaben zu den Jahren 1921/1922 verweisen auf einen Bevölkerungsrückgang im Wolgagebiet um 114.000 Personen[5] (siehe auch „Wolgagebiet“).

Trotz Zwangsbewirtschaftung und Terrormaßnahmen zur Beschaffung von Nahrungsmitteln drohte die sowjetische Wirtschaft zusammenzubrechen; der Kriegskommunismus war gescheitert, Millionen Menschen waren verhungert. Deshalb trat Lenin einen „taktischen Rückzug“ an, indem er 1921 die „Neue Ökonomische Politik“ (NÖP; Novaja ėkonomičeskaja politika, NĖP) deklarierte, die wieder privatwirtschaftliche Aktivitäten im ländlichen wie im gewerblichen Sektor zuließ. Die Zwangseintreibungen wurden eingestellt. Die Liberalisierung brachte einen Entwicklungsschub in zahlreichen Wirtschaftsbereichen. Der Liberalisierung in der Wirtschaft entsprach jedoch keine solche im politischen Bereich; hier blieb der skrupellose Einsatz von Terrormethoden die Norm, zu denen auch die Ermordung von Zar Nikolaj und seiner Familie gehörte (16. Juli 1918).

Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen

„National in der Form – sozialistisch im Inhalt“ – nach dieser Direktive gestalteten Lenin und vor allem Stalin die sowjetische Nationalitätenpolitik. Im Machtkampf um die Nachfolge Lenins hoffte Stalin, durch Zugeständnisse im nationalen Bereich die Gunst der nicht-russischen Ethnien zu gewinnen.

Der deutsch-russische Friedensvertrag von Brest-Litovsk (3. März 1918) enthielt eine Zusatzklausel, der zufolge ausreisewillige Deutsche von der „Deutschen Kommission für deutsche Rückwanderer“ in Saratow/Saratov einen „Schutzschein“ für ihre Ausreise ins Deutsche Reich erhalten konnten. Um einer Auswanderungsbewegung Russlanddeutscher vorzubeugen, kam Stalin ihnen in der Autonomiefrage entgegen. Eine wolgadeutsche Konferenz in Warenburg/Wolga (24.–26. Februar 1918), die Repräsentanten verschiedener deutscher Kreise vereinte, schickte eine Delegation nach Moskau, die Möglichkeiten einer Autonomie ausloten sollte. Bald nach der Rückkehr der Delegation wurde in Saratow das „Kommissariat für wolgadeutsche Angelegenheiten“ gegründet, als dessen Leiter der als Kriegsgefangener nach Russland gelangte Ernst Reuter (1889–1953), später Regierender Bürgermeister von (West-)Berlin (1947–1953), mit der Planung und Organisation der „Arbeitskommune der Wolgadeutschen“ betraut wurde. Am 19. Oktober 1918 unterzeichnete Lenin selbst die entsprechenden Dekrete für die Schaffung der halbautonomen „Arbeitskommune der Wolgadeutschen“, die 1924 zur „Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“ (ASSRdWD) aufgewertet wurde. Darüber hinaus kam es zur Bildung deutscher „Nationaler Rayons“, die jeweils mehrere Dörfer umfassten. In Russland gab es (zusätzlich zur Wolgarepublik) sechs nationale deutsche Rayons, in der Ukraine zehn, in Aserbaidschan und in Georgien je einen. Zwar kann für diese Gebiete, wie auch bei allen nationalen Sowjetrepubliken, auf Grund der zentralistischen Weisungsstrukturen nicht von einer echten Autonomie gesprochen werden, aber auch die relative Autonomie war von größter Bedeutung, insbesondere für das deutsche Schul- und Bildungswesen.

Die deutschen nationalen Rayons wurden bereits Ende der 1930er Jahre aufgelöst, die Wolgarepublik durch das Deportationsdekret vom 28. August 1941 aufgehoben.

(siehe auch: „Wolgadeutsche ASSR“)

Stalinismus und die „Großen Säuberungen“

Der Tod Lenins 1924 führte zunächst zu keiner erkennbaren politischen Veränderung. In seinem sogenannten „Testament“ (5. Januar 1923) hatte Lenin gewarnt, Stalin missbrauche seine Macht als Generalsekretär der „Kommunistischen Partei Russlands“, und schlug an seiner Stelle Trotzki vor. Stalin verheimlichte das „Testament“ und festigte seine Position als ‚legitimer‘ Nachfolger Lenins. Er schaltete alle Genossen aus, die ihm gefährlich werden konnten. Zwischen 1922 und 1924 tauschte er 16.000 Funktionäre in Partei und Verwaltung gegen Personen seines Vertrauens aus.[6] Er wurde zur Schlüsselfigur des politischen Lebens in der Sowjetunion, wobei die Partei sein Herrschaftsinstrument war.

1928 hatte sich die wirtschaftliche Lage der Sowjetunion wieder einigermaßen konsolidiert, sodass Stalin meinte, die NÖP beenden und die forcierte Industrialisierung und Kollektivierung in Angriff nehmen zu können. Das Ende der NÖP-Phase wurde durch den ersten „Fünfjahresplan“ zur Entwicklung der sowjetischen Wirtschaft 1928 markiert. Die Großbauern waren bereits bald nach der Revolution enteignet worden. Aber damit war der Bedarf an Land nicht annähernd gedeckt. So verkündete Stalin 1929 das neue Ziel: die „Liquidierung des Kulakentums als Klasse“. Gemeint war die Enteignung der „Kulaken“, das heißt der Einzelbauern (Mittel- und Kleinbauern). Im Zuge der Kollektivierung mussten sie ihr Land, ihr Vieh und ihre Gerätschaften der örtlichen Kolchose oder Sowchose übergeben und sich selbst als Mitglieder einbringen.

Allein im Winter 1929/1930 wurden 500.000 „Kulaken“ nach Sibirien deportiert, wobei auch sehr viele Russlanddeutsche umkamen. Die forcierte Umstellung der Landwirtschaft auf Großbetriebe führte zu einem weiteren Kollaps des Agrarsektors, der ohne die deportierten Bauern nicht funktionsfähig war. Es kam zu einer Hungersnot noch viel größeren Ausmaßes als an der Wolga 1921/1922. Im sogenannten Holodomor in der Ukraine (1932/1933) verhungerten mindestens 3,5 Millionen Menschen. Für die meisten Ukrainer gibt es keinen Zweifel daran, dass diese Hungersnot auf Stalins Weisung gezielt herbeigeführt wurde, um den Widerstandswillen der Ukrainer gegen die Sowjetmacht zu brechen.[7] Neuere westliche Forschungen kommen aber zu dem Ergebnis, dass der Holodomor durch eine Verkettung verschiedener stalinistischer Maßnahmen verursacht wurde; eine speziell sich gegen die Ukraine richtende Weisung Stalins hat es nicht gegeben. Den düsteren Höhepunkt auf Stalins Weg zur Ein-Mann-Diktatur bildeten die „Großen Säuberungen“ 1936 bis 1938, mittels derer wirkliche oder vermeintliche Gegner aus dem Weg geräumt wurden. Jeder konnte vom NKWD verhaftet werden – altgediente Parteikader, Professoren und Lehrer, Künstler und Literaten. Man geht davon aus, dass zehn bis elf Millionen Sowjetbürger zwischen 1936 und 1942 im Schnellverfahren abgeurteilt worden sind: Die einen wurden an Ort und Stelle erschossen, andere erhielten Lagerstrafen (GULag[8]) von bis zu 25 Jahren. Vor allem misstraute Stalin seinen Generälen und dem Offizierscorps. 1937 wurde sogar der Held des Bürgerkrieges, Generalstabschef Marschall Nikolaj Tuchačevskij (1893–1937), erschossen. Von 6.000 Stabsoffizieren „verschwanden“ 1.500. Von den sieben Vollmitgliedern des 1919 gewählten Politbüros lebte 1930 nur noch Stalin – alle (außer dem verstorbenen Lenin) waren als „unzuverlässig“ hingerichtet worden. Das Zentralkomitee der Partei, die Exekutive, bestand 1934 aus 140 Mitgliedern, 1937 nur noch aus 15 Personen. Traurige Berühmtheit erlangten während der „Säuberungen“ die Chefs der Geheimpolizei (NKWD)[9] Nikolaj Jeschow (Ežov, 1895–1940), zwischen 1936 und 1938, und sein Nachfolger Lavrentij Berija (1899–1953), die die ‚Säuberungen‘ organisiert hatten. Der Nationalsozialismus trieb zahlreiche Kommunisten aus aller Welt als Flüchtlinge in die Sowjetunion, wo Stalin Hunderten von Verfolgten, meist Funktionären der Komintern, das Moskauer „Hotel Lux“ zur Verfügung stellte. So lebten dort auch spätere hohe Funktionäre der DDR wie Wilhelm Pieck (1876–1960), Walter Ulbricht (1893–1973) und Otto Grotewohl (1894–1964) oder auch Herbert Wehner (1906–1990), Josip Broz Tito (1892–1980), Tschou En Lai (1898–1976), Ho Tschi Minh (1890–1969) und viele andere. Während der ‚Säuberungen‘ wurde das "Hotel Lux“ für viele seiner Gäste zur Falle. Diese wurden nachts ‚abgeholt‘ und ermordet, unter ihnen sechs deutsche Kommunisten,[10] oder deportiert.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland löste in der Sowjetunion eine heftige antifaschistische Propagandawelle aus. Unter dem Verdikt „Faschist“ hatten die Russlanddeutschen besonders zu leiden, denen unterstellt wurde, faschistische Spionage zum Schaden der Sowjetunion zu betreiben. Seit 1937/1938 wurden alle deutschen Einrichtungen in der Sowjetunion in ihrer Tätigkeit behindert und schließlich aufgelöst, die Wolgarepublik formal allerdings erst nach dem deutschen Angriff auf die UdSSR 1941.

Der Zweite Weltkrieg

Der Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich, der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt, schockierte die Welt. Hitler erkannte die sowjetischen Interessen an Ostpolen an, und Stalin bekundete sein Desinteresse an West- und Zentralpolen. Nur eine Woche später (1. September 1939) erfolgte der deutsche Angriff auf Polen, und am 17. September 1939 überschritt die Rote Armee die polnisch-sowjetische Grenze. Nach der sowjetischen Besetzung Bessarabiens und der Nord-Bukowina mussten Ende 1940 93.000 Bessarabiendeutsche im Zuge der nationalsozialistischen Aktion „Heim ins Reich“ ihre Heimat verlassen.

Einzig Finnland leistete im „Winterkrieg“ (1939/1940) der Roten Armee heftigen Widerstand und konnte – wenn auch unter Gebietsverlusten – seine Souveränität wahren.

Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Stalin war von seinen Offizieren gewarnt worden, ignorierte aber diese Hinweise. Die deutschen Truppen eroberten in wenigen Monaten Weißrussland und weite Teile der Ukraine und stießen bis Moskau, Leningrad, Stalingrad/Wolgograd und zum Kaukasus vor. Der Rückzug der Roten Armee glich, nicht zuletzt auf Grund des Fehlens der von Stalin liquidierten erfahrenen Generäle und Offiziere, einer regellosen Flucht. Die sowjetische Regierung zog sich nun nach Kujbyšev (heute: Samara) an der Wolga zurück. Die Kriegsproduktion (Waffen, Munition, Flugzeuge) wurde hinter den Ural verlegt.

Die deutschen Soldaten wurden von Weißrussen und Ukrainern meist freundlich empfangen, weil sie von den Deutschen die Befreiung vom Sowjetregime erhofften. Diese Hoffnung verflog allerdings schnell, als sich zeigte, dass die deutsche Besatzungspolitik auf die autochthone Bevölkerung, die „slawischen Untermenschen“, kaum Rücksicht nahm.

Der Wehrmacht gelang es nicht, Moskau einzunehmen. Leningrad widerstand der Blockade von September 1941 bis Januar 1944, bei der 1,1 Millionen Menschen verhungerten. Die Vernichtung der deutschen 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad (23. August 1942 – 2. Februar 1943) wurde zum Symbol der Kriegswende. Der endgültige Sieg über die deutschen Armeen, mehr als zwei Jahre später, war das Ergebnis der Kooperation der Alliierten (Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich). Regierungsmitglieder der Alliierten konferierten in Moskau, Teheran und Jalta. Auf den Konferenzen in Jalta und nach dem Krieg in Potsdam wurde über das künftige Schicksal Deutschlands entschieden: Stalin beanspruchte für die Sowjetunion Westweißrussland, die Westukraine und Westwolhynien, die bis 1918 Bestandteile des Russischen Reiches gewesen waren, sodann die Karpato-Ukraine und Ostgalizien mit Lemberg. Als Kompensation wurden Polen die deutschen Provinzen östlich der Oder-Neiße-Linie zugesprochen.

Die Deportation der Russlanddeutschen

Zu Stalins Verbrechen gehört die Deportation „unzuverlässiger“ (der Kollaboration mit den Faschisten verdächtigter) Völkerschaften nach Sowjetasien: 900.000 bis 1 Million Russlanddeutsche, 470.000 Tschetschenen, 202.000 Krim-Tataren, 131.300 Kalmüken, 92.000 Inguschen sowie weitere kleinere ethnische Gruppen.[11] Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 war per Dekret vom 28. August 1941 die „Umsiedlung“ aller Wolgadeutschen (ca. 400.000) verfügt worden.[12] In Wirklichkeit jedoch wurde das Dekret auf alle Deutschen in der Sowjetunion angewendet. Das kompakte Siedlungsgebiet der Wolgadeutschen veranlasste die mit der Deportation beauftragten Institutionen (vor allem den NKWD), an der Wolga zu beginnen. Man geht von mindestens 640.000 Deutschen aus, die allein in den wenigen Wochen von Anfang September bis Anfang November 1941 nach Westsibirien, nach Kasachstan, in den Altai und die zentralasiatischen Sowjetrepubliken verschleppt worden sind.[13] Neben den Wolgadeutschen wurden auch jene 100.000 Ukrainedeutschen „umgesiedelt“, die vor der deutsch-rumänischen Besetzung der Ukraine auf sowjetischem Boden verbleiben mussten.[14] Unter den 640.000 Deportierten waren auch 45.000 Kaukasusdeutsche, 35.000 Krimdeutsche, 26.000 Deutsche aus dem Raum Leningrad sowie mehr als 40.000 Personen aus Städten und anderen Teilen der europäischen UdSSR.[15] Zuweilen findet man Hinweise darauf, dass kurz vor dem Abtransport „Tausende oder gar Zehntausende“ Wolgadeutsche erschossen worden seien.[16]

Im Allgemeinen wurden die betroffenen Personen erst vier Stunden vor dem Abtransport über ihre „Umsiedlung“ informiert. Auf dem Transport wurden die über 16 Jahre alten Jungen und Männer von ihren Familien und Dorfgenossen getrennt und der „Arbeitsarmee“ (s. u.) zugeführt. Der Transport konnte bei sehr entfernt liegenden Zielorten bis zu zwei Monate dauern und war von grauenhaften Zuständen begleitet: vergitterte und plombierte Güter- und Viehwaggons, drängende Enge (45 bis 120 Menschen in einem Wagen), eisige Kälte in den unbeheizbaren Waggons, völlig unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser – von der katastrophalen hygienischen und sanitären Situation ganz zu schweigen. Unter diesen Umständen sind allein auf dem Transport Zehntausende oder noch mehr Verschleppte umgekommen – vor allem Alte, Kranke und Kleinkinder.[17]

Die Masse der deportierten Wolgadeutschen erreichte die für sie vorgesehenen Deportationsorte zwischen Ende September und Ende Oktober 1941. Sie wurden irgendwo – oftmals im Schnee – „abgekippt“. Im Normalfall war von den lokalen Behörden für die Unterbringung so vieler Ankömmlinge kaum etwas vorbereitet. Angesichts des beginnenden Winters mussten sie sich häufig in den Viehställen der Kolchosen einen warmen Platz suchen; viele gruben sich Hütten in die Erde (zemljanki), die manche erst nach Jahren verlassen konnten. Die notvollen ersten Jahre in der „Sondersiedlung“ (specnaselenie) haben – Augenzeugenberichten zufolge – besonders viele Opfer gefordert: infolge von Hunger und Durst, von Kälte, von epidemischen Krankheiten und Arbeitsunfällen.

Ein Teil der Deportierten – 120.000 bis 130.000 Personen – wurde gleich in die „Arbeitsarmee“ (Trudovaja armija/Trudarmija) eingezogen, das heißt in streng bewachte, stacheldrahtumzäunte Arbeitslager mit militärischem Regime, wo sie beim Holzfällen, dem Eisenbahn- und Straßenbau, im Kohle-, Eisen- und Nickel-Bergbau sowie im Städtebau eingesetzt wurden. Nachdem zunächst nur Männer für die „Arbeitsarmee“ rekrutiert worden waren, wurden nach einer Verschärfung des Rekrutierungsregimes im Jahre 1942 auch Frauen (im Alter von 16 bis 45 Jahren; Ausnahmen: Schwangere und Frauen mit Kindern unter drei Jahren) eingezogen und die Rekrutierung der Männer auf weitere Altersgruppen ausgedehnt (15 bis 55 Jahre). Wegen der klimatischen Verhältnisse, wegen Unterernährung, Krankheiten, wegen der unsäglichen, unfallträchtigen Arbeitsbedingungen und dem allgegenwärtigen Terror war die Todesrate in der „Arbeitsarmee“ erheblich und dürfte nach Auswertung von Erlebnisberichten und Einschätzungen bei 20 Prozent gelegen haben.[18] Offiziell wurde die „Arbeitsarmee“ nach Kriegsende aufgelöst, aber es dauerte noch bis Ende 1946, bis dieser Prozess abgeschlossen war.

Wer nicht in die „Arbeitsarmee“ eingezogen wurde, wurde meist Kolchosen und Sowchosen zugewiesen. Die „Sondersiedler“ waren einem speziellen Regime unterworfen: der „Kommandantur“ (komendantura; „Kommandantur“, weil die Deportierten sich anfangs 14-täglich, später monatlich bei der Ortskommandantur des NKWD beziehungsweise später des KGB melden mussten, damit sichergestellt war, dass die Sondersiedler den ihnen zugewiesen Verbannungsort nicht verlassen hatten).

Als die Rote Armee 1943 gegen die deutsch und rumänisch besetzte Ukraine vorrückte, unterließen es die deutschen Dienststellen lange, etwas zum Schutze der ukrainedeutschen Zivilbevölkerung zu veranlassen. Erst seit Mitte 1943 wurden überstürzt Haushalte aufgelöst. Aus dem Reichskommissariat Ukraine (RKU) setzte sich im August 1943 ein gewaltiger „Treck“ mit 95.000 Schwarzmeerdeutschen (sog. Administrativumsiedler) Richtung Westen in Bewegung. Im Februar 1944 brach der „Große Treck“ mit 135.000 „Transnistriendeutschen“ auf. Beide Trecks benötigten bis zum Warthegau, wo sie „zur Germanisierung angesetzt“ werden sollten,[19] oder bis zum „Altreich“ (d. h. bis Ostdeutschland) ein Vierteljahr. Daneben gab es zahllose kleinere Trecks,[20] die sich individuell Richtung Westen durchschlugen. Seit Ende 1944 wurden 200.000 bis 250.000 der 350.000 geflüchteten Ukrainedeutschen – vor allem in Lagern – im Warthegau und in Ostdeutschland von der Roten Armee überrollt und „repatriiert“, also nach Sowjetasien deportiert, wo die entsprechenden Jahrgänge ebenfalls der „Arbeitsarmee“ eingegliedert und die übrigen wie die anderen „Sondersiedler“ von der Wolga dem Kontroll- und Terrorregime der „Kommandantur“ unterworfen wurden. 150.000 Ukrainedeutsche konnten sich zunächst der „Repatriierung“ entziehen,[21] indem sie in den Westzonen Deutschlands untertauchten. Die Hälfte von ihnen wurde aber von den amerikanischen und britischen (nicht aber von den französischen) Besatzungsbehörden der sowjetischen Besatzungsmacht übergeben. Darüber hinaus fahndeten spezielle sowjetische Suchtrupps recht erfolgreich unter der deutschen Zivilbevölkerung nach untergetauchten Russlanddeutschen.[22] Nur 70.000 bis 80.000 von ihnen konnten sich trotz aller sowjetischen Gegenmaßnahmen in den Westzonen halten und sich der westdeutschen Bevölkerung assimilieren.

Die Frage nach den russlanddeutschen Todesopfern der Deportation ist nur mit größten Vorbehalten zu beantworten. Der britische Historiker Robert Conquest versuchte dies dennoch und kam auf 30 Prozent (= 300.000) der deutschen „Sondersiedler“, die unter dem Deportationsregime umgekommen seien.[23] Auch Benjamin Pinkus, ein jüdischer Historiker, der von 970.000 russlanddeutschen „Sondersiedlern“ (1941–1955) ausgeht, rechnet mit mehr als 30 Prozent, also 300.000 Toten.[24] 1955, nach dem Moskau-Besuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) vom 8. bis 14. September, wurde die „Kommandantur“ aufgehoben. Die deportierten „Sondersiedler“ durften sich seitdem relativ frei bewegen – aber nur im asiatischen Teil der Sowjetunion. Daran änderte auch ein Dekret aus dem Jahre 1964 nichts, das die Russlanddeutschen von dem Vorwurf freisprach, mit den Faschisten kollaboriert zu haben. Erst ein Dekret von 1972 gestattete den deutschen „Sondersiedlern“ den Zuzug in den europäischen Teil der Sowjetunion. Nur wenigen gelang es aber, in ihre einstigen Siedlungsgebiete zurückzukehren, weil dort nach der Deportation der Deutschen 1941 Russen und Ukrainer angesiedelt worden waren.

Stalinismus nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Rote Armee hatte nicht nur Berlin erobert, sondern auch Ostmittel- und Südosteuropa vom Faschismus befreit. In Moskau geschulte Kader sorgten in diesen Ländern durch das Schüren von Aufständen, durch das Organisieren von Streiks und durch das Manipulieren von Wahlen dafür, dass sich in der künftigen DDR, in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Jugoslawien kommunistische Regimes etablierten. Jugoslawien ging unter der Führung Titos seit 1948 seinen eigenen, blockfreien Weg. Die übrigen Satellitenstaaten der Sowjetunion schlossen sich 1955 zum Warschauer Pakt zusammen – als Gegenpol zur NATO. 1968 verließ Albanien das Bündnis, im gleichen Jahr emanzipierte sich Rumäniens Staatschef Nicolae Ceauşescu (1918–1989) von Moskau.

Nach dem Ausklingen der Siegeseuphorie stellte sich Ende der 1940er Stalins Misstrauen gegen alle Menschen, die ihn umgaben, wieder ein. Repressionen, Verfolgungen und Deportationen gehörten wieder zum sowjetischen Alltag. Gleiches gilt für Stalins Antisemitismus, der sich bereits in den „Großen Säuberungen“ gezeigt hatte, als er all jene Juden, die Lenin in führende Positionen eingesetzt hatte (so befanden sich 1930 im 25-köpfigen Parteipräsidium elf Juden), hatte ‚verschwinden‘ lassen. Auch Kulturschaffende wie der Dichter Isaak Babel’ (1894–1940), der Theaterregisseur Wsewolod Meyerhold (Vsevolod Mejerchol’d, 1874–1940) und dessen Frau, Sinaida Reich (Zinaida Rajch, 1894–1939), waren ‚liquidiert‘ worden; zwischen 1936 und 1942 waren 49 jüdische Schriftsteller und Publizisten umgebracht worden.[25]

Das von jüdischen Kulturschaffenden 1942 gegründete „Jüdische Antifaschistische Komitee“ (JAFK), dessen Vorsitzende Solomon Michoel’s (1890–1948) und Icik Feffer (1900–1952) ins Ausland geschickt worden waren, um dort Propaganda für die Sowjetunion zu machen und Geld für die Rote Armee zu sammeln, wurde 1948 von Stalin verboten. Michoel’s wurde auf Stalins ausdrückliche Weisung ermordet. Nach der Verhaftung der 15 Präsidiumsmitglieder des JAFK Ende 1948/Anfang 1949 wurden nach fast dreijährigem Prozess 13 von ihnen erschossen. Während des JAFK-Prozesses ‚entlarvte‘ Stalin in seinem Wahn eine „Verschwörung der Kreml-Ärzte“ – jüdischer Ärzte, die ihm angeblich nach dem Leben trachteten. Ab September 1952 wurden größere Gruppen von ihnen verhaftet, 37 allein im Februar 1953. Parallel zu dieser Verhaftungswelle lief eine wüste antisemitische Pressekampagne, die eine antijüdische Massenhysterie zur Folge hatte.[26]

Seit Ende der 1940er Jahre führte der ideologische Gegensatz zwischen NATO und Warschauer Pakt in den „Kalten Krieg“. Den ersten großen Eklat bildete Stalins Versuch, West-Berlin der DDR einzuverleiben, indem er alle Zufahrtsstraßen nach West-Berlin von Juni 1948 bis Mai 1949 sperren ließ. Die Blockade misslang, weil West-Berlin von US-amerikanischen Flugzeugen über eine „Luftbrücke“ versorgt wurde. Diese Berlin-Krise und der Koreakrieg (1950–1953) hätten fast zu einem neuen Weltkrieg geführt.

Während des Interregnums zwischen Stalins Tod und der Übernahme der sowjetischen Führung durch Nikita Chruschtschow (Chruščëv, 1894–1971) 1953 kam es zum antikommunistischen Volksaufstand in der DDR (17. Juni 1953), der von sowjetischen Panzern niedergewalzt wurde.

Nikita Chruschtschow (Chruščëv)

Im Machtkampf nach Stalins Tod setzte sich Chruschtschow durch, der 1953 Parteichef wurde. 1958 erlangte er auch das Amt des Regierungschefs. Mit seiner berühmten Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU (Februar 1956) legte er die Fehler und Verbrechen Stalins offen und leitete die Entstalinisierung ein. Damit wollte er den Weg zu einer vorsichtigen Reformpolitik beschreiten. Als Zeichen seines guten Willens gestattete er gewisse Liberalisierungen im Kulturbereich, es begann die „Tauwetterperiode“, während derer Autoren wie Bella Achmatova (1937–2010), Vladimir Dudincev (1918–1998), Evgenij Evtušenko (1932–2017), Andrej Voznesenskij (1933–2010) und andere publizieren konnten. Dass Boris Pasternak (1890–1960) 1958 den Nobelpreis für seinen Roman „Doktor Schiwago“ nicht annehmen durfte, signalisierte ebenso wie zuvor (Oktober 1956) die Niederschlagung des ungarischen Aufstands durch sowjetische Panzer das Ende der sogenannten Tauwetterperiode. Die anfänglichen Liberalisierungen wurden zurückgenommen, Repressionen wurden wieder zu einem Mittel der Innenpolitik. Zum Beispiel wurde der Bestand der Russisch-Orthodoxen Kirche an Gemeinden/Kirchen (1953: 22.000, 1964: 11.000), an Klöstern (75, 17) und Seminaren (12, 5) durch staatliche Schließungen ganz erheblich verringert.[27]

Der Bau der Berliner Mauer (13. August 1961), die die Massenflucht aus der DDR (1949–1961: bis zu 2,5 Mio. DDR-Bürger) stoppen sollte, wäre ohne die ausdrückliche Zustimmung der sowjetischen Führung nicht möglich gewesen; der entsprechende Beschluss der sowjetischen Führung wurde Anfang August 1961 in Moskau gefasst. Die von Chruschtschow provozierte Kubakrise (14.–28. Oktober 1962), die ebenfalls in einen Dritten Weltkrieg hätte führen können, endete für Chruschtschow mit einem gewaltigen (auch innenpolitischen) Prestigeverlust.

Chruschtschows Reformvorhaben in Staat und Partei versetzten die alten Parteikader in Unruhe; seine missglückten Maßnahmen in Industrie und Landwirtschaft wurden ihm als schwere Fehler angelastet, so etwa seine Pläne zur Neulandgewinnung und zur Bewässerung Kasachstans (mit dem Austrocknen des Aral-Sees als seit 1960 sichtbarer Folge). Zur Last legten ihm die Apparatschiks auch, dass er in der Kubakrise den USA nachgegeben hatte. Zudem hatte seine Außenpolitik zu einer Abkühlung der sowjetischen Beziehungen zu China geführt. Die Summe dieser Faktoren führte zu Chruschtschows Sturz am 14. Oktober 1964.

Leonid Breschnew (Brežnev) und seine Nachfolger

Leonid Breschnew (Brežnev, 1906–1982) gehörte zur Gruppe derer, die Chruschtschow ausgeschaltet hatten. Noch im gleichen Jahr, 1964, wurde er zum Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der KPdSU gewählt. Seine Wahl zum Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets, also zum Staatsoberhaupt, erfolgte erst 1977. Die Breschnew-Ära wurde lange Zeit durch den Terminus „Stagnation“ charakterisiert. Die Frage, ob man, wie bis vor kurzer Zeit üblich, tatsächlich von einer Rückwendung Breschnews zu Repressionsformen des Stalinismus sprechen kann (Einschränkung der Meinungsfreiheit, Rücknahme von Reformansätzen aus der Chruschtschow-Ära, Verschärfung der Gesetze für politische Vergehen, z. B. Regimekritik), wird zunehmend zu einem Thema gegenwärtiger Forschungen.[28] Jedenfalls wurde der Schriftsteller und Nobelpreisträger Aleksandr Solženicyn (1918–2008) 1969 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, 1974 verhaftet und 1975 aus der Sowjetunion ausgewiesen. Der Nobelpreisträger Andrej Sacharov (1921–1989), Physiker und Menschenrechtsaktivist, wurde 1980 verhaftet und nach Gor’kij (heute: Nižnij Novgorod) verbannt.

Der Versuch Alexander Dubčeks (1921–1992), Chef der kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei, durch den „Prager Frühling“ 1968 eine Liberalisierung im Land, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, herbeizuführen, wurde durch das militärische Eingreifen der Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten (Sowjetunion, DDR, Bulgarien, Ungarn und Polen) abgewehrt. Die politische Begründung für diese Intervention in Prag/Praha wurde am 12. November 1968 nachgeliefert: die so genannte „Breschnew-Doktrin“. Diese gestand den einzelnen Warschauer-Pakt-Staaten eine begrenzte Souveränität zu, die jedoch an den Interessen der sozialistischen Gemeinschaft ihre Grenzen fand.

Seit 1973 tagte in Helsinki/Helsingfors die „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) mit Teilnehmern aus 35 Ländern beider Lager des Kalten Kriegs. Die „Schlussakte von Helsinki“ (1975) sollte den Staaten beider Blöcke ein Instrumentarium an die Hand geben, mit dessen Hilfe ein geregeltes Miteinander in humanitären Fragen sowie in Fragen der Sicherheit, der Menschenrechte (Meinungsfreiheit und Freizügigkeit), der Ökologie usw. möglich sein sollte. Diese „Schlussakte“ bildete die Grundlage für die breitgefächerten Aktivitäten von Dissidenten- und Menschenrechtsgruppen in allen Staaten des östlichen Europas.

1979 besetzte die Sowjetunion auf Drängen der kommunistischen Führung Afghanistans dieses Land. Das ‚afghanische Abenteuer‘, das allein auf sowjetischer Seite viele Tausend Opfer kostete, wurde erst 1989 durch Michail Gorbatschow (Gorbačëv) beendet.

Die beiden Nachfolger Breschnews, 1982–1984 Jurij Andropow (Andropov, 1914–1984) und 1984–1985 Konstantin Tschernenko (Černenko, 1911–1985), wurden trotz ihres Alters und ihres schlechten Gesundheitszustandes in ihre hohen Ämter gewählt; sie starben, ohne etwas Bleibendes bewirkt zu haben.

Michail Gorbatschow (Gorbačëv) und das Ende der Sowjetunion

Michail Gorbatschow war bei seiner Wahl zum Generalsekretär der KPdSU im März 1985 eine Generation jünger als seine drei Vorgänger. Er versuchte, durch eine Revolution von oben im wirtschaftlich zurückgefallenen und ideologisch verkümmerten Land einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen. Der Beginn seiner Tätigkeit wurde von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl/Černobyl überschattet (26. April 1986).

Glasnost‘“ (Transparenz), „Perestrojka“ (Umgestaltung) und „Demokratizacija“ (Demokratisierung) waren die Formeln, mit Hilfe derer er eine wirtschaftliche und ideologische Erneuerung der Sowjetunion in die Wege leiten wollte. Seine Bemühungen, nicht zuletzt mit westlicher Hilfe die Wirtschaft zu reformieren, waren Projekte, die keine kurzfristigen Erfolge zeitigen konnten. In ideologischer Hinsicht waren die Offenlegung der tiefgreifenden Krise der Sowjetunion und die damit einhergehende Liberalisierung von großer Wirkung auf die Menschen. Sogar antikommunistische Meinungen, die bisher nur im Untergrund ausgesprochen werden konnten, durften nun öffentlich geäußert werden (z. B. bisherige Tabuthemen wie die Massenmorde Stalins). Gorbatschow war zudem bemüht, die allgemeine Rechtsunsicherheit, die Bespitzelung und die Zensur zumindest ansatzweise abzubauen. Als Beispiel für die Liberalisierung sei die Russisch-Orthodoxe Kirche angeführt. 1987/1988 konnte sie in aller Öffentlichkeit, sogar in Staatsgebäuden, ihr 1000-jähriges Bestehen („Millennium“) feiern, was Gorbatschows Vorgänger verboten hatten. Hunderte verstaatlichte Kirchen und Klöster wurden an sie zurückgegeben.[29]

Die offene Außenpolitik (im Zusammenwirken mit seinem Außenminister, dem Georgier Eduard Schewardnadze [Ėduard Ševardnadze, 1928–2014]) war erfolgreich, weil der Westen Gorbatschow vertraute. Gespräche mit den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan (1911–2004) und George Bush sen. und mit ihren Außenministern fanden seit 1985 jährlich, manchmal öfter, in Moskau, Washington, Genf und auf Malta statt. Diese Gespräche führten eine deutliche Verbesserung der Beziehungen zwischen West und Ost herbei, ebenso die KSZE-Nachfolgeverhandlungen (1989).

Im Oktober 1988 gab Gorbatschow bekannt, dass für ihn die Breschnew-Doktrin keine Gültigkeit mehr habe und dass die Warschauer-Pakt-Staaten ihre Staatsform künftig nach ihren eigenen Vorstellungen wählen könnten. Das bedeutete das Ende des „Eisernen Vorhangs“ und des Kalten Krieges. In Ostmitteleuropa wurde daraufhin – auch im Rahmen revolutionärer Prozesse – die kommunistische Herrschaft meist abgeschafft. Die deutsche Wiedervereinigung 1989/1990 hat Gorbatschow durch seinen persönlichen Einsatz – zum Teil gegen westliche Widerstände – ermöglicht.

Für die alten Parteikader war Gorbatschows Wirken ein Sakrileg. Seine Personalpolitik (Verjüngung der obersten Gremien) schuf ihm viele Feinde unter den erzkonservativen Funktionären. Davon zeugt der dreitägige Putsch im August 1991, als Gorbatschow auf die Krim entführt wurde.[30] Die führenden Putschisten, Gennadij Janaev (1937–2010), Vladimir Krjučkov (1924–2007), Dmitrij Jasov (1924–2020), Boris Pugo (1937–1991) und andere, hatten durchweg leitende Funktionen in Staat und Partei inne. Dass der Putsch scheiterte, war nicht zuletzt das Verdienst von Boris Jelzin (El’cin, 1931–2007), der mit Panzern das „Weiße Haus“ (damals Sitz des Obersten Sowjets der RSFSR) verteidigen ließ. Gorbatschow kehrte wenige Tage nach Beginn des Putsches – allerdings aufgrund der Erfahrungen resigniert – in den Kreml zurück. Die führenden Putschisten wurden verhaftet.

Vom März 1990 bis Dezember 1991 waren alle Sowjetrepubliken mit Ausnahme der Russischen Föderativen Sowjetrepublik von der Sowjetunion abgefallen; die Russische Sowjetrepublik verkörperte zum Schluss allein die Sowjetunion. Damit war Gorbatschow Präsident eines faktisch nicht mehr existierenden Staates. Boris Jelzin – demokratisch gewählter Präsident der noch immer gewaltigen Russischen Föderativen Sowjetrepublik – entmachtete Gorbatschow systematisch, bis dieser am 25. Dezember 1991 zurücktrat und Jelzin die Amtsgeschäfte übergab. Abends wurde die sowjetische Flagge eingeholt und die der Russländischen Föderation gehisst. Am 26. Dezember fasste der Oberste Sowjet den Beschluss, die Sowjetunion aufzulösen und alle ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen an die Russländische Föderation zu übergeben. Die Sowjetunion hat mit dem 31. Dezember 1991 aufgehört zu bestehen. Die im Dezember 1991 gegründete „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS) hat nie eine wirkliche internationale Bedeutung gewinnen können.

Ausreisen Russlanddeutscher aus der Sowjetunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Schon in den 1950er Jahren lagen den sowjetischen Behörden an die 100.000 Ausreiseanträge von Russlanddeutschen vor. Aber es gelang nur in seltenen Fällen, und dann meist über die Familienzusammenführung, die Ausreise aus der Sowjetunion zu erwirken. So konnten 1985 nur 460 und 1986 nur 753 Personen auswandern. Gorbatschow, damals noch Generalsekretär der KPdSU, schuf durch liberale Ausreisebestimmungen (25. August 1987) die Voraussetzungen für den Massenexodus der Russlanddeutschen. Noch im gleichen Jahr stieg die Zahl der russlanddeutschen Ausreisenden auf 14.448. 1989 waren es bereits 98.134. 1990 und 1991 lag die Zahl bei ca. 150.000. 1992 bis1995 reisten jährlich ca. 200.000 Russlanddeutsche in die „historische Heimat“ aus. Bis 2005 wuchs die Zahl der Ausgereisten (inkl. nicht-deutscher Ehegatten) auf 2,5 Millionen an.[31]

Deutsche und russische Behörden gründeten gemeinsam deutsche nationale Rayons: 1991 in Halbstadt (russ. Gal’bštadt) im Altai und 1992 in Asovo (russ. Azovo) bei Omsk. Der Plan, den Russlanddeutschen damit einen Anreiz zu geben, im Lande zu bleiben, ging aber nicht auf. Heute trifft man auch in diesen deutschen Rayons kaum noch Menschen, die Deutsch sprechen.

Die Kirchen von Lutheranern, Katholiken und Mennoniten sind leer geworden und nur noch an hohen Feiertagen zahlreich besucht, manche sind verkauft. Diejenigen, die zurückbleiben, tun dies meist aus Altersgründen, üben einen sie befriedigenden Beruf aus oder haben den (einfachen) Deutschtest nicht bestanden. Es gibt aber trotz der Massenauswanderung Bemühungen, deutsche Geschichte und Kultur in Russland zu erhalten; hierbei engagieren sich einerseits Vereine und Verbände wie der „Internationale Verband der deutschen Kultur“ und andererseits die Kirchen (Lutheraner, Katholiken, Mennoniten), die außer russischsprachigen Gottesdiensten weiterhin auch solche in deutscher Sprache anbieten.

4. Bibliographische Hinweise

Literatur

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  • Hans-Heinrich Nolte: Kleine Geschichte Rußlands. Mit zahlreichen Tabellen. Stuttgart 1998 (Reclams Universal-Bibliothek 9696).
  • Benjamin Pinkus, Ingeborg Fleischhauer: Die Deutschen in der Sowjetunion. Geschichte einer nationalen Minderheit. Bearbeitet und herausgegeben von Karl-Heinz Ruffman. Baden-Baden 1987 (Osteuropa und der internationale Kommunismus 17).
  • Roman Rössler: Kirche und Revolution in Rußland. Patriarch Tichon und der Sowjetstaat. Köln, Wien 1969 (Beiträge zur Geschichte Osteuropas 7).
  • Gerhard Simon: Nationalismus und Nationalitätenpolitik in der Sowjetunion. Von der totalen Diktatur zur nachstalinschen Gesellschaft. Baden-Baden 1986 (Osteuropa und der internationale Kommunismus 16).
  • Günther Stökl, Manfred Alexander (Vorwort): Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart 2009 (Kröners Taschenausgabe 244).
  • Gerd Stricker (Hg.): Rußland. Berlin 1997 (Deutsche Geschichte im  Osten Europas). (Aktual. Aufl. Berlin 2002).
  • Gerd Stricker: Religion in Rußland. Darstellung und Daten zu Geschichte und Gegenwart. Gütersloh 1993 (GTB. Religion in Europa 634).
  • Igor Trutanow: Rußlands Stiefkinder. Ein deutsches Dorf in Kasachstan. Mit einem Vorwort von Lew Kopelew. Berlin 1992 (Basis-Druck-Zeitgeschichten 5).

Weblinks

Informationen zur politischen Bildung der Bundeszentrale für politische Bildung:

Anmerkungen

[1] de.wikipedia.org/wiki/Sowjetunion (Abruf 17.03.2015); dtv- Lexikon. In 20 Bänden. Bd. 17. Mannheim – München 1995: 1990 – 288,6 Millionen Einwohner.

[2] In den vier Dumen gab es immer auch deutsche Abgeordnete (im Jahre 1906: 15), die aber verschiedenen Parteien angehörten und nicht die deutsche Minderheit vertraten, die zu keiner Einigung fand. – Die Termini „Scheindemokratie“ und „Scheinkonstitutionalismus“ gehen auf Max Weber zurück. Vgl. Max Weber: Russlands Übergang zum Scheinkonstitutionalismus. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 23 (1906), Heft 1, Beilage, S. 165–401. Nachdruck 1997.

[3] Seit 1898: „Russische Sozialdemokratische Partei“, 1903 geteilt in den radikaleren Flügel der „Bolschewiki“ (Mehrheit) unter Lenin und den gemäßigteren Flügel der „Menschewiki“ (Minderheit) unter Pavel Akselrod (1850–1928), Julij Martov (1873–1923) u. v. a.; seit 1917 nannte sich die Partei „Kommunistische Partei Russlands (B)“, seit 1952 „Kommunistische Partei der Sowjetunion" (KPdSU).

[4] Detlef Brandes: Von den Verfolgungen im Ersten Weltkrieg bis zur Deportation. In: Stricker (Hg.): Rußland, S. 131–213, hier S. 141.

[5] Brandes: Verfolgungen (Anm. 4), S. 145.

[6] Gerd Stricker: Russland 1914 bis 1945. Ein Überblick. In: Ders. (Hg.): Russland, S. 112–130, hier S. 122.

[7] Die Zahl der Opfer des Holodomor ist umstritten. Die hier genannte Zahl von 3,5 Millionen wurde 2008 von der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften genannt. Robert Conquest (The Harvest of Sorrow. Soviet Collectivization and the Terror-Famine. Edmonton 1987) nennt 14,5 Millionen Tote, wobei er aber die Opfer der Kollektivierung und der Entkulakisierung einbezieht; vgl. weiter Wsevolod W. Isajiw (Hg.): Famine-Genocide in Ukraine, 1932–1933. Toronto 2003.

[8] GULag („Glavnoe Upravlenie Lagerej“ [Hauptverwaltung der Lager]): Arbeitslager mit oft über 10.000 Insassen, die meist Schwerstarbeit verrichten mussten. Vgl. dazu Alexander Solschenizyns (1918–2008) im Jahr 1973 erschienenes Buch Der Archipel Gulag.

[9] Der Name der Geheimpolizei wurde oft geändert: Tscheka, (O)GPU, NKWD, KGB.

[10] Josef Erdmann, Wilhelm Marker, Hermann Ungar, Artur Golke, Leo Friedländer und Fritz Schimanski (vgl. dazu www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rezension-sachbuch-gesindel-in-unseren-reihen-11301698.html [Abruf 20.08.2021]).

[11] Die im Folgenden gemachten statistischen Angaben sind in der umfangreichen Literatur nicht immer eindeutig, weisen Lücken auf (z. B. wegen der hohen Sterblichkeitsraten) und sind zuweilen widersprüchlich. Dennoch zur Verdeutlichung der Größenordnung hier einige Zahlen: Die Volkszählung in der UdSSR von 1939 hatte eine deutsche Minderheit von 1,42 Millionen Personen ergeben (so Simon: Nationalismus und Nationalitätenpolitik, S. 423. – Die gleiche Zahl führen an: Fleischhauer, Jedig: Die Deutschen in der UdSSR, S. 199). Einen wichtigen Anhaltspunkt dafür, wie viele Russlanddeutsche zwischen 1941 und 1946 deportiert worden sind, bildet eine sowjetische Angabe, die die deportierten Russlanddeutschen („auf Regierungsbeschluss ausgesiedelte Deutsche“) am 1. August 1950 mit 855.674 bezifferte (Eisfeld, Herdt [Hg.]: Deportation, S. 351/Dok. 339). Das dürfte die Zahl der deutschen Deportierten (= „Sondersiedler“ – specnaselency) ohne die 266.000 Sibiriendeutschen gewesen sein (Eisfeld, Herdt [Hg.]: Deportation, S.17), die seit den 1890er Jahrzehnten im Deportationsgebiet lebten (die entsprechenden Regionen sind aufgeführt bei Eisfeld, Herdt: Deportation, S. 45/Dok. 24). Im Oktober 1950 bezifferten amtliche sowjetische Statistiken die Zahl der deutschen „Sondersiedler“ mit 1.224.931 Personen; offenkundig sind in dieser Zahl die 266.000 Sibiriendeutschen enthalten.

[12] Peter Hilkes, Gerd Stricker: Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Stricker (Hg.): Rußland, S. 221–238, hier S. 222. Pinkus und Fleischhauer (Die Deutschen, S. 306) gehen von 375.000 betroffenen Wolgadeutschen aus.
Der Text des Deportationsdekrets in deutscher Sprache, am 30. August 1941 in der wolgadeutschen Zeitung Nachrichten abgedruckt, bei Hilkes, Stricker: Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, S. 221f.; Faksimile des Dekrets bei Eisfeld: Die Russlanddeutschen, S. 120.

[13] Pinkus, Fleischhauer: Die Deutschen, S. 311.

[14] Pinkus, Fleischhauer: Die Deutschen, S. 306.

[15] Pinkus, Fleischhauer: Die Deutschen, S. 310f., 315.

[16] Eisfeld: Die Rußlanddeutschen, S. 118.

[17] Pinkus, Fleischhauer: Die Deutschen, S. 315.

[18] Hilkes, Stricker: Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg (Anm. 12), S. 228ff.

[19] Eisfeld: Die Russlanddeutschen, S. 124.

[20] Eisfeld, Die Russlanddeutschen, S. 123f.; Hilkes, Stricker: Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg (Anm. 12), S. 210f.

[21] Eisfeld, Die Russlanddeutschen, S. 124f.

[22] Sie suchten nach „Vaterlandsverrätern“, also abtrünnigen Sowjetbürgern, die an der Seite der Deutschen gegen die Rote Armee gekämpft hatten: vor allem Soldaten der „Russischen Befreiungsarmee“ unter dem in deutsche Gefangenschaft geratenen russischen General Andrej Wlassow (Vlasov, 1901–1946), der unter deutschem Kommando zwischen November 1944 bis Kriegsende zwischen 50.000 und 125.000 russische Freiwillige (meist Kriegsgefangene) befehligte. Im Mai 1945 gerieten Teile der sog. „Wlassov-Armee“ in amerikanische Gefangenschaft und wurden an die Sowjetunion ausgeliefert. So geschah es auch in der britischen Zone. Nur die französischen Militärbehörden weigerten sich, Menschen an die Sowjets auszuliefern. – Wlassow und seine Offiziere wurden 1946 in Moskau hingerichtet.

[23] Robert Conquest: Nation Killers. The Soviet Deportation of Nationalities. London 1970, S. 162.

[24] Pinkus, Fleischhauer: Die Deutschen, S. 315.

[25] Stalin und seine Paladine haben bei ihren Ausfällen gegen die Juden selten direkt von „Juden“, sondern von „Kosmopoliten“ gesprochen. „Kosmopoliten“ (Weltbürger) wurden von den sowjetischen Ideologen als das Gegenteil von „Sowjetbürgern“ (Patrioten) beschimpft. Ihre weltweiten Beziehungen machten es leicht, ihnen eine antikommunistische, antisowjetische Haltung zu unterstellen und sie deshalb zu verfolgen. „Kosmopolitentum“ war in der Sowjetterminologie nichts anderes als ein Euphemismus für Antisemitismus.

[26] Dem Schicksal der Juden in der Sowjetunion, namentlich im Zweiten Weltkrieg, sind verschiedene neuere Studien gewidmet. Frank Grüner: Jüdische Gemeinden im Sowjetstaat. Zur Lage der jüdischen Religion in der Sowjetunion in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. In: Glaube in der 2. Welt. Ökumenisches Forum für Religion und Kultur in Ost und West (G2W) 30 (2002), H. 4, S. 13–19; Ders.: Patrioten und Kosmopoliten. Juden im Sowjetstaat 1941–1953. Köln 2008 (Beträge zur Geschichte Osteuropas 43); Arno Lustiger: Rotbuch: Stalin und die Juden. Die tragische Geschichte des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und der sowjetischen Juden. Berlin 1998; Alexander Solschenizyn: „Zweihundert Jahre zusammen“. Bd. 2: Die Juden in der Sowjetunion. München 2003.

[27] Stricker: Religion in Russland, S. 98–108.

[28] An der „Forschungsstelle Osteuropa“ der Universität Bremen hat Prof. Dr. Susanne Schattenberg Publikationen zum Thema Breschnew vorgelegt und arbeitet an einer Breschnew-Biographie: www.forschungsstelle.uni-bremen.de/de/4/20110606112638/20110624151441/Bre%25C5%25BEnev_-_Eine_Biographie.html (Abruf 26.01.2015).

[29] Gerd Stricker: Das Wiedererstehen der russischen Orthodoxie. Die russische Orthodoxie seit der Perestrojka. In: Beiträge pädagogischer Arbeit 48 (2005), H. 1, S. 25–49, hier: S. 32–39.

[30] Ignaz Lozo: Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion. Köln 2014.

[31] Statistik bei Hilkes, Stricker: Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg (Anm. 12), S. 259.

Zitation

Gerd Stricker: UdSSR/Sowjetunion. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2015. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32640 (Stand 01.09.2020).

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