Ostpreußen

1. Toponymie

Deutsche Bezeichnung

Ostpreußen

Anderssprachige Bezeichnungen

poln. Prusy Wschodnie; russ. Vostočnaja Prussija; lit. Rytų Prūsija; lat. Borussia Orientalis, Prussia Orientalis

Etymologie

Namengebend für Preußen war das vornehmlich im späteren Ostpreußen lebende gleichnamige baltische Volk der Prußen (auch Pruzzen, Pruteni). Der Name „Ostpreußen“ rührt in Abgrenzung zu Westpreußen von einer Verwaltungseinheit (Provinz), die infolge der Teilungen Polens nach 1772 gebildet und 1878 erneut geschaffen wurde. Eine geographische Benennung „östliches Preußen“ ist weit älter.

2. Geographie

Lage

„Ostpreußen“ bezeichnet das Land an der südöstlichen Beuge der Ostseeküste. Es zieht sich entlang der Frischen (poln. Mierzeja Wiślana, russ. Baltijskaja Kosa) und Kurischen Nehrung (russ. Kuršskaja kosa, lit. Kuršių nerija) ungefähr zwischen dem Delta der Weichsel (poln. Wisła) und der Mündung des Memelstroms (lit. Nemunas, russ. Neman). Die von der Küste ausgehende Landesherrschaft war zunächst durch eine weitgehend siedlungsleere Randzone (Große Wildnis) abgegrenzt, dann durch eine Grenzlinie von sehr langer Konstanz (im Süden und Osten 1422−1919). Mehrfache Grenzverschiebungen erfolgten im Westen.

Im Mai 1939 umfasste Ostpreußen, einschließlich des Memellandes und ohne den Regierungsbezirk Westpreußen und das Soldaugebiet, 36.481 km² mit 2.341.008 Einwohnern.[1]

Topographie

Die Region ist als Teil des Baltischen (Preußischen) Landrückens geprägt durch leichte Hügellandschaften (größte Erhebung Kernsdorfer Höhe [poln. Dylewska Góra] mit 312 m ü. NHN) mit breiten Flussniederungen (Passarge [poln. Pasłęka], Pregel [russ. Pregolja], Alle [poln Łyna, russ. Lava], Deime [russ. Dejma], Memel), Moor und Heide (Elchniederung [russ. Losinaja Dolina], Großes Moosbruch [russ. Bol'šoje Mochovoe Boloto], Rominter Heide [russ. Krasnyj Les, poln. Puszcza Romincka]). Dieses und eine starke Bewaldung machten das Land zur Reliktzone größerer Landtiere (Elch, Wolf). Der Süden/Südosten besitzt eine reiche Seenlandschaft (Masurische Seenplatte [poln. Pojezierze Mazurskie]). Kennzeichnend ist die Eingangszeile des in den 1930er Jahren entstandenen Ostpreußenliedes: Land der dunklen Wälder und kristall’nen Seen.

Klima

Ostpreußen liegt in der Übergangszone vom Kontinentalklima zum Ozeanischen Klima mit kalten Wintern. Die Jahresmitteltemperatur liegt zwischen 7 und 7,5° C, die mittlere Temperatur im Januar bei −2 bis −3° C. Die ganzjährigen Niederschläge erreichen etwa 600−700 mm, wobei Juli bis September die niederschlagsreichste, Februar bis Mai die niederschlagsärmste Zeit darstellt.

Staatliche Zugehörigkeit der Region

Erste staatliche Strukturen schuf im Laufe des 13. Jahrhunderts die Eroberung des Landes durch den Deutschen Orden. Separate Territorien erhielten die Hochstifte und Domstifte (Samland, Ermland, Kulm/Chełmno, Pomesanien). Das ermländische Territorium ging nach 1466/79 einen dem späteren Westpreußen ähnlichen Weg engerer Anbindung an das Königreich Polen. Der größere Teil des späteren Ostpreußen mit Königsberg/Kaliningrad verblieb 1466 beim Deutschen Orden und wurde 1525 als Herzogtum Preußen säkularisiert (bis 1656/60 als polnisches Lehen). Nach der ersten Teilung Polens 1772 wurde eine neue Binnengrenze zwischen West- und Ostpreußen gezogen (Ausgliederung der Gebiete um Marienwerder/Kwidzyn und Elbing/Elbląg, Eingliederung des Ermlandes). 1823/29−1878 gemeinsam mit Westpreußen als Provinz Preußen verwaltet, wurde Ostpreußen 1871 Teil des Deutschen Reiches. 1945 wurde Ostpreußen geteilt, der Süden kam unter polnische, der Norden unter sowjetische Verwaltung. Der Oblast Kaliningrad (Kaliningradskaja oblast’) wurde Teil der RSFSR (nach 1991 Russland), das Memelland (1919−1923 unter Völkerbundverwaltung, 1923/24−1939 zu Litauen) wurde Teil der Litauischen SSR (seit 1990 Litauen). Das südliche Ostpreußen deckt sich heute weitgehend mit der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren (poln. Województwo warmińsko-mazurskie) mit der Hauptstadt Allenstein/Olsztyn.

3. Geschichte und Kultur

Gebräuchliche Symbolik

Das Ordenszeichen des Deutschen Ordens, schwarzes Kreuz auf weißem Grund, wirkt in den Landesfarben Schwarz-Weiß fort. Das Herzogtum Preußen führte in weißem Schild einen schwarzen goldbewehrten Adler, zunächst belegt mit dem Buchstaben S (Lehnsherr König Sigmund I. [1467−1548]) und einer goldenen Halskrone, 1701−1919 mit dem Monogramm F R (Fridericus Rex). Auf die Flügel sind goldene Kleeblattstängel aufgelegt. Nach 1919 war die Brust des Adlers unbelegt, 1941 wurde ein Brustschild mit Deutschordenskreuz und Mauerkrone aufgelegt.[2] Als Flagge der Provinz Ostpreußen wurde 1882 eine schwarz über weiß geteilte Flagge angenommen. Die Landsmannschaft Ostpreußen führt als Landessymbol in weißem Schild eine schwarze Elchschaufel.

Vor- und Frühgeschichte

Menschliche Spuren finden sich an der Südküste der Ostsee seit dem Ende der Eiszeit (Haffküsten-Kultur der Schnurkeramik, 11. Jahrtausend v. Chr.). Aus Bronzezeit und früher Eisenzeit liegen zahlreiche Funde vor, kennzeichnend ist eine größere Anzahl Hügelgräber (westbaltische Hügelgräberkultur). Dieses lässt eine Siedlungskontinuität vom Ende der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter annehmen. Bernsteinvorkommen im Samland schufen Fernhandel bis zum Mittelmeerraum (Bernsteinstraße). Die in der Germania des Tacitus (98 n. Chr.) genannten Aesti gentes gelten als Vorgänger der als „Pruzzi“ bezeichneten westbaltischen Stämme. Diesen Namen überliefert erstmals im 9. Jahrhundert der als „Bayerischer Geograph“ bezeichnete Verfasser der Descriptio civitatum et regionum ad septentrionalem plagam Danubii. Auch der jüdische Reisende Ibrahim ibn Ja'cub berichtete 965/66 über die Brus. Doch fehlte den Prußen eine eigene Schriftlichkeit. Die archäologische Erforschung ist regional sehr unterschiedlich.

Die baltischen Bewohner des späteren Ostpreußen gehörten zu den letzten heidnischen Völkern Mitteleuropas. Bei einem Missionsversuch wurde 997 der böhmische Adlige Adalbert (tschech. Vojtěch, poln. Wojciech; um 956−997) getötet. Seine Überführung nach Gnesen/Gniezno, die rasche Kanonisierung und die Erhebung Gnesens zum Erzbistum machte den Prußenmissionar Adalbert zu einem Nationalheiligen Polens. Auch weitere Missionierungsversuche und militärische Aktionen gegen die prußischen Stämme gingen vornehmlich von Polen aus, weiterhin von der Rus’ und kurzzeitig von Dänemark. Zuletzt bemühte sich ab 1215 der zum Missionsbischof erhobene Zisterzienser-Abt Christian von Lekno (um 1180−1245).

Mittelalter

Nach dem Scheitern dieser regionalen Missionierungs- und Territorialisierungsversuche wurde auf Initiative des benachbarten Herzogs Konrad I. von Masowien (1187/88–1247) der Deutsche Orden tätig. Seinen Einsatz sicherte der Orden durch Privilegien von Kaiser (1226 fraglich) und Papst (1234), eine territoriale Basis erhielt er im Kulmerland. Entlang der Weichsel und der Haffküste errichtete er Burganlagen; zu den frühesten zählten Balga 1239 und Königsberg 1255.

Mit Unterstützung vornehmlich deutscher und polnischer Kreuzfahrer erfolgte bis 1283 die Eroberung und Christianisierung der prußischen Gebiete. Der Orden errichtete eine eigene Landesherrschaft. Ein Drittel des Landes wurde den 1243 eingerichteten Bistümern als weltliches Territorium überlassen (davon zwei Drittel als Hochstift, ein Drittel als Domstift). Jedoch blieben diese auf militärischen Schutz und Verwaltungspersonal (Hochstiftsvögte) des Deutschen Ordens angewiesen, der dominierenden Kraft innerhalb dieses De-jure-Staatenbundes.

Nach der Inkorporation des Schwertbrüderordens in Livland 1237 wurde der Deutsche Orden, ungeachtet räumlicher Trennung und livländischen Eigenlebens, zur regionalen Vormacht im östlichen Ostseeraum. Durch den Anschluss Pommerellens 1308/09 erweiterte sich die Ordensherrschaft erheblich nach Westen. Die Marienburg wurde 1309/1323 Haupthaus des Ordens und Residenz des Hochmeisters. Dieser übernahm auch die Aufgaben des bisherigen Landmeisters in Preußen. Die als ständiger Rat fungierenden Großgebietiger erhielten zumeist eine der größeren preußischen Komtureien. Der oberste Marschall war zugleich Komtur von Königsberg.

Die küstennahen Burgen Königsberg, Balga und Brandenburg/Ušakovo beherbergten große Ordenskonvente. Zugleich waren sie Mittelpunkte einer großräumig in festumgrenzten Bezirken organisierten Landesverwaltung. Im Westen schlossen sich die (bis Ortelsburg/Szczytno reichende) Komturei Elbing und die (bis Soldau/Działdowo reichende) Komturei Christburg/Dzierzgoń an. Dieses verschaffte den preußischen Komtureien eine ausgeprägte Streifenform. Allein in Osterode/Ostróda entstand nach 1340 eine neue Komturei. Eine weitere Komturei befand sich in Grenznähe in Ragnit/Neman am Memelstrom. Stete Versetzbarkeit und Rechenschaftspflicht der zölibatären Ordensritter sowie eine intensive Schriftlichkeit schufen eine „fast anachronistisch modern“[3] anmutende Verwaltung.

Bei der Memelmündung legte der livländische Zweig des Deutschen Ordens 1252 eine Burg an. Die Burgsiedlung Memel/Klaipėda, 1272 mit lübischem Stadtrecht privilegiert, entwickelte sich zum Handelsplatz und Zentralort des von baltischen Kuren bewohnten Ordensgebietes nördlich des Memelstroms. Eine Landverbindung nach Livland gelang nicht. 1328 wurden Burg, Stadt und Umland an den preußischen Zweig des Deutschen Ordens übergeben. 1392 vertauschte der kurländische Bischof seine dortigen Rechte.

Verwaltungsgrenzen im späteren Ostpreußen am Ende des 14. Jahrhunderts [Eigene Kartenskizze nach der Vorlage von Bernhard Jähnig[4]].

Ein etappenweise fortschreitender Landesausbau wurde durch eine große Zahl Besitzverleihungen und -bestätigungen (Handfesten) dokumentiert. Ein Netz von Städten wurde gegründet.[5] Intensiv wurde das Land nun in internationale Märkte eingebunden (Getreideexport bis Flandern, Anbindung an die Hanse). Trotz einiger Krisenmomente gilt das 14. Jahrhundert, insbesondere die lange Amtszeit des Hochmeisters Winrich von Kniprode (um 1310−1382; Amtszeit ab 1351), als Glanzzeit der Ordensherrschaft, als Höhepunkt ihres überregionalen Wirkens.

Nach 1340 wandte sich der Deutsche Orden gegen die ebenfalls paganen Litauer, die ein größeres Herrschafts- und Einflussgebiet im Nordosten und Osten des späteren Ostpreußen aufgebaut hatten. Den ‚Heidenkampf‘ des Ordens unterstützten im 14. Jahrhundert Adlige aus dem Heiligen Römischen Reich, Polen, Frankreich, Burgund, England und Schottland, die sich zu sog. Preußenreisen zusammenfanden. Die Union Polens mit Litauen (1385) entzog ihnen die Legitimierung. Die desaströse militärische Niederlage bei Tannenberg/Grunwald 1410 gegen ein polnisch-litauisches Heer kostete den Orden seine Führung und den militärischen Nimbus. Der weitere Kriegsverlauf und der erste Friede von Thorn 1411 bestätigten zunächst den territorialen Status quo. Diesen konnte der Deutsche Orden unter großen finanziellen, organisatorischen und diplomatischen Anstrengungen mehrere Jahrzehnte bewahren. Doch eskalierte der innere Konflikt mit (Teilen von) Landadel und Städten zu einem dreizehnjährigen Ständekrieg (1454−1466). Im Ostteil konnte der Orden seine Herrschaft aufrechterhalten; Königsberg wurde Hochmeistersitz. Ab 1498 wurde das Hochmeisteramt mit im Reich vernetzten Fürstensöhnen besetzt. Versuche einer militärischen Wende, zuletzt im ‚Reiterkrieg‘ 1520/21, blieben erfolglos.

Frühe Neuzeit (1525−1772)

1525 säkularisierte der lutherisch gewordene Hochmeister Albrecht (1490–1568), ein Verwandter des Kurfürsten von Brandenburg, den preußischen Deutschordensbesitz und erhob sich zum Herzog. Die Säkularisierung sicherte er durch Lehnsauftragung an den polnischen König Sigmund I., namentlich gegen den fortbestehenden Deutschen Orden und dessen Rückhalt im Reich (Reichsacht, Belehnung des Deutschmeisters mit der Administration des Hochmeisteramtes in Preußen, päpstliche Nichtanerkennung der Hohenzollernherrschaft bis Ende des 18. Jahrhunderts).

Für etwa 100 Jahre, unter Herzog Albrecht und seinem Sohn Albrecht Friedrich (1553−1618), bestand im östlichen Preußen ein kleines selbständiges Herzogtum. Die Stände (Adel und Stadt Königsberg) hatten bei Rückhalt in Polen eine starke Stellung und orientierten sich an polnischen Adelsfreiheiten. Die Geisteskrankheit Albrecht Friedrichs führte zur Kuratel der nächsten Verwandten, seit 1603 der brandenburgischen Kurlinie. Diese erbte 1618 das Land. 1638 noch Zuflucht des kurfürstlichen Hofes, wurde das östliche Preußen seitdem meist von Berlin regiert. 1657/1660 gelang dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620−1688) die Lösung der Lehnsabhängigkeit von Polen. Das (außerhalb des Heiligen Römischen Reichs liegende) Herzogtum Preußen wurde 1701 zum Königreich erhoben und namensgebend für den Gesamtstaat. König Friedrich Wilhelm I. (1688−1740) modernisierte seine östlichste Provinz. Musterverwaltung wurde die für das „Retablissement“ der nordöstlichen Landesteile errichtete separate Kriegs- und Domänenkammer (später Regierungsbezirk) Gumbinnen/Gusev. Die vom brandenburgischen Zentrum abgetrennte Exklave wurde im Siebenjährigen Krieg militärisch aufgegeben und 1758−1762 russisch besetzt.

Bereits in der Ordenszeit nahm das ‚Bischofsdrittel‘ der Diözese Ermland eine selbständigere Entwicklung als die übrigen Bistümer des Landes. Das Hochstiftsterritorium war ein geschlossenes Landgebiet. Das Domkapitel war nicht dem Deutschen Orden inkorporiert. Nach der Landesteilung 1466 und den beiden Verträgen von Petrikau/Piotrków 1479 und 1512 war der König von Polen Schirmherr des „ad corpus et unionem Poloniae“ aufgenommenen Hochstiftes. Die Bischöfe kamen zunächst aus der Oberschicht der großen westpreußischen Städte. Nach 1551 setzte sich königliche Nomination durch. Ermland galt als das am besten dotierte Hochstift im Königreich Polen.

Langes 19. Jahrhundert (1772−1919)

In der ersten Teilung Polens 1772 annektierte das Königreich Preußen das westliche Preußen (sog. königliches Preußen); die dabei ausgenommenen Städte Danzig/Gdańsk und Thorn/Toruń folgten 1793. Die Verwaltungsgrenze der 1773 erstmals als Ostpreußen und Westpreußen bezeichneten Provinzen wurde neu gezogen: Marienwerder lag westlich, das Ermland östlich der neuen Grenze. Ein 1793/95 erworbener Teil Polens mit Plock/Płock und Białystok wurde als Neu-Ostpreußen bezeichnet. Durch die Niederlagen gegen Napoleón I. (1769–1821) 1806/07 verlor Preußen diese Gebiete an das neue Herzogtum Warschau. In Ostpreußen, 1807−1809 Rückzugsort des Königs, begannen die als preußische Reformen bezeichneten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen.

1824/1829 wurde Ostpreußen mit Westpreußen zur Provinz Preußen vereinigt. Oberpräsident Theodor von Schön (1773−1856) führte bis 1840 eine liberale Reformpolitik weiter. In den 1840er Jahren trat Ostpreußen innerhalb der liberalen Nationalbewegung hervor, in Preußen und in der deutschen Nationalversammlung 1848/49. Der Königsberger Rechtsprofessor Eduard Simson (1810−1899) war deren Präsident. Zuvor nur 1848−1851 zum Deutschen Bund gehörig, wurde Ostpreußen (ab 1878 wieder eigene Provinz) 1871 Teil des sich als Nationalstaat verstehenden Deutschen Reiches. Nationalitätenkonflikte und Kulturkampf trafen Masuren bzw. Ermländer. Größere Verwaltungsdichte schufen die neu umschriebenen Landkreise 1817 und die Bildung eines eigenen Regierungsbezirkes für den Süden des Landes mit Sitz am Eisenbahnknoten Allenstein 1905. Im Ersten Weltkrieg waren weite Teile Ostpreußens größeren Kampfhandlungen ausgesetzt (Schlachten bei Tannenberg und an den Masurischen Seen 1914, Winterschlacht in Masuren 1915); mit Unterstützung von Patenstädten erfolgte ein Neuaufbau noch während des Krieges.

20. Jahrhundert

Nachdem das Deutsche Reich im Versailler Vertrag den größten Teil der Provinz Westpreußen verloren hatte, kam deren Ostteil um Marienwerder und Elbing als Regierungsbezirk Westpreußen an die Provinz Ostpreußen. In den vier südlichen westpreußischen Kreisen (Marienburg/Malbork, Marienwerder, Rosenberg/Susz, Stuhm/Sztum) wie auch im südlichen Ostpreußen (Regierungsbezirk Allenstein und Kreis Oletzko/Olecko) sprachen sich bei einer im Versailler Vertrag festgelegten Volksabstimmung am 11. Juli 1920 weit über 90 Prozent (92,42 bzw. 97,9 %) gegen einen Anschluss an Polen aus. Das Memelland, die Nordspitze Ostpreußens mit der Stadt Memel, wurde 1919 unter Völkerbundaufsicht gestellt und 1923 von Litauen annektiert. Das Soldaugebiet (Südteil des Kreises Neidenburg/Nidzica) musste an Polen abgetreten werden. Ostpreußen befand sich in einer Insellage. Die wirtschaftlichen Nachteile versuchte das Reich durch verschiedene Unterstützungsmaßnahmen auszugleichen (Ostpreußenhilfe, 1926/1930 erweitert zur Osthilfe). Kontinuität schuf der 1920−1932 tätige Oberpräsident Ernst Siehr (1869−1945, DDP). Der Königsberger Otto Braun (1872−1955, SPD) war als langjähriger Ministerpräsident des Freistaates Preußen (1920−1932, zwei kurze Unterbrechungen) einer der führenden demokratischen Politiker der Weimarer Republik.

Oben: Muttersprache nach der statistischen Erhebung 1910 sowie die Ergebnisse der Volksabstimmungen 1920 in den Abstimmungsgebieten Allenstein und Marienwerder mit Prozentanteilen in den einzelnen Landkreisen [Wikimedia Commons. Furfur CC BY-SA 3.0].

Landkreise in der Provinz Ostpreußen nach 1920 [eigene Kartenskizze[6]].

Den Nationalsozialismus in Ostpreußen prägte der Gauleiter Erich Koch (1896−1986).[7] Er gab sich national und revolutionär. Vor seiner Ankunft 1928 hatte die NSDAP hier mit 0,8 Prozent den niedrigsten, im März 1933 mit 56,5 Prozent den höchsten Stimmenanteil bei Reichstagswahlen. Die Verfolgung des katholischen Milieus (Kirchenkampf) im Ermland war eine der frühesten und intensivsten im Reich. Die Verfolgung der Juden führte von ersten Pogromen bereits 1923 bis zu den Synagogenbränden 1938 und den Deportationen 1942/43. 1937/38 wurden zahlreiche litauische und masurische Ortsnamen „germanisiert“. Im März 1939 wurde Litauen genötigt, das Memelland an Ostpreußen abzutreten. Nach der Kapitulation Polens wurde das Soldaugebiet angegliedert, während der Regierungsbezirk Westpreußen an den neu gebildeten Reichsgau Danzig-Westpreußen kam. Der Provinz Ostpreußen wurden größere angrenzende Gebiete zugeschlagen („Regierungsbezirk Zichenau“ [Ciechanów] im Süden, „Kreis Sudauen“ [Suwałki] im Nordosten). Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde Gauleiter Erich Koch Chef der Zivilverwaltung im „Bezirk Białystok“ und Generalkommissar der Ukraine. Mit ihm beteiligten sich eine Anzahl Ostpreußen auf höheren Verwaltungsposten an der dortigen Besatzungspolitik und dortigen Kriegsverbrechen. Über 1.500 Patienten ostpreußischer Anstalten wurden 1940 im Rahmen der Euthanasie ermordet. Wohl mehr als 10.000 Morde erfolgten im Durchgangslager Soldau. Noch höhere Todeszahlen hatte das Kriegsgefangenenlager Hohenstein/Olsztynek. In Stutthof/Sztutowo östlich von Danzig bestand ein Konzentrationslager; sechs seiner schließlich 30 Außenlager befanden sich in Ostpreußen. Noch Ende Januar/Anfang Februar 1945 wurden etwa 7.000 jüdische Häftlinge auf einem Gewaltmarsch nach Palmnicken/Jantarnyj getötet, „das größte NS-Verbrechen auf ostpreußischem Boden“.[8]

Ostpreußen war 1939 und 1941 Aufmarschgebiet. Bei Rastenburg/Kętrzyn wurden ab 1941 zentrale Leitstellen des europaweiten Krieges errichtet, der Führerbunker „Wolfsschanze“, Heinrich Himmlers (1900−1945) Feldkommandostelle „Hegewald“ und die Bunkeranlagen des Oberkommandos des Heeres „Mauerwald“. Das Attentat auf Adolf Hitler (1889−1945) vom 20. Juli 1944 erfolgte in der „Wolfsschanze“. Zu den führenden Köpfen des Widerstandes gehörten die Ostpreußen Heinrich Graf Lehndorff (1909−1944), Heinrich Graf zu Dohna-Schlobitten (1882−1944) sowie die Brüder Carl und Fritz Goerdeler (1884 bzw. 1886−1945), der eine langjähriger zweiter Bürgermeister, der andere Kämmerer der Stadt Königsberg. Der langjährige Königsberger Wehrkreispfarrer Ludwig Müller (1893−1945) exponierte sich nach 1930 als Mitbegründer der Deutschen Christen und späterer Reichsbischof. Er vermittelte den Nationalsozialisten Kontakte zu Militärs, der gebürtige Ostpreuße Walter Funk (1890−1960) Kontakte zur Großindustrie. Funk wurde 1933 Staatssekretär im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, 1938 Wirtschaftsminister; er wurde 1946 unter den 24 Hauptkriegsverbrechern in Nürnberg verurteilt. Ebenfalls dort verurteilt wurde der Königsberger Jurist Franz Schlegelberger (1876−1970), Staatssekretär und zeitweilig kommissarischer Reichsjustizminister. Gauleiter Erich Koch hatte sich im April 1945 nach Westen ausfliegen lassen. Erst 1949 in Schleswig-Holstein entdeckt, wurde er 1959 in Polen verurteilt. Weitgehend vergessen starb er 1986 im Gefängnis von Wartenburg/Barczewo im Ermland.[9]

Die britische Bombardierung Königsbergs im August 1944 und der Vorstoß der Roten Armee über die Reichsgrenze nach Nemmersdorf/Majakovskoe im Oktober 1944 leiteten die Eroberung Ostpreußens ein. Die im Januar beginnenden Kämpfe dauerten in Königsberg und im Kessel von Heiligenbeil/Mamonovo bis zum April 1945. Die Flucht bzw. Evakuierung der Zivilbevölkerung war lange untersagt; durch den sowjetischen Vorstoß entlang der Weichsel war dann die Landverbindung nach Westen abgeschnitten. Gröbste Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung, Verschleppungen und eine Massenflucht im Winter gingen der Vertreibung des Großteils der Bevölkerung voraus. Durch Hunger und Epidemien starben Zehntausende Deutsche im Königsberger Umland;[10] Waisenkinder (sog. Wolfskinder) zogen durch das Land bis nach Litauen.

Seit 1945 teilt eine Grenzlinie das der Sowjetunion (Russische SFSR) zugeschlagene nördliche von dem Polen angegliederten südlichen Ostpreußen. Der als Kaliningrader Oblast organisierte Teil ist seit 1991 eine Exklave Russlands. Das Memelland kam erneut zu Litauen (Litauische SSR, seit 1990 Republik Litauen).

Wirtschaft

Bernstein aus dem ostpreußischen Samland wurde schon in der Antike gehandelt. Unter dem Deutschen Orden erfolgte eine intensive Einbindung in den internationalen Warenaustausch, unterstützt durch enge Anbindung an die Hanse. Vor allem Getreide, Bernstein, Holz und andere Waldprodukte, auch Tuch- und Pelzwaren wurden insbesondere mit Flandern, später den Niederlanden und England gehandelt. Landwirtschaft und Waldnutzung überwogen. Überregionaler Handels- und Wirtschaftsstandort war die Hafenstadt Königsberg (bis 1724 rechtlich geteilt in Altstadt, Kneiphof und Löbenicht). Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich Memel als Hafenstadt (1657 Befreiung vom Königsberger Stapelrecht), während die Bedeutung des ermländischen Hafens Braunsberg/Braniewo, einst Hansestadt, absank. Die westlichen und südlichen Landesteile nutzten die Häfen Elbing und Danzig. Durch Ostpreußen verlief der Handel von Litauen und Masowien.

Im Ermland besaßen Bischof und Domkapitel den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Diese wurde zumeist direkt an Bauern ausgegeben, in Konservierung alter Strukturen. Der Adel hatte vergleichsweise geringen Anteil und größere Fluktuation; nach 1772 fand eine weitgehende Abwanderung statt.

Der Fernhandel ging im Laufe der Frühen Neuzeit zurück; Träger waren zunehmend niederländische und englische Händler. Königsberg, im 17. Jahrhundert noch weit größer als Berlin, wurde nach 1657 erster Standort einer Marine, 1683 Zielhafen für das kurfürstliche Kolonialprojekt in Afrika (Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana). Die Stärkung der herrschaftlichen Kammer (Beseitigung ständischer Kontrolle, Schatullsiedlungen mit direkten Abgaben) bewirkte einen zunehmenden Einfluss des Herrschers auf die Wirtschaft. Die Pferdezucht wurde erheblich befördert durch Gründung des Gestüts Trakehnen/Jasnaja Poljana. Trotz einiger industrieller Aktivitäten (Eisengießerei, Werften, Zellstoff) blieb die Landwirtschaft prägend.

Durch die Eisenbahn (1849−1860 Bau der Ostbahn) wurde das Absatzgebiet unter anderem für Lebendvieh und Milchprodukte stark ausgeweitet (Berlin, Ruhrgebiet). Die Unterbrechung der Landverbindung zu den Hauptabsatzmärkten schuf nach 1919 eine erhebliche Absatzkrise. Die Seeverbindung über Pillau/Baltijsk ins Reich wurde ausgebaut („Seedienst Ostpreußen“), der Königsberger Hafen zum Hochseehafen erweitert und 1922 ein Flughafen eröffnet. Die Königsberger Ostmesse (ab 1920) wurde eine der größten Wirtschaftsmessen im Deutschen Reich.

Nach 1945 wurde der eisfreie Hafen Königsberg als zentraler Wirtschafts- (und Militär-) Standort ausgebaut, bei deutlichem Rückgang der Wirtschaftsleistung im übrigen nördlichen Teil des ehemaligen Ostpreußen. Im weiterhin stark von Agrar- und Forstwirtschaft geprägten südlichen Teil entwickelte sich Allenstein zum wirtschaftlichen Mittelpunkt (größte Reifenfabrik Polens, Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte). Einen steigenden Anteil nimmt der Fremdenverkehr ein.

Bevölkerung und Gesellschaft

Bis ins 13. Jahrhundert war das baltische Volk der Prußen dominierender Bewohner des Landes, bei geringen skandinavischen Anteilen im Nordwesten und slawischen im Süden. Die Eroberung durch den Deutschen Orden ging einher mit dem Zuzug (privilegierter) Neusiedler. Singulär verknüpften sich hier militärische Eroberung und mittelalterlicher Landesausbau/Ostsiedlung des 13. und 14. Jahrhunderts. Neben Siedlern zu prußischem (preußischem) Recht traten Orte und Einzelverleihungen mit Kulmischem Recht, einer nach der Stadt Kulm benannten Variante des Magdeburger Rechts. Auch Prußen konnten, durch Rechtsänderung oder durch Beteiligung an der Binnensiedlung, in den Genuss des Kulmischen Rechts gelangen. Es entstand eine multiethnische, durch gemeinsames Landesbewusstsein verbundene Bevölkerung, wobei das deutsche Element zumeist vorherrschend war. Eine größere prußische/prußisch dominierte Bevölkerung bestand bis ins 17. Jahrhundert im Samland.

Nach 1466/1525 wurde der landsässige Adel (neben alten Grundbesitzern Söldnerführer und lutherisch gewordene Ordensritter) gestärkt, die alten freien Bauern wurden zurückgedrängt. Zuwanderer aus Masowien/Mazowsze und Litauen im 16. und 17. Jahrhundert prägten den Süden (Masuren) bzw. Nordwesten (Preußisch-Litauen). Durch die lutherische Konfession entwickelte sich ein von den Herkunftsländern separiertes Eigenbewusstsein. Bevölkerungsverluste bis zu 40 Prozent verursachten mit Polen verbündete Krimtataren 1657 und eine Pestwelle 1710/11. Zur „Repeuplierung“ wurden planmäßig Neusiedler aus dem Reich angeworben (Anhalt, Hessen, Nassau, Pfalz, Schweiz); einen Abschluss bildete die vielbeachtete Ansiedlung von Religionsflüchtlingen aus dem Hochstift Salzburg 1732, den protestantischen „Salzburger Exulanten“. In Königsberg lebten zahlreiche Niederländer, Engländer und Schotten. Hugenotten bildeten in Königsberg und Gumbinnen (privilegierte) französisch-reformierte Gemeinden.

Von 1816 bis 1864 hat sich die Bevölkerung nahezu verdoppelt, von 886.000 auf 1.761.000. Danach erfolgten massive Abwanderungen insbesondere nach Berlin und ins Ruhrgebiet. Trotz weiterhin hoher Geburtenrate hatte Ostpreußen dann eine der geringsten Bevölkerungszunahmen im Deutschen Reich (1864−1910: 34 %).[11] In der Volkszählung 1905/06 gaben 79,5 % Deutsch, 14,5 % Polnisch/Masurisch und 4,8 % Litauisch als Muttersprache an. In fünf Kreisen im Süden überwog die polnische/masurische Sprache, im Kreis Heydekrug/Šilutė die litauische Sprache. In der Weimarer Republik und während der NS-Zeit ging der Anteil Nichtdeutschsprachiger deutlich zurück.

Nach 1945 erfolgte ein weitgehender Bevölkerungsaustausch, im nördlichen Teil konzentriert bis 1948. Im Süden scheiterte die mit dem Anspruch auf das Land verbundene Propaganda, ‚aus jahrhundertelanger preußischer Knechtschaft befreite polnische Brüder‘ zu ‚verifizieren‘. Er führte auch bei den Masuren und Ermländern zu einem mehrere Jahrzehnte dauernden Exodus. 1947 lebten im südlichen Ostpreußen noch rund 80.000 Masuren und 40.000 Ermländer, 50 Jahre danach lediglich 6.000−10.000 Masuren und 4.000−6.000 Ermländer. Noch von 1971 bis 1988 verließen über 55.000 Spätaussiedler das Land.[12] Infolge Flucht, Vertreibung und Aussiedlung lebt die alte Bevölkerung Ostpreußens einschließlich ihrer Nachkommen heute weit überwiegend in Deutschland, während jeweilige Neusiedler das nunmehr dreigeteilte Land mittlerweile seit mehreren Generationen bewohnen.

Religions- und Kirchengeschichte

Die Prußen waren bis ins 13. Jahrhundert pagan. Der Missionar Christian erhielt 1215 die Bischofswürde für das gesamte Land. 1243 bildete der päpstliche Legat Wilhelm von Modena (gest. 1251) vier Bistümer: Samland, Ermland, Pomesanien und Kulm (dieses ausschließlich im späteren Westpreußen), mit Kathedralen in Königsberg, Frauenburg/Frombork, Marienwerder und Kulmsee/Chełmża. Mit Ausnahme Ermlands wurden die Domkapitel dem Deutschen Orden inkorporiert, die Domherrenstellen mit Priesterbrüdern des Ordens besetzt. Memel und das Gebiet nördlich des Memelstroms gehörten zur Diözese Kurland; 1392 erfolgte eine Verzichtsleistung des Bischofs. Alle Bistümer gehörten zur Kirchenprovinz Riga/Rīga. Ein Netz von Pfarrkirchen wurde aufgebaut.

Bereits früh wurden Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und das Land für die Reformation gewonnen. 1523 hielt der samländische Bischof im Königsberger Dom eine lutherisch orientierte Weihnachtspredigt. Die Säkularisierung der Ordensherrschaft 1525 schuf ein evangelisches Herzogtum. Kirchliche Rechte des ermländischen Bischofs außerhalb seines Hochstiftes wurden sistiert, die beiden anderen Bischöfe hatten sich bereits der Reformation angeschlossen. Kirchliche Texte in der Volkssprache, insbesondere Übersetzungen von Luthers Katechismus, sind frühe Sprachdenkmäler für Polen, Litauer und Prußen. Die lutherische Konfession wurde Teil der Landesidentität, in Abgrenzung zu den anderskonfessionellen (wenn auch sprachverwandten) Nachbarn. Insbesondere im 19. Jahrhundert bestand eine ausgeprägte Laienfrömmigkeit, unter anderem in litauisch bzw. masurisch geprägten Gebetsvereinen (Gromadki).

Mit Johann Sigismund (1572−1620) erhielt das Herzogtum einen reformierten Fürsten. Die Rechte der im Land dominierenden lutherischen Konfession bestanden fort; einzelne Angehörige von Hof und Adel wechselten zur reformierten Konfession. Mit der Preußischen Union wurden 1817 Landesherr und Bevölkerungsmehrheit in der evangelisch-unierten Kirche zusammengeführt. Unter polnischem Schutz bestand im 16. Jahrhundert eine kleine katholische Minderheit fort. Seit dieser Zeit erfolgte auch jüdische Einwanderung. Die jüdische Gemeinde in Königsberg gedieh bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer der größten des Reichs (4.049 Mitglieder 1925).

Evangelische Ansätze im Hochstift Ermland, unter anderem in Braunsberg, wurden unterbunden. Mit Stanislaus Hosius (1504−1579; Kardinal ab 1561) wurde 1551 ein Vertreter der katholischen Reform ermländischer Bischof. Unterstützt von Domkapitel und Orden (Jesuiten ab 1565) wurde das Ermland ein ausgeprägt katholisches Territorium. Ab 1821 bzw. 1929 erstreckte sich die Diözese Ermland über das gesamte Ostpreußen. Das nach Erlöschen des Erzbistums Riga de facto exemte Ermland wurde 1929/30 Teil der ostdeutschen Kirchenprovinz (Sitz Breslau/Wrocław). Bischof Maximilian Kaller (1880−1947; Bischof ab 1930) wurde 1946 päpstlicher Sonderbeauftragter für die heimatvertriebenen Deutschen.

Nach 1945 machten polnische Zuwanderer das südliche Ostpreußen zu einem weit überwiegend katholischen Gebiet. Das Bistum wurde 1972 neu umschrieben, der Bischofssitz nach Allenstein verlegt und die dortige Jakobuskirche Kathedrale. 1972 der Kirchenprovinz Warschau/Warszawa zugeordnet, wurde das Ermland 1992 zum Erzbistum erhoben (lat. Archidioecesis Varmiensis, poln. Archidiecezja warmińska), mit den neugegründeten Suffraganen Lyck/Ełk und Elbing. Im nördlichen Ostpreußen überwiegt heute die russisch-orthodoxe Konfession (Diözese Kaliningrad und Baltijsk). Ein Relikt russisch-orthodoxer Absonderung bilden die Anfang des 19. Jahrhunderts ins südliche Ostpreußen ausgewanderten Philipponen. Evangelische leben und organisieren sich heute als Minderheitenkonfession in allen Teilen Ostpreußens.

Bildung und Wissenschaft

In Städten und Kirchdörfern existierten seit dem Spätmittelalter Schulen. Seit dem frühen 14. Jahrhundert konnten Urkundenschreiber und Verwaltungspersonal aus dem Land selbst rekrutiert werden[13]; eine Anzahl Landeskinder besuchte auswärtige Universitäten[14]. Mit der Reformation wurde das Schulwesen nach Vorgaben Philipp Melanchthons (1497−1560) reformiert, 1542 ein Königsberger „Partikular“ zur Vorbereitung einer Universität gegründet. Neben mehreren höheren Schulen in Königsberg wurden im 16. Jahrhundert höhere Schulen in Rastenburg, Tilsit/Sovetsk, Lyck und Saalfeld/Zalewo errichtet (1599 als Fürstenschulen privilegiert), 1613 eine Lateinschule in Goldap/Gołdap. Aus der Lateinschule Königsberger Pietisten entstand 1703 das Collegium Fridericianum in Königsberg. Unter Friedrich Wilhelm I. (Schuledikte von 1717 und 1718) wurde das ländliche Schulwesen ausgebaut, bis 1739 wurden etwa 1.000 Schulen neu errichtet. 1767 entstand ein erstes Seminar für Landschullehrer in Klein-Dexen/Furmanowo bei Bartenstein/Bartoszyce. Der Königsberger Schulplan Wilhelm von Humboldts (1767−1835) entwickelte für die dortigen Gymnasien eine grundlegende Reformschrift, Ausgangspunkt seiner Bildungsreformen und der humanistischen Gymnasien. Vor 1945 bestanden in Ostpreußen 31 Gymnasien, davon acht in Königsberg.

Der eng mit Luther und den protestantischen Kräften im deutschen Raum verbundene Herzog Albrecht gründete 1544 eine Universität in Königsberg (Albertus-Universität, Albertina). Die nach Wittenberg und Marburg dritte evangelische Universität entwickelte sich rasch zu einer weit in die Nachbarregionen, nach Skandinavien, Polen und ins Baltikum ausstrahlenden Bildungseinrichtung. Während des Dreißigjährigen Krieges war sie sehr stark frequentiert. Nach 1700 Pietismus und Aufklärung verhaftet, hat die Königsberger Universität, haben Lehrende wie Studierende, die Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, das „Königsberger Jahrhundert“, wesentlich mitgeprägt, von Immanuel Kant (1724−1804) über Johann Georg Hamann (1730–1788) und Johann Gottfried Herder (1744−1803) bis Christian Jakob Kraus (1753−1805). Die Universität prägte auch eine „ostpreußische Beamtenschule“, die maßgeblichen Anteil an den preußischen Reformen besaß. Nach 1800 leistete der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784−1846) Herausragendes. Weitere innovative neue Lehrstühle, so für den Pädagogen Johann Friedrich Herbart (1776−1841), den Begründer der Altgermanistik Karl Lachmann (1783−1851), die erste Kunstgeschichtsprofessur für Ernst August Hagen (1797−1880) oder das erste Historische Seminar 1821 waren (nur noch) Startpunkte für andernorts fortgesetzte akademische Karrieren. War Königsberg im 19. Jahrhundert eine Universität mittlerer Größe, stieg die Studierendenzahl bereits zur Jahrhundertwende deutlich an. ‚Solidaritätssemester‘ (Ostsemester) führten in den 1920er Jahren zu einer nochmaligen Verdoppelung der bereits vor 1914 stark angestiegenen Studierendenzahl (von einem Minimum bei 295 Studenten im Jahre 1847 über 641 im Jahre 1892 und 1.649 im Sommer 1914 auf einen Höchststand von 4.113 im Jahr 1930).[15] Nach Flucht und Vertreibung dient unter anderem das Studentenwohnheim Albertinum in Göttingen der Erinnerung an die Königsberger Universität. 1841 wurde in Königsberg eine Kunstakademie, 1915 eine Handelshochschule (1930 Promotionsrecht) gegründet. In Rossitten/Rybačij auf der Kurischen Nehrung befindet sich seit 1901 eine der ältesten Vogelwarten.

Vornehmlich in Allenstein und Frauenburg entwickelte der ermländische Domherr Nikolaus Kopernikus (1473−1543) das heliozentrische Weltbild. Neben der ermländischen Domschule und der alten bischöflichen Schule in Heilsberg/Lidzbark Warmiński gründete Kardinal Hosius 1565 in Braunsberg ein Jesuitengymnasium. Die Jesuiten betrieben dort seit 1579 zudem ein päpstliches Seminar zur Ausbildung von Missionaren im nördlichen Europa. 1630 wurde ein weiteres Jesuitengymnasium in Rößel/Reszel gegründet. Das Braunsberger Gymnasium wurde als Lyceum Hosianum weitergeführt, 1821 wurde das Lyceum mit seiner philosophisch-theologischen Fakultät eine den Universitäten gleichgestellte Hochschule (1912 Staatliche Akademie).

Im nördlichen Ostpreußen besteht heute die 1966 als Kaliningrader Staatliche Universität gegründete Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität (Baltijskij federal'nyj universitet imeni Immanuila Kanta, 2005-2012 Immanuel-Kant-Universität) als eine von acht föderalen Universitäten Russlands mit gegenwärtig etwa 16.000 Studierenden. In Allenstein wurde 1999 die dortige Pädagogische Hochschule mit der Technisch-Landwirtschaftlichen Akademie und dem Priesterseminar zur Universität Ermland-Masuren (Uniwersytet Warmińsko-Mazurski w Olsztynie) zusammengeführt. Sie ist heute mit 15 Fakultäten und über 43.000 Studierenden eine von 18 Universitäten Polens. Die 1991 gegründete Universität in Memel (Klaipėdos universitetas) hat heute 10.000 Studierende, sieben Fakultäten und acht Institute.

Links: Zweisprachige Gedenktafel für Immanuel Kant an der Pregelbrücke in Königsberg [Foto (2009): Wikimedia Commons. Rybec CC BY-SA 2.0].

Besondere kulturelle Institutionen

Die Landesgeschichtsforschung koordiniert die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Von den Mitte des 19. Jahrhunderts gebildeten regionalen Geschichtsvereinen ist der „Verein für Geschichte und Altertumskunde Ermlands“ heute noch mit Tagungen und Schriften aktiv. Der 1925 gegründete „Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen“ hat einen Schwerpunkt in reger Veröffentlichungstätigkeit, auch mit allgemein landeskundlichen Werken und Nachdrucken.

Polnischerseits erfolgt landesgeschichtliche Forschung für das gesamte Deutschordensland an der Nicolaus-Copernicus-Universität Thorn (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu). In Allenstein arbeitet das Wojciech-Kętrzyński-Institut (Ośrodek Badań Naukowych im. Wojciecha Kętrzyńskiego w Olsztynie). Die 1990 von jungen Wissenschaftlern initiierte „Kulturgemeinschaft Borussia“ (Wspólnota Kulturowa „Borussia“) bringt die Erforschung von Geschichte und Kultur in umfangreiche Kultur- und Bildungsangebote ein (Kulturzentrum im Mendelsohn-Haus, Allenstein, dem ehemaligen Bet Tahara). Auch im Oblast Kaliningrad findet nach 1990 die Geschichte der Region zunehmendes Interesse. In Memel wurde nach 1991 ein Forschungsinstitut für die Geschichte Westlitauens und Preußens errichtet.

Als günstig für die landesgeschichtliche Forschung nach 1945 in der Bundesrepublik erwies sich, dass die alten Bestände (bis etwa 1750/1800) aus dem Staatsarchiv Königsberg sowie das Gauarchiv der NSDAP 1944 in den Westen ausgelagert wurden. Heute bilden sie die XX. Hauptabteilung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin, wo auch die (ergänzende) Überlieferung der Berliner Zentralbehörden und Ministerien verwahrt wird. Die alten Archive der Städte und Gutsherrschaften sind weitgehend vernichtet. Nach 1945 wurden staatliche Archive in Königsberg und in Allenstein aufgebaut. Dort sind auch vorhandene Archivreste und Verwaltungsgut aus deutscher Zeit untergebracht; erwähnt sei das heute in Allenstein verwahrte Archiv Dohna-Reichertswalde. Weitere Splitter befinden sich in Wilna/Vilnius und Moskau/Moskva. Die katholische Kirche besitzt ein Netz von Diözesanarchiven. Das ermländische Diözesanarchiv wurde schon seit 1932 hauptamtlich geführt; Dr. Anneliese Birch-Hirschfeld, verh. Triller (1903−1998), war eine der ersten weiblichen Archivleiterinnen.

1987 wurde mit institutioneller Förderung des Bundes ein Ostpreußisches Landesmuseum in Lüneburg eröffnet. Vorläufer war das 1958/1964 eröffnete Ostpreußische Jagdmuseum. Im Deutschordensschloss Ellingen betreibt das vom Patenland Bayern mitgeförderte Kulturzentrum Ostpreußen ein Museum, Galerie und Ausstellungen; angeschlossen ist ein Archiv mit einer Anzahl Nachlässe. Als dritte Einrichtung zur Bewahrung und Pflege des ostpreußischen Kulturerbes wirkt die Ost- und Westpreußenstiftung in Oberschleißheim. Daneben besteht eine größere Zahl Heimatstuben und Einzelsammlungen. Dokumente zur ostpreußischen Volkskunde verwahrt das Cammann-Archiv in Rotenburg an der Wümme. Das Ermlandhaus in Münster verwahrt Erinnerungsstücke, Bücher, Archivalien (insbes. kirchengeschichtliche Sammlungen), sakrales Gerät und Exponate. Die Prussia-Sammlung, die nach 1844 im Prussia-Museum in Königsberg aufgebaute archäologische Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte Ost- und Westpreußens, ist seit 1945 auf Kaliningrad, Allenstein und Berlin verteilt (Wiederauffindung im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte 1992).[16]

Alltagskultur

Die unterschiedlichen Zuwanderer brachten eine große Vielfalt an Sprachen und Mundarten,[17] Sagen, Liedern, Volkskunst, Bräuchen, Keramik, Textil- und Hausformen in die ostpreußische Alltagskultur ein. Weite Verbreitung hatten zum Beispiel Schimmelreiterumzüge zur Jahreswende und der Osterbrauch Schmackostern.

Ein bekanntes Zeugnis maritimer Kultur sind die „Kurenwimpel“, nach Ort und Typus differenzierte Kennzeichnungen von Fischerbooten auf dem Kurischen Haff. Das Kunsthandwerk verarbeitete auch die reichen Bernsteinvorkommen. Aus der ostpreußischen Pferdezucht heben sich die Trakehner heraus. Als regionaltypisch erachtete und dokumentierte Trachten gehen meist nicht auf die Zeit vor 1919 zurück. Nach 1945 gehörten Tanz- und Trachtenauftritte zum Kern präsentierter landsmannschaftlicher Verbundenheit.

 

Aus Ostpreußen gingen der Tilsiter Käse und Königsberger Klopse, ein Fleischgericht aus Gehacktem, in die allgemeine deutsche Küche ein. Beliebt sind Königsberger Marzipan, unter den Alkoholika Bärenfang (Honiglikör) und Pillkaller (Machandelschnaps).

Links: Herstellung von Tilsiter Käse, 1930er Jahre [Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P016202 / Frankl, A. / CC BY-SA 3.0].

Kunstgeschichte

Herausgehobene mittelalterliche Sakralbauwerke sind die beiden Kathedralkirchen (Dome) in Königsberg und Frauenburg. Das Königsberger Schloss, die vielfach umgebaute und erweiterte Komtursburg, wurde 1945 schwer beschädigt und 1968 gesprengt. Als Ruinen erhalten sind die großen Ordensburgen Balga und Brandenburg. Burganlagen der ermländischen Bischöfe und des Domkapitels bestehen in Heilsberg, Braunsberg, Rößel und Allenstein. Neidenburg besitzt eine der wenigen Höhenburgen des Landes. Aus der Ordenszeit stammen auch eine Anzahl Stadt- und Dorfkirchen.

Herausragende barocke Kirchenarchitektur entstand in den Wallfahrtskirchen Heiligelinde/Święta Lipka und Krossen/Krosno. Die großen Adelsfamilien ließen sich repräsentative Landschlösser erbauen. Einige wurden inzwischen restauriert (Juditten/Judyty, Quittainen/Kwitajny), andere wirken noch als beeindruckende Ruinen (Schlobitten/Słobity oder das 1986 abgebrannte Schlodien/Gladysze). Die Ruine von Friedrichstein/Kamenka, dem einst größten Schloss Ostpreußens, ist heute abgetragen.

Zeugnisse des Klassizismus sind nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels (1781–1841) die Altstädtische Kirche in Königsberg sowie Kirchen in Heilsberg und Wormditt/Orneta. Im Stil der Neorenaissance entstand 1870–1875 die Neue Börse in Königsberg. Im Sinne der Reformideen von Heimatschutz und Typisierung erfolgte der Wiederaufbau der ostpreußischen Kleinstädte nach den Kriegszerstörungen des Ersten Weltkriegs. Moderne Architektur schufen der Akademieprofessor Friedrich Lahrs (1880−1964, Kant-Grabmal) und viele seiner zahlreichen Schüler. Hanns Hopp (1890–1971) wirkte 1913−1944 als Architekt vornehmlich in Königsberg. Aus Ostpreußen stammen die Architekten Bruno und Max Taut (1880−1938 bzw. 1884−1967) und Erich Mendelsohn (1887−1953); dieser hinterließ in seiner Heimatstadt Allenstein das jüdische Bet Tahara, in Tilsit die „Loge der Erzväter“. Einer der größten Monumentalbauten Deutschlands war das 1924–1927 nach Plänen von Walter und Johannes Krüger (1888−1971 bzw. 1890−1975) errichtete Tannenbergdenkmal.

Als gebürtige Ostpreußen studierten zunächst an der Königsberger Kunstakademie die Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867−1945) und der Maler Lovis Corinth (1858−1925). Dieser war mitbeteiligt an der künstlerischen Entdeckung der Kurischen Nehrung und der Bildung einer Künstlerkolonie in Nidden/Nida ab 1890. Zu den etwa 200 dort tätigen Malern zählen Max Pechstein (1881−1955), Karl Schmitt-Rottluff (1884−1976), Robert Budzinski (1876−1955) und Ernst Mollenhauer (1892−1963).

Links: Lovis Corinth: Kirchhof in Nidden (Öl auf Leinwand, 1893).

Musik und Theater

Um 1500 wurde die erste Hofkapelle gegründet. Herzog Albrecht war ein großer Förderer der Musik allgemein und der Kirchenmusik insbesondere; er initiierte den Druck mehrerer Kirchenliedsammlungen. Von 1563 bis zu seinem Tod wirkte Ambrosius Lobwasser (1515−1585) in Königsberg. Das Adventslied Macht hoch die Tür von Georg Weissel (1592−1635) sowie das Simon Dach (1605–1659) zugeschriebene Ännchen von Tharau gehören bis heute zum deutschen Liedgut. Bedeutende Musiker des 17. Jahrhunderts waren Johann Stobäus (1580–1646) und Heinrich Albert (1604–1651).

Unter Friedrich Wilhelm I. blühte die kirchliche Musik erneut auf. Im 19. Jahrhundert verfügte Ostpreußen über ein ausgeprägtes Musikleben, namentlich ein dichtes Netz von Chorvereinen. Höhepunkte waren mehrtägige Ostpreußische Musikfeste. 1923 erhielt die Albertus-Universität ein musikwissenschaftliches Institut unter Joseph Müller-Blattau (1895−1976). Aus Ostpreußen nach Berlin gingen der Operettenkomponist Walter Kollo (1878−1940) und Werner Richard Heymann (1896−1961), der Komponist bekannter Filmschlager und Lieder der Comedian Harmonists.

Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden in Königsberg Opern und Singspiele aufgeführt. Am 1806 erbauten Stadttheater wirkte unter anderem 1836/37 Richard Wagner (1813−1883). Erweitert zum Opernhaus, 1924 mit dem Neuen Schauspielhaus zum Ostpreußischen Landestheater vereint, galt es unter Hans Schüler (1897−1963) als eine der avantgardistischsten Opern im Reich. Ähnlich galt das Neue Schauspielhaus in den 1920er Jahren als eines der modernsten Theater. Eigene Stadttheater hatten auch Allenstein, Insterburg/Černjachovsk und Tilsit.

Literatur- und Mediengeschichte

Um 1325 verfasste der Deutschordenspriester Peter von Dusburg in Königsberg sein Chronicon Terrae Prussiae, durch die Zeitnähe eine zentrale chronikalische Quelle zur Frühzeit und Eroberung des Landes. Königsberg wurde als Hochmeistersitz, dann durch den Fürstenhof, ab 1544 durch die Universität zu einem literarischen Zentrum und zu einem überregionalen Druck- und Bibliotheksort. Die Schlossbibliothek Herzog Albrechts wurde 1540 öffentlich gemacht; auf ihr gründete die spätere königliche, ab 1919 Staatsbibliothek Königsberg. Ihr wurden nach 1800 Sammlungen der Universität und die private Wallenrodtsche Bibliothek angeschlossen. Die Bibliothek auf Schloss Schlobitten galt bis 1945 als die größte Privatbibliothek östlich von Berlin.

Die 1722 gegründete Königsberger Buchhandlung Gräfe und Unzer hatte vor 1945 eines der europaweit größten Buchsortimente. Der Verlag wurde in München weitergeführt und gehört heute zu den 30 größten deutschsprachigen Verlagen. Königsberg war überregional bedeutsamer Zeitungsort mit vielfältigem Angebot, von der Königsberger Hartungschen Zeitung über die weit verbreitete Königsberger Allgemeine Zeitung bis zur (1893 von Otto Braun und Hugo Haase [1863−1919] gegründeten) sozialdemokratischen Königsberger Volkszeitung.

Nach einer ersten Blüte der Universität und der Literatur unter Herzog Albrecht prägte das literarische und musikalische Leben Mitte des 17. Jahrhunderts der nach seinem Versammlungsort „Kürbishütte“ benannte Kreis um Simon Dach; 1639 erhielt Dach einen Lehrstuhl für Dichtkunst. Im 18. Jahrhundert lebten und/oder wirkten in Königsberg Johann Christoph Gottsched (1700−1766), Johann Georg Hamann, Theodor Gottlieb von Hippel (1741–1796), Zacharias Werner (1768–1823), Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776–1822) und Max von Schenkendorf (1783−1817). Eine Zeitlang lebten Heinrich von Kleist (1777−1811) und Joseph von Eichendorff (1788−1857) in Königsberg. Der ermländische Bischof Ignacy Krasicki (1735−1801) war einer der bedeutendsten polnischen Dichter der Aufklärung. Christian Donalitius (lit. Kristijonas Donelaitis, 1714−1780) gilt als Begründer der modernen litauischen Literatur.

Zu den Autoren, die das literarische Leben des späten 19. Jahrhunderts prägten, gehörten Ernst Wichert (1831–1902), Felix Dahn (1834–1912), Hermann Sudermann (1857−1928) und Arno Holz (1863−1929), Begründer eines deutschen Naturalismus. Viel gelesene Autoren im 20. Jahrhundert waren bzw. sind Agnes Miegel (1879–1964), Ernst Wiechert (1887−1950), Johannes Bobrowski (1917−1965), Siegfried Lenz (1926−2014), Arno Surminski und Artur Becker. Hohe Auflagen erfuhr Erinnerungsliteratur, so von Hans Graf von Lehndorff (1910–1987), Marion Gräfin Dönhoff (1909−2002) oder Max Fürst (1905−1978), nach 1990 verbunden mit Reiseeindrücken, so von Ralph Giordano (1923−2014) oder Ulla Lachauer.

Gedächtnis- und Erinnerungskultur

Die Region ist Touristenziel, sowohl aufgrund der Natur (masurische Wälder und Seen, Rominter Heide, Nehrungen, Seebad Rauschen/Svetlogorsk) wie auch aufgrund ihrer bis ins Spätmittelalter zurückreichenden Baudenkmäler (Königsberger und Frauenburger Dom, Wallfahrtskirche Heiligelinde, zahlreiche weitere Kirchen, Burgen und Schlösser) und sonstiger Zeugnisse ihrer Geschichte. Dazu gehören auch die Relikte der NS-Bunkeranlage „Wolfsschanze“. Seit 1949 veranstaltet die Landsmannschaft Ostpreußen etwa alle drei Jahre ein „Deutschlandtreffen“. Weitere Treffen, teilweise jährlich, organisieren die Kreisgemeinschaften und weitere Vereinigungen. Von diesen wurden auch kleinere Heimatstuben, zumeist in den Patenstädten, als Dokumentations- und Erinnerungsstätten kleinerer Regionen oder Gemeinschaften aufgebaut und betreut.

4. Diskurse/Kontroversen

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts standen die Provinz Ostpreußen und der Deutsche Orden im Fokus nationaler Zuspitzungen („Kulturbringer“, „Bollwerk“ des Protestantismus, deutscher „Drang nach Osten“). Die Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkten die nationalen Sichtweisen und die Herausbildung einer regionalen ostpreußischen Identität. Seitdem haben Historiker und andere landeskundlich arbeitende Forscher zu weit differenzierteren Beurteilungen gefunden. In den intensiven deutsch-polnischen wissenschaftlichen Diskurs wurden nach 1990 zunehmend litauische und russische Forscher einbezogen. Erst nach der Jahrtausendwende wurde das frühe 20. Jahrhundert, namentlich die NS-Zeit, eingehender erforscht.

5. Bibliographische Hinweise

Literatur

  • Michael Antoni (Bearb.): Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreußens. Die ehemaligen Provinzen West- und Ostpreußen (Deutschordensland Preußen) mit Bütower und Lauenburger Land. München, Berlin 1993.
  • Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. 2. Aufl. Berlin 1993 (Deutsche Geschichte im Osten Europas).
  • Klaus Garber, Manfred Komorowski, Axel E. Walter (Hg.): Kulturgeschichte Ostpreußens in der Frühen Neuzeit. Tübingen 2001 (Frühe Neuzeit 56).
  • Jörg Hackmann: Ostpreußen und Westpreußen in deutscher und polnischer Sicht. Landeshistorie als beziehungsgeschichtliches Problem. Wiesbaden 1996 (Deutsches Historisches Institut Warschau, Quellen und Studien 3).
  • Christofer Herrmann: Mittelalterliche Architektur im Preußenland. Untersuchungen zur Frage der Kunstlandschaft und -geographie. Petersberg 2007 (Studien zur internationalen Architektur- und Kulturgeschichte 56).
  • Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. 3 Bde. Göttingen 1968.
  • Bernhart Jähnig (Hg.): Die Volksabstimmung 1920. Voraussetzungen, Verlauf und Folgen. Marburg 2002 (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 17).
  • Bernhart Jähnig (Hg.): Musik und Literatur im frühneuzeitlichen Preußenland. Marburg 2009 (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 24).
  • Bernhart Jähnig (Hg.): Literatur im Preußenland von der ausgehenden Ordenszeit bis ins 20. Jahrhundert. Osnabrück 2012 (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 27).
  • Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. 3. Aufl. München 2005.
  • Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte einer historischen Landschaft. München 2014.
  • Jurij V. Kostjašov (Hg.): Vostočnaja Prussija glazami sovetskich pereselencev. Pervye gody Kaliningradskoj oblasti v vospominanijach i dokumentach [Ostpreußen mit den Augen der sowjetischen Umsiedler. Die ersten Jahre des Kaliningrader Oblast in Erinnerungen und Dokumenten]. 2. Aufl. Kaliningrad 2003.
  • Gerard Labuda, Stanisław Salmonowicz (Hg.): Historia Pomorza [Geschichte Ost- und Westpreußens sowie Pommerns], bislang 4 Bde. Poznań 1969−2002.
  • Peter Mast: Ostpreußen und Westpreußen und die Deutschen aus Litauen. München 2001 (Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat 10).
  • Klaus Militzer (Hg.): Probleme der Migration und Integration im Preußenland vom Mittelalter bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Marburg 2005 (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 21).
  • Alvydas Nikžentaitis (Hg.): Klaipėdos ir Karaliaučiaus kraštų XVI−XX a. istorijos problemos [Historische Probleme der Gebiete um Memel und Königsberg vom 16. bis 20. Jahrhundert]. Klaipėda 2001 (Acta historica Universitatis Klaipedensis 8).
  • Ernst Opgenoorth (Hg.): Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens. 4 Bde. Lüneburg 1994–1998 (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 10).
  • Christian Pletzing (Hg.): Vorposten des Reichs? Ostpreußen 1933−1945. München 2006 (Colloquia Baltica 3).
  • Hermann Pölking: Ostpreußen. Biographie einer Provinz. Berlin 2011.
  • Jan Salm: Ostpreußische Städte im Ersten Weltkrieg. Wiederaufbau und Neuerfindung. München 2012 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 46).
  • Jens Stüben (Hg.): Ostpreußen – Westpreußen – Danzig. Eine historische Literaturlandschaft. München 2007 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 30).
  • Tomasz Torbus: Die Konventsburgen im Deutschordensland Preußen. München 1998 (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte 11).
  • Robert Traba (Hg.): Kraina tysiąca granic. Szkice o historii i pamięci [Land der tausend Grenzen. Skizzen zu Geschichte und Gedächtnis]. Olsztyn 2003 (Bibliotheka Borussii 25).
  • Robert Traba: „Wschodniopruskość“. Tożsamość regionalna i narodowa w kulturze politycznej Niemiec. Poznań [u. a.] 2005. Deutsch: Ostpreußen – die Konstruktion einer deutschen Provinz. Eine Studie zur regionalen und nationalen Identität 1914−1933. Osnabrück 2010.
  • Matthias Weber (Hg.): Preußen in Ostmitteleuropa. Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte. München 2003 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 21).
  • Erich Weise (Hg.): Handbuch der historischen Stätten. Ost- und Westpreußen. Stuttgart 1981 (Kröners Taschenausgabe 317).

Periodika

  • Altpreußische Geschlechterkunde. Blätter des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen (1927−1943, Neue Folge 1953ff.).
  • Komunikaty Mazursko-Warmińskie. Kwartalnik [Nachrichten aus Ermland-Masuren. Vierteljahresschrift] (1949ff.).
  • Preußenland. Jahrbuch der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und der Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens. Mitteilungen aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (1963ff., ab 2010 als Jahrbuch).
  • Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (1860−1943, 1960ff.).

Bibliographien

  • Bibliographie zur Geschichte Ost- und Westpreußens. Bibliografia historii Pomorza Gdańskiego i Prus Wschodnich / in Zusammenarbeit mit dem Towarzystwo Naukowe w Toruniu und der Biblioteka Uniwersytecka w Toruniu und in Verbindung mit der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung hg. vom Herder-Institut. Marburg 1999–2008.
  • Maximilian Rankl (Bearb.): Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945–1988. Bonn 1990.
  • Max Szameitat: Bibliographie des Memellandes. Würzburg 1957.
  • Ernst Wermke: Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen. 4 Bde. Königsberg bzw. Aalen, Bonn-Bad Godesberg, Marburg 1933–1978.

Weblinks

 

Anmerkungen

[1] Wohnbevölkerung nach dem Stand der Volkszählung vom 17. Mai 1939 (2.488.122 Personen) unter Abzug des Regierungsbezirks Westpreußen (301.808 Personen auf 2.925,93 km²) und Addition des Memellandes (154.694 Personen am 01.01.1940 auf 2.416 km²). Zur Provinz Ostpreußen in den Grenzen von 1913 gehörte zudem das Soldaugebiet mit 501 km², Wohnbevölkerung 24.830 Einwohner Mitte 1939. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 58 (1939/40), S. 7 bzw. S. 10; und Gemeindestatistik. Ergebnisse der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939. Heft 1: Ostpreußen. Berlin 1943 (Statistik des Deutschen Reichs 559), S. 4−5.

[2] Zu der wenig bekannten, auf das Tannenberg-Denkmal verweisenden Wappenänderung Ernst Vogelsang: Von der Briefkopfvignette zum Truppenkennzeichen − das Reichsehrenmal Tannenberg als Symbol einer Provinz. In: Udo Arnold (Hg.): Preußische Landesgeschichte. Festschrift für Bernhart Jähnig zum 60. Geburtstag. Marburg 2001 (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 22), S. 541−552, hier S. 549 mit Abb. Insgesamt Ludwig Biewer: Das Wappen von Ostpreußen. In: Zeitschrift für Ostforschung 34 (1985), S. 273−279.

[3] Zitat aus Reinhard Wenskus: Das Ordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts. In: Hans Patze (Hg.): Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert. Bd. 1. Sigmaringen 1970 (Vorträge und Forschungen 13), S. 347−382, hier S. 355.

[4] Vorlage aus Bernhard Jähnig: Winrich von Kniprode – Hochmeister des Deutschen Ordens 1352−1382. In: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 19 (1982), S. 249−276, Wiederabdruck in Ders.: Vorträge und Forschungen zur Geschichte des Preußenlandes und des Deutschen Ordens im Mittelalter. Hg. von Hans-Jürgen und Barbara Kämpfert. Münster 2011 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreußens 34), S. 67−89, hier S. 75.

[5] Die Erfassung der Urkunden wird nun fortgeführt im Virtuellen Preußischen Urkundenbuch unter www.oa.uni-hamburg.de/datenbanken/preussische-urkundenbuch.html (Abruf 17.08.2021).

[6] Vorlage aus Martin Armgart: Zur Geschichte des Kreises Neidenburg. In: 40 Jahre Patenschaft 1953−1993. Stadt Bochum – Kreisgemeinschaft Neidenburg im Spiegel der Zeit. Bochum 1993, S. 16−33, hier S. 16.

[7] Ralf Meindl: Ostpreußens Gauleiter. Erich Koch – eine politische Biographie. Osnabrück 2007 (Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 18). URL: www.perspectivia.net/publikationen/ev-warschau/meindl_koch (Abruf 23.11.2015). Insgesamt Pletzing (Hg.): Vorposten des Reichs?

[8] Zitat aus Kossert: Ostpreußen, S. 317, nach eingehender Schilderung der Vorgänge ab S. 310.

[9] Eine beklemmende Dokumentation ist das noch 1986 geführte Fernsehinterview von Mieczysław Siemiński mit dem fast 90-jährigen Koch; ein Zusammenschnitt wurde 1992 vom SDR gesendet.

[10] Präzise Zahlenangaben sind naturgemäß kaum zu erheben. Eine der ersten Schätzungen erfolgte bei Otto Lasch: So fiel Königsberg. Kampf und Untergang von Ostpreußens Hauptstadt. München 1958, S. 127: „Von der bei der Kapitulation etwa 110.000 Personen betragenden Zivilbevölkerung leben nur noch rund 25.000“. Nach einer sowjetischen Statistik wurden zum 1. September 1945 in Königsberg Stadt nur 68.014 Personen registriert, im gesamten nördlichen Ostpreußen 139.902 Personen, davon 39.855 nicht arbeitsfähig; Ruth Kibelka: Die deutsche Bevölkerung zwischen Anpassung und Ausweisung nördlich und südlich der Memel (1945−1948). Diss. phil. Berlin 1997, S. 42f. Zusammenstellung verschiedener Erhebungen und Schätzungen bei Gerhild Luschnat: Die Lage der Deutschen im Königsberger Gebiet 1945−1948. 2. Aufl. Frankfurt/Main u. a. 1998 (Europäische Hochschulschriften/3 686), S. 74−78.

[11] Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. Berlin 1913, S. 2. (Beschränkter Zugriff unter www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=PPN514401303_1912 [Abruf 23.11.2015]).

[12] Die Zahlen 1947 und um 1999 aus Andrzej Sakson: Zwischen Polentum und Deutschtum – gibt es noch Ermländer und Masuren. In: Nordost-Archiv. Neue Folge 8 (1999), H. 1, S. 221−236, hier S. 221. Zu den Phasen nach 1945 Andreas Kossert: Masuren. Ostpreußens vergessener Süden. Berlin 2001, S. 357−379.

[13] Martin Armgart: Die Handfesten des preußischen Oberlandes und ihre Aussteller. Diplomatische und prosopographische Untersuchungen zur Kanzleigeschichte des Deutschen Ordens in Preußen. Köln u. a. 1995 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Beiheft 2), insbes. S. 200−285; zu gezielter Förderung von Landeskindern Hartmut Boockmann: Die Rechtsstudenten des Deutschen Ordens. Studium, Studienföderung und gelehrter Beruf im späten Mittelalter. In: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971. Bd. 2, Göttingen 1972 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 36,2), S. 313−375.

[14] Zusammenstellung in Max Perlbach: Prussia Scholastica. Die Ost- und Westpreußen auf den mittelalterlichen Universitäten. Braunsberg 1895.

[15] Die ersten Zahlen bei Franz Eulenburg: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Leipzig 1904, Ndr. Berlin 1994, Tabelle zu allen Universitäten S. 303−307; kommentiert und fortgeführt für Königsberg bei Klaus Bürger: Bemerkungen zu den Studentenverzeichnissen und den Studenten der Universität Königsberg Pr. (1829−1921/22). In: Preußische Landesgeschichte (Anm. 2), S. 497−512, Tabelle 1900−1922 auf S. 511f.; die Höchstzahl von 1930 bei Fritz Gause: Geschichte der Stadt Königsberg, Bd. 3: Vom Ersten Weltkrieg bis zum Untergang Königsbergs. Leer 1971, Ndr. Köln u. a. 1996 (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart 10), S. 62.

[16] Philipp Adlung (Hg.): Die Prussia-Sammlung. Der Bestand im Museum für Geschichte und Kunst Kaliningrad. Bremen 2005.

[17] Die ober- und niederdeutsche Elemente sowie zahlreiche Lehnworte umfassenden Dialekte  sind dokumentiert in: Preußisches Wörterbuch. Deutsche Mundarten Ost- und Westpreußens. Begr. von Erhard Riemann. Fortgef. von Ulrich Tolksdorf. Hg. von Reinhard Goltz. 6 Bde. Neumünster 1974−2005.

Zitation

Martin Armgart: Ostpreußen. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2015. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32538 (Stand 15.02.2022).

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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